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Frankfurter Hochbunker öffnet wieder

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Von: Jana Ballweber

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Fünf Ausstellungen zeigen Vergangenheit und Gegenwart jüdischen Lebens in Frankfurt. Zur Wiedereröffnung am Sonntag finden Führungen statt.

Am Sonntag öffnet der Hochbunker in der Friedberger Anlage nach der Winterpause wieder seine Tore für Besucher:innen. Zu diesem Anlass organisiert der Verein Initiative 9. November Führungen durch alle fünf Ausstellungen, die im Bunker derzeit zu sehen sind.

So führt zum Beispiel der Zeitzeuge Majer Szanckower durch die Ausstellung „Displaced Persons – Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt am Main“. Renata Berlin aus dem Vorstand der Initiative erklärt dazu: „Ende der vierziger Jahre kamen etwa hundert Jüdinnen und Juden, die nicht auswandern wollten, nach Frankfurt. Sie wurden in einem Wohnblock in der Waldschmidt-Straße untergebracht.“ Bilder und Berichte zeigen, wie die Gruppe im Nachkriegs-Frankfurt gelebt hat.

Termine und Öffnungszeiten

Zur Wiedereröffnung am Sonntag, 24. April 2022, finden im Bunker Führungen durch alle Ausstellungen statt:

11 Uhr: „Displaced Persons“ mit Zeitzeuge Majer Szanckower
11:30 Uhr: „Ostend - Blick in ein jüdisches Viertel“
12 Uhr: „Synagogen in Deutschland - Eine virtuelle Rekonstruktion“
12:30 Uhr: „Musik als Form geistigen Widerstands“ mit Kuratorin Judith Freise
13 Uhr: „Jüdisches Leben in Deutschland heute“

Der Bunker in der Friedberger Anlage ist bis Ende November immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Führungen können vereinbart werden. jaba

Besonders stolz ist Renata Berlin auf eine Ausstellung, die erst im November eröffnet wurde: eine virtuelle Rekonstruktion von Synagogen, die bei dem Pogrom am 9. November 1938 von den Nazis zerstört worden waren. In der Ausstellung bekommen die Besucher:innen zunächst einen kleinen Durchgang durch die Geschichte der Zerstörung jüdischen Lebens während der Nazi-Zeit. „Mithilfe von virtueller Realität können unsere Gäste dann in die Architektur der Synagogen eintauchen. Wer noch nie in einer Synagoge gewesen ist, bekommt hier einen ersten Eindruck, wie sie von innen aussehen kann“, berichtet Berlin. Für das Erlebnis der virtuellen Realität stehen sogenannte VR-Brillen zur Verfügung. Diese Brillen erlauben es den Besucher:innen, sich in der virtuellen Synagoge zu bewegen und umzusehen, fast als wären sie tatsächlich dort.

Gleichzeitig mache die Ausstellung aber auch deutlich, welche kulturellen Verluste die Städte durch die Zerstörung der Gotteshäuser erlitten haben, so Berlin. Bei der Initiative 9. November hofft man, dadurch vor allem jüngere Menschen anzusprechen: „Unsere anderen Ausstellungen sind oftmals sehr textlastig. Da muss man sich schon sehr konzentrieren, um etwas mitzunehmen“, gesteht Berlin ein. Gerade für Jugendliche, die man noch für die Themen der Ausstellung interessieren müsse, sei die virtuelle Realität eine gute Gelegenheit. „Wir haben da bei Schulklassen ganz interessante Reaktionen erlebt. Die Schüler:innen haben sich richtig in die Sachen vertieft, konnten viel sehen und viel erfahren.“

Der Verein strebt deshalb bezüglich der Ausstellung eine enge Kooperation mit Schulen an. Erste Gespräche mit dem Schulamt haben auch schon stattgefunden, berichtet Berlin. Sie hofft, dass die Arbeit so dazu beiträgt, die Erinnerung an die Vergangenheit auch in der jungen Generation am Leben zu halten.

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