Frankfurter SPD setzt auf Hartwig und Müller als Vorsitzende

Die SPD Frankfurt hat erstmals eine Doppelspitze. Ina Hartwig und Kolja Müller werden den Unterbezirk gemeinsam führen. Das hat der Parteitag am Freitagabend entschieden.
Frankfurt. Ina Hartwig und Kolja Müller führen künftig gemeinsam die Frankfurter SPD. Die Delegierten wählten die städtische Kulturdezernentin und den Projektleiter bei der Verkehrsgesellschaft Frankfurt beim Jahresparteitag am Freitagabend im Volkshaus Sossenheim jeweils mit großer Mehrheit als Vorsitzende des Unterbezirks. Hartwig erhielt 85 Prozent der Stimmen, Müller 81 Prozent. Damit wird die Frankfurter SPD erstmals von einer Doppelspitze geführt. Weitere Kandidat:innen für den Vorsitz hatte es nicht gegeben.
Um diese Doppelspitze zu ermöglichen, hatte der Parteitag auf Antrag des Ortsvereins Sossenheim zunächst mit riesiger Mehrheit für einen satzungsändernden Antrag gestimmt. Auch künftig werden die Delegierten nun bei Vorstandswahlen jeweils zunächst abstimmen, ob die Partei von einer Doppelspitze geführt werden soll oder nicht. Diese muss jeweils aus einer Frau und einem Mann bestehen.
SPD Frankfurt: Müller und Hartwig haben bereits eng zusammengearbeitet
Es sei an der Zeit, dass die Frankfurter SPD geschlechterparitätisch geführt werde, sagte Hartwig in ihrer Bewerbungsrede. Müller und sie hätten zudem bewiesen, dass sie gut zusammenarbeiten können. „Vielleicht weil wir uns gut ergänzen.“
Hartwig und Müller fungierten bisher als stellvertretende Vorsitzende. Nachdem der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef im November nach fast zehn Jahren an der Spitze als Parteichef in Zusammenhang mit seiner Kandidatur zurücktrat, leiteten sie den Unterbezirk mit circa 3500 Mitgliedern in 41 Ortsvereinen kommissarisch. „Kolja und ich haben die Situation ganz gut gemanagt“, sagte Hartwig am Abend. Ihr und Müller sei es gelungen, die Geschlossenheit der Partei im gesamten OB-Wahlkampf zu wahren. „Der Erfolg gibt uns recht.“
SPD-Chefin Ina Hartwig wirbt für eine gerechte Stadt mit mehr bezahlbarem Wohnraum
Hartwig, die sich in ihrer zehnminütigen Rede als Teamplayerin und gut vernetzt bezeichnete, rief die Parteimitglieder auf, mit ihr für eine gerechte Stadt zu kämpfen, etwa für mehr bezahlbaren Wohnraum.
Müller warb in seiner Bewerbungsrede ausdrücklich für eine SPD als Partei der starken Wirtschaft und der nachhaltigen Mobilität. Zugleich mahnte der Bornheimer, die SPD müsse künftig mehr auf Menschen in Stadtteilen zugehen, in denen die Partei Potenzial hat, bei der Oberbürgermeisterwahl aber nur schwach mobilisieren konnte – etwa am Rande Frankfurts. „Schreiben wir bestimmte Quartiere ab oder organisieren wir uns neu?“, fragte Müller rhetorisch und warb etwa dafür, „Frankfurt-Touren“ zu starten.
Riesiger Applaus für den neuen Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef
Riesiger Jubel brandete auf, als Mike Josef, der zunächst beim fast zeitgleich stattfindenden Empfang zum Beginn seiner Amtszeit im Römer gewesen war, kurz nach 21 Uhr den Saal betrat. Fast alle erhoben sich zu Standing Ovations.
Für die beiden Stellvertreterposten hatte es, anders als zuletzt erwartet, doch nur zwei Bewerbungen gegeben. Landtagskandidatin Stefanie Minkley und der Bundestagsabgeordnete Armand Zorn traten an. (Christoph Manus)