Mehr Luxus für den Radverkehr

Ortsbeirat will Haltegriffe und Fußablagen an Ampelmasten - zunächst am Platz der Republik. Der ADFC Frankfurt begrüßt die Idee, mahnt aber an, dass an der Kreuzung Radwege fehlen.
Haltegriffe, Fußablagen und Drive-by-Mülleimer: Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind, soll künftig mehr Komfort geboten werden. Dafür hat sich der Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Europaviertel, Gallus, Gutleut, Innenstadt) einem Antrag der Grünen folgend mehrheitlich ausgesprochen. Demnach soll der Magistrat zunächst die Kreuzung am Platz der Republik entsprechend ausstatten.
Nach dem Willen des Gremiums soll die Stadt entlang der Radwege, Radschutzstreifen und Haltebereiche vor den Ampeln in Richtung Hauptbahnhof, Messe und Gallus an den dortigen Ampelmasten Haltegriffe und Fußablagen montieren. Damit müssten Radfahrende bei Rot nicht ständig kurzfristig ab- und wieder aufsteigen, erklärt Alexander Mitsch (Grüne) seinen Antrag. Zudem sollen sogenannte Drive-by-Mülleimer angebracht werden, in die Radfahrerinnen und Radfahrer auch vom Fahrradweg aus Abfall entsorgen können.
Für Lacher sorgten in der Sitzung die ebenfalls von den Grünen geforderten „Love Handles“, mit denen in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, wo die Idee der Grünen herkommt, Haltegriffe für Radelnde an Masten bezeichnet werden. „Love Handles“ stehen im Englischen allerdings für Hüftspeck.
Der Platz der Republik werde von immer mehr Menschen mit dem Fahrrad überquert, begründet Mitsch seine Vorlage. Die vorhandene Infrastruktur und Verkehrsführung sei in den vergangenen Jahren für diese Gruppe zwar ausgebaut worden, biete aber nur wenig Komfort. Autos und Lastwagen seien dort weiterhin vorherrschend. „Der Umstieg aufs Rad soll aber gefördert werden.“ Städte wie Amsterdam und Kopenhagen hätten es dagegen in den vergangenen Jahrzehnten geschafft, den Anteil des Radverkehrs stark zu steigern. Ein „Baustein des Erfolgs“ sei die Erhöhung des Komforts. Neben Beschilderungen, Ampelschaltungen, grüner Welle und baulich getrennten Radwegen spielten Angebote wie Fußablagen, Haltegriffe und Mülleimer eine große Rolle, so Mitsch.
Erfahrung in Oberursel
Der Magistrat sollte im Ortsbezirk 1, durch den täglich ein großer Teil des Radverkehrs in Frankfurt rolle, mit gutem Beispiel vorangehen und sogenannte Best Practice-Beispiele aus dem europäischen Ausland in der Mainmetropole einführen. Dadurch könne das Radfahren und somit auch der Umstieg noch attraktiver werden. Sollte die Verwaltung weitere oder geeignetere Flächen finden, sollten auch dort entsprechende Gerätschaften montiert werden.
Falko Görres (Die Partei) sprach sich gegen den Antrag aus. Am Platz der Republik sei „nicht Luxus“ nötig, dort fehlten grundlegende Dinge, um die Situation für den Radverkehr zu verbessern. „Das ist der zweite Schritt vor dem ersten.“ Der ADFC Frankfurt unterstützt die „Komfort-Maßnahme“, da sie Radfahrenden zeige, „sie sind willkommen“, sagt dessen neuer verkehrspolitischer Sprecher, Ansgar Hegerfeld. Am Platz der Republik könnte gut ausprobiert werden, wie Griffe, Ständer und Abfalleimer angenommen werden. Allerdings sei es dringend nötig, die Kreuzung im Zuge dessen für den Radverkehr auf Vordermann zu bringen, so Hegerfeld. Aus Richtung Hauptbahnhof und Westen kommend, fehlten etwa Radwege. Auch sei der Asphalt zum Teil in einem schlechten Zustand.
Erfahrung mit einem sogenannnten Ampelgriff hat Oberursel. Mehr als zehn Jahre lang war dort an der Verkehrskreuzung vor der Alten Leipziger eine Halterung, die sehr gut angenommen worden sei, so Susanne Bittner vom ADFC Hochtaunus. Nachdem die Kreuzung behindertengerecht umgebaut worden ist, musste der Griff abmontiert werden. Die wartenden Radfahrerinnen und Radfahrer hätten blinden und sehbehinderten Menschen im Weg gestanden, so Bittner. „Jetzt suchen wir einen neuen Standort.“