Sondierungsgespräche: Frankfurter Grüne zeigen sich offen für alle Bündnisse

Die Grünen sind die Gewinner der Kommunalwahlen in Frankfurt. Bislang gibt es noch keine Aussagen über eine künftige Koalition, selbst die Jugendorganisation hält sich zurück.
- Nach der Kommunalwahl in Frankfurt stellt sich die Frage über die zukünftige Koalition.
- Die Grünen halten sich mit etwaigen Vorlieben derzeit noch zurück.
- Von Flügekämpfen in der Partei möchte der Vorstandsprecher der Grünen in Frankfurt nichts wissen.
Frankfurt – Bei der Grünen Jugend in Frankfurt sprechen sie ihre eigene Sprache. „Unsere Stadt will Antirassismus, Klimaschutz, radikal ökonomisches Umdenken und Feminismus. Yallah, let’s go for it!“, so kommentiert Emre Telyakar das Wahlergebnis. Er ist Sprecher der Grünen Jugend und wird von Mai an dem Stadtparlament angehören. Denn der 24 Jahre alte Politikstudent kandidierte auf Platz acht der Liste der Grünen und ist somit sicher dabei im Römer.
Das gilt umso mehr für Tina Zapf, seine Vorstandskollegin bei der Grünen Jugend. Sie kandidierte auf Platz drei und drückte ihre Freude über das Wahlergebnis so aus: „Wir freuen uns über den klaren Auftrag, fortschrittliche Mehrheiten für das Frankfurt von morgen zu schaffen. Unsere Vision ist eine klimaneutrale, solidarische und soziale Stadt am Main.“ Klingt weniger jugendlich, aber die Referentin der Grünen in Rheinland-Pfalz ist ja auch schon 29 Jahre alt.
Nach der Kommunalwahl in Frankfurt: Grüne bislang ohne Koalitionsempfehlung
Interessant ist aber auch, was Zapf und Telyakar nicht sagen. Anders als die Jusos geben sie nämlich keine Koalitionsempfehlung ab. Die Jugendorganisation der SPD hatte sich schon in der Wahlnacht gemeldet und für ein Linksbündnis unter Führung der Grünen geworben. Doch obwohl bekannt ist, dass viele in der Grünen Jugend linken Projekten und Bündnissen aufgeschlossen gegenüberstehen, geht die Gruppe in ihrer Erklärung vom Montag auf mögliche Bündnisse nicht ein.
Womöglich sind Zapf und Telyakar bei Bastian Bergerhoff in die Lehre gegangen. Der Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen kann den beiden in Sachen moderner Sprache zwar nichts vormachen. Doch wenn es darum geht, Fragen nach möglichen Koalitionen erst gar nicht aufkommen zu lassen, macht Bergerhoff kein Jungspund etwas vor.
Trendergebnis der Grünen in Frankfurt: | derzeit 24 Sitze in der Stadtverordnetenversammlung |
Stimmen: 25,6 Prozent | plus 10,3 Prozent im Vergleich zu 2016 |
Die Grünen in Fankfurt: Parteitag am Montag wählt Gruppe für Sondierungsgespräche
Und so verweist der Vorstandssprecher auch am Montag nur auf die Mitgliederversammlung eine Woche später, bei der die Grünen eine Gruppe für Sondierungsgespräche wählen wollen. Acht Leute sollen ihr angehören. Ihre Aufgabe wird es sein, Gespräche mit allen möglichen Partnern zu führen und danach den Mitgliedern ihre Einschätzung mitzuteilen.
Dass es in der Partei Flügelkämpfe geben könnte – die linke Basis möchte ein Linksbündnis, die Parteiführung will die Zusammenarbeit mit der CDU – daran glaubt Bergerhoff nicht. Ohnehin macht er klar, dass er manche öffentliche Wahrnehmung etwa zur Diskussion zu den Günthersburghöfen überzogen fand. Bei der Mitgliederversammlung zum Wahlprogramm hatte die Basis aus dem Nordend durchgesetzt, dass das Gelände nur auf den versiegelten Flächen bebaut werden soll. Bergerhoff hatte andere Vorstellungen, aber sonderlich angegriffen von der Diskussion oder der Kritik von SPD und Grünen wirkt er nicht. Wäre er 30 Jahre jünger, würde er vielleicht sagen: „Yallah, let’s go for it!“ (Georg Leppert)