Frankfurter Selbsthilfekontaktstelle fordert Landesgremium

Die Leiterin der Frankfurter Selbsthilfekontaktstelle berichtet, dass lokalen Gruppen die Vernetzung in andere Kommunen fehlt. Eine Landeskontaktstelle könnte Abhilfe schaffen. Der Ball liegt nun beim Land Hessen.
Alzheimer, Beziehungsprobleme, Depressionen oder Hörbehinderung. In Frankfurt gibt es viele Selbsthilfegruppen zu den unterschiedlichsten Themen. Den Kontakt zur passenden Gruppe für sich selbst zu finden, ist mitunter gar nicht so einfach. Maren Kochbeck ist Geschäftsführerin des Vereins Selbsthilfe e.V., dem Träger der Selbsthilfekontaktstelle in Frankfurt, und hat einen guten Überblick über die Hilfsangebote in der Stadt.
„Es gibt 500 Selbsthilfegruppen zu 220 Themen in Frankfurt“, sagt sie. Zu den Themen Alkohol und Sucht gebe es besonders viele, ebenso zu chronischen und psychischen Erkrankungen, zu anderen Themen, wie beispielsweise seltenen Erkrankungen oder sozialen Anliegen, eher wenige, meist weil die Zahl der Betroffenen klein ist. Manchmal wüssten die Menschen auch nicht, dass zu ihrem Anliegen eine Selbsthilfegruppe existiert. „An uns können sich die Menschen wenden, wenn sie eine Gruppe suchen“, sagt die Geschäftsführerin.
Die Kontaktstelle habe auch einen Blick auf die Gruppen im Umland. So gebe es im Main-Taunus-Kreis, der Wetterau, dem Main-Kinzig-Kreis, Hochtaunuskreis oder Stadt und Kreis Offenbach Angebote, die man in Frankfurt nicht findet. Bis auf den Hochtaunuskreis verfügen diese Kreise auch über Selbsthilfekontaktstellen. Gerade der Hochtaunus sei in dieser Beziehung ein blinder Fleck – Maren Kochbeck würde sich wünschen, dass der Kreis die Initiative ergreift, eine Einrichtung finanziell zu unterstützen, die sich um die Vernetzung der Selbsthilfe vor Ort kümmert.
Doch nicht nur Suchende sind in Frankfurt richtig. Auch Menschen, die gerne eine Gruppe gründen wollen, finden bei Maren Kochbeck und ihrem Team Rat. Die Frankfurter Kontaktstelle hilft bei rechtlichen und organisatorischen Fragen und sammelt Interessierte, bis ausreichend Menschen für eine Gründung zusammenkommen.
Finanziert wird die Kontaktstelle unter anderem durch die Stadt, durch kommunalisierte Landesmittel und Mittel der gesetzlichen Krankenkassen. Die privaten Krankenkassen beteiligen sich nicht an der Finanzierung; Kochbeck spricht von einer Lücke, die man schließen sollte.
Ein weiteres Problem hat die Geschäftsführerin in den Strukturen ausgemacht: In Hessen besteht nämlich keine Landes-Selbsthilfekontaktstelle. Damit sei das Bundesland Schlusslicht im Vergleich mit den anderen Ländern. Laut Maren Kochbeck wären die Krankenkassen sogar bereit, eine solche übergeordnete Stelle mitzufinanzieren. Das Land müsse aber mit einsteigen, eine konkrete Zusage stehe noch aus. Eine solche Landesstelle würde die Vernetzung der lokalen Kontaktstellen und damit der Selbsthilfegruppen deutlich verbessern, sagt die Expertin. Bisher funktioniere vieles nur über ehrenamtliche Arbeit.
Dass diese hessenweite Arbeit wichtig wäre, zeige die Landesarbeitsgemeinschaft, die es bereits für die lokalen Selbsthilfekontaktstellen gibt. Viermal jährlich treffen sich die Fachkräfte, um über Entwicklungen, Förderungen oder gemeinsame Projekte zu sprechen.
Interessierte, die eine Selbsthilfegruppe suchen, können sich telefonisch an die Frankfurter Kontaktstelle unter der Rufnummer 069 / 559 444 wenden. Erreichbar ist sie immer montags und dienstags von 10 bis 14 Uhr und donnerstags, 15 bis 19 Uhr.