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Kollektiv aus Frankfurter Beschäftigten ruft zum Streik bei Galeria auf

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Von: Steven Micksch

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Das Frankfurter Beschäftigten-Kollektiv „NewGaleria“ ruft für den 27. März zu Protesten auf. Die Beschäftigten sollen die Warenhäuser künftig selbst verwalten.

Frankfurt – Das Kollektiv „NewGaleria“ hat in einer Pressemitteilung die Beschäftigten in allen Galeria-Häusern dazu aufgefordert, am 27. März ihre Arbeit niederzulegen. An diesem Tag ist die Gläubigerversammlung, die den Schließungsplänen der Konzernleitung noch zustimmen muss.

Das Kollektiv besteht hauptsächlich aus Beschäftigten der „geretteten“ Frankfurter Filiale an der Hauptwache. Sie beklagen, dass Kolleginnen und Kollegen, bei wöchentlichen Besprechungen mit der Geschäftsführung – trotz der fatalen Lage – immer wieder mit Durchhalteparolen hingehalten und zu mehr Leistung aufgefordert werden.

Galeria-Beschäftigte fordern das Ausscheiden von Investor René Benko

Deshalb fordern die Beschäftigten den Rücktritt des gesamten Galeria-Vorstandes, das Ausscheiden des Investors René Benko und das Zurückzahlen der in Anspruch genommenen Staatshilfen aus seiner eigenen Tasche, keine Entlassungen und das Überführen der Warenhäuser in die demokratische Selbstverwaltung durch die Beschäftigten (Genossenschaft).

Die Beschäftigten der Galeria-Filiale an der Hauptwache rufen zum Streik auf.
Die Beschäftigten der Galeria-Filiale an der Hauptwache rufen zum Streik auf. © Renate Hoyer

Zumindest in einem Punkt sieht auch die hessische SPD Redebedarf. Der Vorsitzende der Fraktion im Landtag, Günter Rudolph, fordert René Benko auf nun auch Verantwortung zu übernehmen, weil der Konzern in der Vergangenheit erhebliche Hilfen der öffentlichen Hand in Anspruch genommen habe. Das Thema Galeria solle zeitnah in einer Sondersitzung des Hessischen Landtags aufgegriffen werden, ein entsprechender Antrag sei bereits auf dem Weg. Dann müsse auch die Landesregierung erklären, ob sie genügend Maßnahmen ergriffen habe, um die Schließungen von sieben hessischen Standorten zu verhindern.

Frankfurter IHK-Präsident mahnt Politik zu schnellerer Innenstadtentwicklung

Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt, erklärt der FR auf Anfrage: „Mehr denn je wird derzeit deutlich, dass die Frankfurter Politik den Diskurs darüber, wie sich Innenstadt und Einkaufsstraßen in der Stadt entwickeln könnten, vorantreiben sollte, sonst droht weiterer Leerstand. Unternehmerinnen und Unternehmer brauchen attraktive Rahmenbedingungen für ihre Geschäfte, zudem ein entsprechendes Flächen- und Verkehrsangebot. Aspekte wie Sicherheit und Sauberkeit sollten jetzt angegangen werden.“ Immerhin plant der Eigentümer der Galeria-Immobilie auf der Zeil bereits einen Neubau auf dem Gelände.

Gewerkschaft Verdi beklagt „personalpolitischen Kahlschlag“ bei Galeria

Die Gewerkschaft Verdi sorgt sich ebenfalls um die Zukunft – vornehmlich die der übrig bleibenden Galeria-Standorte. In einer Pressemitteilung warnte Marcel Schäuble, Verdi-Landesfachbereichsleiter Handel und Leiter der Verhandlungen über die Rückkehr des Unternehmens zu den Branchentarifverträgen des Einzelhandels, vor einem „Sterben auf Raten“. Im Hessen würden mehr als 600 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Hinzu kämen rechnerisch wohl nochmals 300 Beschäftigte, deren Stellen „im Zuge der Verkleinerung der verbleibenden Filiale beseitigt werden sollen“.

Er sprach von einem „personalpolitischen Kahlschlag“, der auch zu einem Rückgang der Attraktivität von Innenstädten führen könne. Nicht nur dass mit den Schließungen Wertvolles verloren ginge, sondern auch durch den Personalabbau in den bestehenden Häusern sei eine wirklich qualitativ zufriedenstellende Betreuung der Kundinnen und Kunden nicht mehr möglich. So würden letztlich auch diese Häuser nicht den Ansprüchen genügen. Schäuble forderte erneut ausgereifte, vertriebs- und markttaugliche Konzepte. Dafür müssten nun Personal, Kundschaft und Politik gemeinsam kämpfen. (Steven Micksch)

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