Frankfurts Stadtschulsprecher: „Es reicht nicht, dreimal die Woche zu testen“

Frankfurts Stadtschulsprecher Hannes Kaulfersch sieht dem Winter mit Sorge entgegen. DreiTests pro Woche reichten nicht aus, um gut durch den Winter zu kommen.
Dreimal die Woche sollen sich nicht geimpfte Schülerinnen und Schüler ab vom heutigen Donnerstag an bis mindestens Ende Januar in der Schule testen. So sieht es die neueste Regelung der hessischen Landesregierung vor. Für Frankfurts Stadtschulsprecher Hannes Kaulfersch ist das nicht genug. Er plädiert auch für das Maskentragen am Platz und eine konsequente Kontaktnachverfolgung.
Herr Kaulfersch, dreimal die Woche testen – reicht das für Sie, um gut durch den Pandemie-Winter zu kommen?
Wie hoch die Zahlen noch steigen werden, ist nicht absehbar. Sie sind aber jetzt schon besorgniserregend. Alleine mit dreimal in der Woche testen kommen wir nicht gut durch den Winter. Die Antigentests spiegeln nur einen Teil der Tage wider, an denen man ansteckend sein kann. Die Tests bieten eine zusätzliche Sicherheit, aber man kann sich nicht hundertprozentig darauf verlassen. Deswegen kommt es jetzt vor allem darauf an, ob Masken im Unterricht getragen werden. Nach der neuen Regelung des Landes gilt keine Maskenpflicht mehr.
Darin sehen Sie eine große Gefahr?
Ich glaube, das kann für große Ausbrüche sorgen, da man auch an Tagen ansteckend sein kann, an denen nicht getestet wird. Die Maske ist ein wesentliches und verhältnismäßiges Element, um den freien Lauf der Delta-Variante in den Klassen nicht eskalieren zu lassen und Infektionen und Quarantänen zu vermeiden.
Fordern Sie also, dass die Maskenpflicht am Platz wieder eingeführt wird?
So, wie wir das wahrnehmen, tragen die allermeisten Schüler:innen momentan weiterhin freiwillig die Maske, obwohl keine Pflicht gilt. Wenn die Infektionszahlen jetzt weiter stark steigen, dann sollte man die Maskenpflicht wieder einführen. Wir brauchen aber vor allem eine konsequentere Kontaktnachverfolgung. Nach den neuesten Regelungen des Landes werden nur die positiv getesteten Personen in Quarantäne geschickt, jedoch nicht mehr die engsten Kontaktpersonen. Das halten wir für sehr riskant. Lieber ein bisschen konsequenter in der Quarantäne als eine halbe Klasse, die später von den Kontaktpersonen angesteckt wird.
Wie nehmen Sie die Infektionslage an den Schulen wahr?
Ich nehme momentan an meiner Schule wahr – aber das ist jetzt nicht repräsentativ –, dass vermehrt Fälle auftreten. Mit steigenden Zahlen wird das allgemein zunehmen, das ist sicher. Jugendliche erkranken seltener schwer an Corona, aber bei ihnen kann auch Long Covid oder Pims (ein postvirales Entzündungssyndrom, d.Red.) auftreten. Das sollte man nicht vergessen.
Also weiter sehr vorsichtig sein?
Ja. Ich habe große Bauchschmerzen, wenn das Virus im großen Stil durch die Schulen ziehen würde. Wir haben ja Instrumente dagegen. Wir müssen auch dafür sorgen, dass sich vor allem die älteren Jugendlichen impfen lassen. Wir machen Motivationsarbeit, haben gerade mit der Stadt Frankfurt eine Social-Media-Kampagne gefahren und jetzt Flyer entwickelt, um für das Impfen unter Schüler:innen zu werben.
Sollte es mehr spezielle Impfangebote für Schülerinnen und Schüler geben?
Wir hätten gerne, dass mit Impfaktionen an die Schulen gegangen wird. An den Berufsschulen gab es das, und es war sehr erfolgreich. Man sollte darüber nachdenken, das auch für Ältere an den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen anzubieten, um mehr Tempo zu bekommen. Wir müssen nämlich auch das große Bild sehen: Wenn wir bald zurück zu gesellschaftlicher Normalität wollen, dann geht das nur durch eine breit geimpfte Gesellschaft.
Interview: Sandra Busch