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Frankfurter Jugend diskutiert über Demokratie

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Von: Alina Nitsche

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Schülerinnen und Schüler stimmen in der Paulskirche über Jugendquote im Bundestag ab.
Frankfurt 23.5.2023 Paulskirche: Jugend für Demokratie, 175 Jahre Paulskirche – eine Live-Debatte. Eine Veranstaltung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung im Rahmen von 175 Jahre Deutsche Nationalversammlung. Hier die Abstimmung VOR DER DEBATTE für oder gegen Wahlrecht mit 16 im Plenum © Monika Müller

Debatte in Paulskirche mit mehr als 600 Schülerinnen und Schülern.

Braucht der Bundesttag eine Jugendquote? Diese und weitere Fragen rund um die Demokratie diskutierten am Dienstag 600 Schüler:innen in der Frankfurter Paulskirche.

Am 23. Mai 1949, gestern vor 74 Jahren, wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkündet. Vor 175 Jahren tagte die Nationalversammlung in der Paulskirche, die diese Gesetze auf den Weg brachte. Um das doppelte Jubiläum zu feiern, kamen Oberstufenschüler:innen aus Frankfurt und Politiker:innen im geschichtsträchtigen Plenarsaal zusammen. Die Hertie Stiftung und die Stiftung Polytechnische Gesellschaft initiierten die Diskussionsveranstaltung „Jugend für Demokratie“.

Schüler:innen konnten anhand der Debatten das Wesen der Demokratie erleben. Sie gestalteten das Programm selbst und moderierten Podiumsgespräche mit Politiker:innen und Wissenschaftler:innen.

„Was hat Sie politisiert?“, fragte Schülerin Susanna Naumer Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) zu Beginn der Veranstaltung. „Ich stand als 14-Jährige mit einem Plakat auf der Straße, wir mussten uns hinter Panzern verstecken, als die Schüsse losgingen“, antwortete die gebürtige Iranerin. Die Islamische Revolution habe sie sehr geprägt. „Die Jugend bringt Protest und Bewegung in die Demokratie“, sagte sie.

Die Schüler:innen stellten sich während einer Debatte die Frage, ob es eine Jugendquote für 18- bis 25-jährige im Bundestag geben sollte. Dabei nahmen sie nicht ihre persönliche Position ein, sondern sprachen sich für ein vorher bestimmtes Lager aus. „Junge Menschen stehen für Grundrechte ein, das sieht man bei ‚Fridays for Future‘ und ‚Black Lives Matter‘“, argumentierte Nina Sophie Korntheuer für die Quote. „Jugendliche sind mit 1,1 Prozent im Bundestag unterrepräsentiert, machen aber 8,5 Prozent der Bevölkerung aus“, fügte Schüler Matteo Cornelli hinzu. „Es kommt nicht darauf an, dass jede Gruppe repräsentiert ist, sondern darauf, dass alle Meinungen vertreten sind“, entgegnete Juliette Erhardt. „Wenn eine Gruppe ein Quotenrecht hat, dann müssen alle eins erhalten, das ist unrealistisch“, sagte Philipp Hillebrecht. „Aber in Bezug auf uns gibt es eine besondere Dringlichkeit. Wir sind die Generation, die am meisten von aktuellen Entscheidungen für die Zukunft betroffen ist“, hielt Nina Sophie Korntheuer. dagegen.

Mit Ja-/Nein-Karten konnten die 600 Schüler:innen im Plenum nach der Debatte darüber abstimmen, ob sie eine Jugendquote befürworten. Das Meinungsbild war gespalten.

Weitere Diskussionen, die Schüler:innen exemplarisch auf der Bühne führten, drehten sich um ein verpflichtendes Soziales Jahr, Föderalismus und Wahlrechtsreformen. „Eine einzige richtige Lösung, die gibt es nicht“, sagte Schülerin Julie Wittich und fasste damit eine grundlegende Erkenntnis der Debatten zusammen.

Marianne Birthler, ehemals Oppositionelle in der DDR, sprach über ihre Erfahrungen während der Revolution von 1989: „Solange wir einen gemeinsamen Feind hatten, waren wir meist einer Meinung, als es dann möglich war, diese öffentlich zu äußern und zu diskutieren, was wir wollen, da wurde es kompliziert.“ Die Zeitzeugin gibt den Schüler:innen mit auf den Weg, Demokratie europäisch zu denken, auch Osteuropa in Diskussionen mit einzubeziehen.

Es komme auch darauf an, die Stimme für diejenigen zu erheben, die nicht in einer Demokratie leben, sagte Frank Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Polytechnischen Gesellschaft, zum Abschluss.

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