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Frankfurter Taubenprojekt geht in Berufung

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Von: Thomas Stillbauer

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Darf der das? Laut Gesetz nicht. Aber ist das gerecht?
Darf der das? Laut Gesetz nicht. Aber ist das gerecht? © Andreas Arnold

Das Urteil über eine aufgebrochene Tür zur Tierrettung „kann man so nicht stehen lassen“. Tierschützer erleidet Herzinfarkt.

Der Frankfurter Verein Stadttaubenprojekt kämpft weiter. Nachdem das Amtsgericht jüngst dem Wohnungsbauunternehmen ABG im Streit um eine aufgebrochene Tür recht gegeben hatte, wollen die Tierschützer in Berufung gehen. „Das Urteil kann man so nicht stehen lassen“, sagt die Vorsitzende Gudrun Stürmer.

Der Verein hatte, nachdem Anwohner auf Tauben in Not hingewiesen hatten, die Dachbodentür eines Hauses in Griesheim aufgebrochen und dahinter nach eigenen Angaben eingesperrte Vögel in schlimmer Verfassung vorgefunden. Die ABG bestritt in dem Verfahren, dass Tiere in Not gewesen seien.

Darauf kam es dem Gericht gar nicht an. Der Amtsrichter entschied, laut Gesetz sei eine Taube „kein taugliches Rechtsgut“; folglich dürften keine Sachen beschädigt werden, um Tauben zu retten. Die Tür müsse ersetzt werden, Streitwert: gut 600 Euro.

Das Geld ist dem Taubenprojekt in der Angelegenheit nicht das Wichtigste. „Nach diesem Urteil kann man Tauben einfach sterben lassen“, sagt Stürmer, „dann werden in Zukunft überall Dächer zugemacht, Fenster zugenagelt, und niemand darf etwas dagegen tun.“ Das verstieße gegen das Tierschutzgesetz. Es fand im vorliegenden Fall aber keine Anwendung. Straßentauben hätten in unserer Gesellschaft keine Lobby, darauf weist der Verein immer wieder hin. Im Gegenteil werde mit Schärfe ein Fütterungsverbot durchgesetzt, für das es nach einem jüngsten Berliner Gutachten allerdings keine Grundlage mehr gebe.

Mit Anzeigen überzogen

„Das Verbot muss rechtlich beleuchtet werden“, sagt Stürmer. „Schon unseren Helfern ist nicht zu vermitteln, dass sie Taubenhäuser sauber halten, dafür im Dreck robben – aber füttern dürfen sie die Tiere nicht.“ Das Stadttaubenprojekt betreibt mehrere Taubenhäuser in Frankfurt. Dort tauschen die Mitglieder Eier, die die Tiere legen, gegen Gipsattrappen aus, um die Population zu begrenzen.

Anderen Menschen gefällt dieses Engagement oft nicht. Die Stürmers werden mit Anzeigen überzogen, nachts mitunter vom Balkon aus gefilmt und mit dem Auto bis zum Gnadenhof in Oberrad verfolgt, berichten sie. Mit Konsequenzen nicht nur für die Tiergesundheit. Karl-Heinz Stürmer liegt im Krankenhaus. Nach der jüngsten Verfolgungsjagd erlitt er einen Herzinfarkt.

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