Frankfurter Zeil: „Ins ehemalige Esprithaus ziehen im April Pop-up-Stores ein“

Handelsexperte Joachim Stoll über die Zukunft der Zeil, neue Läden und was sich ändern muss, damit die Einkaufsstraße in Frankfurt attraktiver wird.
Frankfurt - Joachim Stoll, Vizepräsident des Handelsverbands Hessen-Süd und Vizepräsident des Einzelhandelsausschusses der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, erläutert, welche Veränderungen auf der Zeil geplant sind.
Erst am Montag wurde bekannt, dass Karstadt Anfang 2024 schließen wird, auch Läden wie Esprit sind schon länger nicht mehr vertreten. Der ehemalige Zara an der Konstablerwache ist immer noch nicht neu vermietet. In welchem Zustand ist die Frankfurter Zeil, Herr Stoll?
Es sind stürmische Zeiten: Die Zeil ist einerseits geprägt von den Problemen der Textilbranche wie den bekannten Insolvenznamen Görtz, Galeria-Karstadt-Kaufhof, P&C. Warum der Zara nicht neu vermietet ist, weiß ich nicht. Aber es gibt sonst kaum Leerstand. Wir haben zudem positive Anker wie den Wochenmarkt an der Konstablerwache, der viele Menschen auch von außerhalb Frankfurts in die Innenstadt zieht. Zudem eröffnen regelmäßig neue Marken hier. Auch Läden rund um die Hauptwache sind Positivbeispiele: Beim Uhrenladen Swatch stehen Leute manchmal sogar Schlange, um bestimmte Modelle zu kaufen. Auch das Konzept der Galeria-Karstadt-Kaufhof als Weltstadthaus, das top renoviert und top ausgestattet ist, funktioniert gut.
Warum funktioniert Kaufhof, aber Karstadt nicht?
Zwei Standorte vom selben Anbieter lassen sich offensichtlich in einer Straße nicht wirtschaftlich betreiben. Wichtig ist, dass jetzt, wo bekannt ist, dass Karstadt schließt, frühzeitig ein Konzept für eine Zwischennutzung ab Februar 2024 entwickelt wird, um so einen großen Leerstand zu vermeiden.
Frankfurt: „Der Handel und Besucher brauchen mehr Sicherheit und Sauberkeit“
Was verändert sich gerade noch?
Besucher kommen zwar vorwiegend wegen des Handels in die Innenstadt, aber einen immer größeren Anteil ihrer Einkäufe erledigen sie online. Deswegen suchen Händler keine mehrstöckigen Häuser, sondern ausschließlich nur noch Erdgeschosslagen. Das ist ein Zukunftsmodell. Auf dem Grundstück der ehemaligen Sportarena, die abgerissen wurde, soll ein Gebäude entstehen, wo unten Läden und Gastro reinkommen und oben Büros.
Ab April werden zudem in das ehemalige Esprithaus für eine einjährige Testphase Pop-up-Stores einziehen. Damit wird einmal der hässliche Leerstand beendet. Start-ups können so hier ihre Ideen testen und Besucher haben immer neue Angebote. Am Donnerstag eröffnet jetzt auch Woolworth im ehemaligen Conrad an der Konstablerwache. Auch das ist erst mal positiv, weil auch hier der Leerstand beendet wird.
Besucher:innen und Handel beklagen, dass die Zeil immer schmuddliger wird. Was kann die Politik ändern, um die Innenstadt attraktiver zu machen?
Der Handel und Besucher brauchen mehr Sicherheit und Sauberkeit. Mehr Polizei gehört dazu. Denn auch junge Leute beklagen, dass sie sich auf der Zeil nicht mehr wohl und auch nicht sicher fühlen. Zudem brauchen wir genug Parkhäuser für die Menschen, die von außerhalb kommen, aber auch ein Konzept für sichere Parkmöglichkeiten für Radfahrer, die eben auch ihre E-Bikes abstellen wollen. Wichtig ist überhaupt eine nachhaltige Stadtentwicklung, mehr Grün in der Innenstadt, um auch bei den immer wärmeren Sommern die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Außerdem sollte es mehr Angebote für Familien wie einen Spielplatz geben. Und wir brauchen ein Citymarketing, das von unserer interessanten Innenstadt laut erzählt.
Interview: Kathrin Rosendorff