Frankfurter S-Bahn-Tunnel: Zu Fuß entlang der Gleise

Die Deutsche Bahn gibt in Frankfurt Einblick in die Bauarbeiten im S-Bahn-Tunnel während der Osterferien. Angesichts von Basaltstaub und Emissionen kommt es vor allem auf die Belüftung an.
Es ist ein komisches Gefühl, auf den S-Bahn-Gleisen im Frankfurter Tunnel zwischen Konstablerwache und Ostendstraße zu laufen. Dort, wo üblicherweise Hunderte Bahnen pro Tag durchbrettern. Das, was sonst verboten und lebensgefährlich ist, ist unter sachkundiger Führung im gesperrten Tunnelbereich zwar spannend, aber unwirklich.
Drei Wochen lang wird die Deutsche Bahn im Frankfurter City-Tunnel Modernisierungsarbeiten durchführen, damit am 24. April die S-Bahn-Linien wieder auf den gewohnten Strecken fahren können. Vorrangig werden Weichen erneuert. Vier an der Konstablerwache, zwei am Abzweig Schlachthof und nochmals vier an der Station Mühlberg. Dafür werde beim Oberbau im Weichenfeld alles erneuert, erklärt Projektleiter Oliver Hinkelmann. „3400 Quadratmeter Akustikmatten und 4500 Tonnen neuer Schotter werden verbaut.“ Zudem würden Holzschwellen aus dem Jahr 1978 durch Betonschwellen ersetzt. Alles werde auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.
Im City-Tunnel Offenbach, zwischen Mühlberg und Kaiserlei, werden zudem die Schienen erneuert. Neun Kilometer Gleise werden neu verlegt, die Schwellen dort werden aber weitergenutzt. Hinkelmann führt am Samstagvormittag einen Tross Journalistinnen und Journalisten durch den gesperrten Tunnel. Das schwere Gerät für die Arbeiten hat noch Pause. Zunächst leisten die Arbeiter der Deutschen Bahn die Vorarbeit, etwa das Entfernen der Flucht- und Rettungswege, die hier verbaut sind. Diese werden gereinigt und später wieder eingebaut.
Zunächst geht es auf den Schwellen zwischen den Gleisen entlang. Das Laufen fällt schwer, die Abstände sind ungewohnt, immer wieder liegt Schotter auf einer Schwelle. An den Wänden sind Graffitis gesprüht und man fragt sich, welcher lebensmüde Sprayer hier für ein kaum beachtetes Tag herkommt.
U-Bahn fällt aus
Wegen Gleisarbeiten gibt es vom heutigen Montag an bis zum 22. April keine Fahrten zwischen Heddernheim und Riedberg. Die U-Bahnlinie U9 entfällt in dieser Zeit komplett.
Die U8 verkehrt vom Südbahnhof bis Heddernheim auf dem regulären Weg. Ab Heddernheim gibt es einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zum Riedberg.
Zwischen den Stationen „Niederursel“ und „Uni Campus“ werden 2600 Meter Schienen ausgetauscht. mic
Nach einiger Zeit nutzt der Tross die Rettungswege am Rand der Strecke. Dort läuft es sich deutlich besser. Trotzdem muss man im schummrigen Licht sehr gut aufpassen, dass man keine Treppe herunterfällt. Oliver Hinkelmann bleibt stehen und misst mit einem Gerät die Windgeschwindigkeit.
„1,1 Meter pro Sekunde“, liest er ab. Doch warum ist der Luftzug so wichtig? Bei den Bauarbeiten am Schotter werde später Basaltstaub freigesetzt, der zu Reizungen der Atemwege führen könne. Auch die Abgase der Baumaschinen reicherten sich in der Luft an, erläutert Hinkelmann.
Deshalb gibt es an der Konstablerwache spezielle Ventilatoren, die Frischluft in den Tunnel blasen. Sie sorgen für eine gute Bewetterung, wie es Hinkelmann ausdrückt. An der Ostendstraße wird die schlechte Luft von einem weiteren Gerät aufgenommen und in ein Filterhaus geleitet, das auf dem Gelände der Uhlandschule steht. Die gefilterte Luft wird dann in die Stadt gepustet.
Kurz vor der Station Ostendstraße zeigt Hinkelmann noch eine Besonderheit. Hinter einer Stahltür liegt ein langer, leerer Tunnel: die bereits gebaute Verbindung zur Nordmainischen S-Bahn. Die geplante Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Hanau ist Zukunftsmusik. Aber vielleicht wird auch dort dereinst ein Tross Journalist:innen durchgeführt.


