Europagarten: Rasen wird in diesem Jahr nicht freigegeben

Die Stadt wird den Rasen des Europagartens nicht so schnell freigeben. Das Grünflächenamt erläutert, warum das Gras nicht wächst, dafür aber die Kosten für Gutachten.
Frankfurt/Gallus – Fleißig verteilen die Rasensprenger das Wasser, doch die Grünflächen des Europagartens sind noch immer mit Bauzäunen abgeriegelt. Wann endlich Menschen auf den Wiesen der mehr als fünf Hektar großen Parkanlage liegen, laufen, spielen dürfen, bleibt ungewiss. Die Eröffnung war für 2014 geplant, zeitgleich zum Bezug der umliegenden Wohnungen. Doch die Rasenflächen bleiben „wahrscheinlich mindestens dieses Jahr nicht betretbar“, sagt der Leiter des Grünflächenamtes Stephan Heldmann. Nur Gutachter dürfen dorthin, um erneut zu prüfen.
Die grünen Flächen seien trügerisch, so Heldmann. Nachträgliche „kosmetische Versuche an der Oberfläche“ ließen den Rasen schmuck aussehen. Doch die Stadt will die Flächen erst von dem Bauherren übernehmen, wenn genug Gras gewachsen ist - mindestens 70 Prozent sollen bewachsen sein. Das ist laut Heldmann mitnichten der Fall. Die Mängel bei Gras- und Baumbewuchs seien auch nicht ausschließlich der Hitze des vergangenen Sommers geschuldet.
Europagarten: Pflanzen bekommen nicht ausreichend Wasser
Beim Pressetermin am Donnerstag erklärt Heldmann, unterstützt von Rechtsanwalt Max Ungerberg, wo die Probleme begraben sind. Unter der Erde. Die Böden sind vermutlich so sehr verdichtet, dass die Pflanzen nicht ausreichend Wasser bekommen. Das Wasser stehe zu lange auf den Flächen, ohne zu versickern. Das sei laut Heldmann ein „Indiz“ dafür, dass der Immobilienentwickler Aurelis Real Estate den Rasen nicht wie gefordert gepflanzt und gepflegt habe. Nicht so, wie es „notwendig wäre“, damit die Flächen auch lange grün bleiben.
Heldmann und Ungerberg betonen, dass die Stadt durch die Absperrung Kosten spare, auch wenn die Gutachtenkosten bisher schon bei 30.000 Euro lägen. Das im Juni beauftragte Gutachten für den zweiten Bauabschnitt ist nicht das erste für den Europapark. Das Amt zweifelt bereits länger, das der Bauträger alles richtig bewässert und die Böden gelockert hat. Weder Bäume noch Gras wollen wachsen. Die Stadt hofft, die Kosten für die Mängel nicht selbst tragen zu müssen.
Die Ergebnisse des neuerlichen Gutachtens werden wohl Ende Oktober vorliegen. Erst dann könne das weitere Vorgehen geplant werden. Übernimmt die Stadt die Wiesen, ist sie finanziell für den Zustand verantwortlich. Ungerberg verdeutlicht: Die Übernahme wäre „fahrlässig“, solange nicht geprüft ist, ob die Vertragsbedingungen erfüllt wurden. Der „Riegel“, der die Grünflächen noch immer absperrt, sei „im Interesse der Bürger“.
Obwohl die Stadt nun 15.000 Flyer an die Anwohner verteilt hat, sind die sicher nicht zufrieden, dass die Stadt ihnen den Park weiter vorenthält.
Ortsvorsteher Oliver Strank (SPD), bringt als Anwalt jedenfalls viel Verständnis für die juristischen Verzögerungen auf. Er hofft auf einen juristischen Vergleich, damit der Park früher geöffnet werden kann. Denn das Viertel benötige endlich seine „grüne Lunge“.
Vor allem, wenn die schon lange sichtbar hinter den Absperrungen liegt und lockt.
Der Europagarten
2008 haben die Berliner Landschaftsarchitekten von Relais den europaweiten Wettbewerb mit ihrer Planung des Europagartens gewonnen: ein 5,31 Hektar großer Garten mit 358 Bäumen und 2,83 Hektar Rasenfläche. Aurelis Real Estate ist Bauherr.
Der erste Bauabschnitt ist zwei Hektar groß und seit Sommer 2012 zugänglich. Hier hat das Grünflächenamt erst nach der Übernahme Mängel festgestellt und Gutachten beauftragt: 65 Prozent der 277 Bäume galten im Mai als geschädigt oder stark geschädigt.
Vom zweiten Bauabschnitt, 3,3 Hektar groß, sind die 2,8 Hektar Rasenfläche noch gesperrt. Das Ergebnis des Gutachtens erscheint voraussichtlich im Oktober, das Grünflächenamt sieht bisher keine Grundlage, die Flächen abzunehmen.