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Frankfurter Nobelpreisträger List: Mit Molekül ins Goldene Buch

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Von: Sandra Busch

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Stammt aus Frankfurt, ist Frankfurter und steht jetzt im Goldenen Buch Frankfurts: Nobelpreisträger Benjamin List. Christoph Boeckheler
Stammt aus Frankfurt, ist Frankfurter und steht jetzt im Goldenen Buch Frankfurts: Nobelpreisträger Benjamin List. Christoph Boeckheler © christoph boeckheler*

Nobelpreisträger Benjamin List verewigt sich im Goldenen Buch – und träumt dabei vom Europapokal.

Als Benjamin List sich am Dienstagmorgen ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt einträgt, hat er den Nobelpreisbutton am Revers stecken. Als Benjamin List im Dezember 2021 den Nobelpreis für Chemie überreicht bekam, trug er einen Eintracht-Anstecker am Jackett. Denn List ist durch und durch Eintracht-Fan – und durch und durch Frankfurter. Auch wenn er seine Geburtstadt bereits mit 19 Jahren verließ. „Ich liebe diese Stadt, seit ich denken kann“, sagt der 54-Jährige am Dienstag im Römer. Auch zu dem Zeitpunkt, als sie noch als hässlichste Stadt Deutschlands gegolten habe. „Ich wusste schon damals: Das ist falsch.“

Und weil er diese Stadt so liebt, ist es für ihn „eine riesige Ehre“, sich ins Goldene Buch eintragen zu können. Mit Goldenen Büchern hat er bereits Erfahrungen gesammelt. Zweimal in Mühlheim an der Ruhr, wo er als Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung arbeitet, einmal in Köln hat er seinen Namen in Goldene Bücher schreiben dürfen. „Aber das war ein ganz anderes Ding, Frankfurt ist meine Heimatstadt.“

Den Nobelpreis erhielt List für seine Forschung zu organischen Katalysatoren. Katalysatoren beschleunigen eine chemische Reaktion, dank seiner Forschung können etwa Medikamente hergestellt werden. Unter anderem ein HIV-Medikament.

Nach der Unterschrift zeichnet er noch die Strukturformel eines Moleküls neben seinen Namen. „Das Intermediat in unserem Katalysezyklus“, erklärt List. Also ein Zwischenprodukt, das dabei entsteht. „Ich habe dieses Intermediat vorhergesagt, es ist die Grundlage meiner Karriere.“ Für List ein „starkes und schönes Molekül“.

List ist tief verwurzelt in der Stadt, seine Mutter, sein Vater, sein Bruder und inzwischen sogar seine beiden Söhne leben in Frankfurt und Umgebung. Und er ist nicht der Erste aus der Familie, der sich ins Goldene Buch eingetragen hat. Seine Tante Christiane Nüsslein-Volhard, die 1995 den Medizinnobelpreis erhielt, hat sich auf Seite 147 verewigt. Er folgt nun auf Seite 355.

Von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) gibt es noch Höchster Porzellan, die Paulskirche, „das bekommen sonst nur Bundeskanzler und Bundespräsidenten“. Und eben Frankfurter Nobelpreisträger. Ohne Frankfurt, da ist sich List sicher, „wär ich nicht zum Nobelpreis gekommen“. Denn Frankfurt sei weltoffen, liberal, kosmopolitisch und humanistisch. „Diese Freiheit, dieser goeth’sche Geist, der hier immer noch weht, hat mich geprägt.“ Er fühle sich in Frankfurt immer frei, und er glaube, dass „diese Freiheit eine Grundlage für meine Entdeckung war“.

Und dieses Freiheitsgefühl, dieses „Zutrauen in ‚ich kann mehr sein, als ich vielleicht erscheine‘, das prägt uns alle: die Stadt und auch die geliebte Eintracht“, sagt List. „Die traut sich auch immer mehr zu. Und dieses Jahr könnte es vielleicht klappen.“ Klappen mit dem Europapokal. Selbstverständlich war List beim Jahrhundertspiel in Barcelona, am Donnerstag wird er im Stadion gegen West Ham dabei sein, wenn es um den Einzug ins Finale geht. „Ich glaube, die Mannschaft bleibt konzentriert und ist nicht schon mit halbem Kopf in Sevilla“, sagt er. Er ist mit halben Kopf allerdings bereits dort und plant eine Reise im Mai nach Italien mit einem Umweg über Spanien.

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