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Frankfurter DJ: Rampenlicht statt Ruhestand

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Von: Steven Micksch

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Am Samstag, von 11.30 bis 13 Uhr, wird DJ Kai Corell eine Bühne im Waldstadion beschallen.
Am Samstag, von 11.30 bis 13 Uhr, wird DJ Kai Corell eine Bühne im Waldstadion beschallen. © Oeser

Eigentlich hatte DJ Kai Corell aufgehört aufzulegen, doch der Techno lässt ihn nicht los. Beim World Club Dome im Frankfurter Waldstadion macht der 54-Jährige den Anheizer.

Eigentlich war Kai Corell schon raus aus dem DJ-Business. „2000 habe ich meine Karriere an den Nagel gehängt.“ Doch der DJ, der mit bürgerlichem Namen Kai Müller heißt, konnte nie ganz abschließen. „Es hat mir gefehlt und immer wieder gejuckt, noch mal anzufangen.“ Und dann 2018 – mit 50 Jahren – stieg er wieder ein. Trotz digitaler Technik, mit der er eigentlich nichts zu tun haben wollte. „Ich habe ja noch gelernt, mit Platten aufzulegen“, sagt der Frankfurter.

Und weil er wieder aktiv ist, hat Kai Corell die Chance, beim World Club Dome dabei zu sein. Am Samstag wird er von 11.30 bis 13 Uhr den Anfang auf der Dorian-Gray-Stage machen. „Ich bin froh darüber. Wenn ein Auftritt nur eine Stunde geht, kann man sich gar nicht richtig entfalten.“ Auch der erste Act des Tages auf der Bühne zu sein, mache ihm nichts aus. Er könne dadurch die Leute langsam heranführen und auf Touren bringen. „Der musikalische Aufbau wird dann wichtig.“

Was er spielen wird, hat der 54-Jährige schon grob im Kopf. Ein paar coole alte Tracks möchte er raushauen, nicht zu schnelle, aber bei rund 130 Beats pro Minute doch mitreißende Techno-Musik. Am Ende sei aber immer auch Spontaneität dabei, weil man auf die Menschen eingehen müsse. „Wenn die Stimmung steigt, kann ich auch schnell Vollgas geben.“

Dass Corell auf der Dorian-Gray-Stage auflegt, ist natürlich kein Zufall. In den 90ern war er fünf Jahre lang gemeinsam mit Marc Spoon Resident im Frankfurter Club Dorian Gray. Auch im Prodo X in Darmstadt und im Frankfurter Omen war er fester Bestandteil.

Seine wirkliche Karriere begann für Corell aber auf Ibiza. 1992 startete er dort durch, war Resident im Space und legte fünfmal die Woche auf. Auch im Pacha und Privilege hatte er Gastauftritte auf der Insel und die Liste wäre noch deutlich erweiterbar. Doch als er zurück nach Deutschland kam, zog es ihn wieder ins Dorian Gray. Wo er mit 18 Jahren noch beim Einstand gescheitert war, fasste er nun Fuß. Legte später in ganz Deutschland und auch Europa auf. Auch die HR3 Club Night gestaltete er mehrmals.

Anfangs war er als DJ Kai unterwegs. Doch er fand, dass noch etwas dran musste. Und irgendwie kam er auf Corell, was gut klang. „Das hat aber nichts mit Waschmittel zu tun“, sagt er und lacht. Der 54-Jährige zählt sich selbst zur zweiten DJ-Generation aus Hessen, nach der ersten rund um Sven Väth und DJ Duck. Toni Rios, DJ Karotte und viele mehr sind Weggefährten des Mannes, der als Kind aus Bayern nach Frankfurt kam.

Zur Jahrtausendwende machte Kai Corell dann Schluss. „Ich wollte nicht meine restlichen Nächte im Nachtleben verballern.“ Auch die nachfolgenden Generationen, die „gar nicht mehr auflegen können, wenn der Automatik-Modus kaputt ist“, betrachtet er befremdlich. Corell selbst hat damals mit zwei Schallplattenspielern und eigenen Übergängen angefangen – Oldschool würde man das wohl heute nennen.

Doch was hat den Mann zurück ans Pult geholt? „Der Grund ist Liebe zur Musik für mich“, sagt er nach kurzem Überlegen. Mit den Menschen vor der Bühne zu interagieren und die Menge zu begeistern, das treibe ihn an. Und Open-Air-Veranstaltungen wie der World Club Dome hätten einen zusätzlichen Reiz für ihn. Das Geld ist für den Frankfurter, der im Finanzwesen arbeitet, eher nebensächlich.

Wer Corell gern mal live sehen will, aber keine Festival-Tickets hat, sollte sein Glück im Tanzhaus West, Freud oder im The Parlour versuchen. Dann legt er am liebsten die ganze Nacht und progressiven Minimal-Deep-Techno auf. „Techno hat immer noch seine Daseinsberechtigung.“

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