Frankfurter Afrika-Läufer stecken im Sudan fest

Höchster Paar gerät in Khartoum zwischen die Fronten und sitzen ohne Wasser und Strom im Hotel fest
In einer dramatischen Situation befinden sich in diesen Stunden die Afrika-Läufer Horst Schauer, Vorsitzender des Höchster Schwimmvereins, und seine Partnerin Mareike Röwekamp. Gerade wollten die beiden ihr extremes Laufabenteuer, das sie über den afrikanischen Kontinent vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt führen soll, bis zum September unterbrechen. Doch ausgerechnet am Samstag, dem geplanten Rückflugtag, ist die politische Situation in ihrem derzeitigen Aufenthaltsort, der sudanesischen Hauptstadt Khartoum, eskaliert: Die Armee liefert sich heftige Gefechte mit paramilitärischen Gruppen.
„Schießereien in Khartoum und unserem Viertel“, lautet die bisher letzte Botschaft, die Schauer über seinen Facebook-Kanal unter einem Selfie von sich und seiner Partnerin an seine Freunde richtet. „Ich hoffe, der Flieger geht heute Nacht und wir kommen zum Flughafen. Im Hotel sind wir sicher.“ Die Hoffnung, nach Frankfurt zurückfliegen zu können, hat sich inzwischen allerdings zerschlagen. Das berichtet Schauer unserer Zeitung, die ihn gestern noch einmal kurz erreichte, bevor die Verbindung abbrach. Denn bis auf Weiteres ist der Flughafen wegen der anhaltenden Kämpfe und Explosionen gesperrt. Auf dem Flughafen sind offenbar Flugzeuge getroffen und brennen, Egyptair und Saudia Arabian Airlines haben ihre Flüge eingestellt.
Er sitze ohne Strom und Wasser mit seiner Partnerin im Hotel fest, erzählt Schauer. „Obwohl es einen Generator gibt, traut sich niemand ihn anzustellen, da er außerhalb des Hauses ist“, schildert er die beklemmende Lage. „Im Moment ist das Maschinengewehrfeuer und die Artillerie ununterbrochen zu hören, mit nicht endender Intensität.“
Bereits seit Donnerstag habe das Paar geahnt, das etwas passieren könnte: Auf ihrem Weg seien ihnen immer wieder Einheiten der paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) begegnet. Freitag sei es dann ruhig gewesen. Die beiden besuchten einen Vergnügungspark in Khartoum. Am Samstag um 9.30 Uhr hätten die Gefechte begonnen. „Wir sind noch versorgt“, schreibt der Höchster. „Abwarten ist das Gebot der Stunde.“
Mit derselben analytischen Besonnenheit, die die Schilderung auf dem Reiseblog www.cap-to-kap.com auszeichnet, schildert Schauer die Hintergründe des Konflikts. Die RSF-Soldaten hätten in einem Übergangsplan in die normale Armee unter Machthaber Buran eingegliedert werden sollen. Das sei nun verhindert worden. Doch weder Armee noch RSF hätten eine Bewegungen hinter sich und seien in der Bevölkerung verankert. „Daher ist es kein Bürgerkrieg.“ Für Schauer und Röwekamp geht es bei ihrem Lauf um mehr als sportliche Höchstleistungen unter Extrembedingungen. Sie wollen vielmehr ein vielschichtiges Afrika-Bild zeichnen. Daher treffen sie entlang ihrer Strecke Persönlichkeiten wie den ägyptischen Multimediakünstler Abdo Zin Eldin oder die professionelle Radfahrerin Nouran Salah, die sich für Gleichberechtigung von Frauen in ihrem Land einsetzt. Schauer ist beeindruckt. „Wir haben hier sehr viele freundliche, warme und einladende Menschen kennengelernt.“ Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Sudan gehe es „um Macht, Bodenschätze und hier im Wesentlichen um Gold. Das verwirrt die Köpfe der Menschen“.
Das Paar, das seit dem Start im Oktober vorigen Jahres weder heftige Sandstürme, Unfälle ihres Begleitautos noch Schauers massive Rückenprobleme vom Weitermachen abhalten konnten, will an seinem Plan festhalten, das Projekt im September fortzuführen. Doch dazu müssen sie sicher wieder zurückkommen.