Frankfurt: Zwangsräumung mit Gegenwind

Eine Frankfurter Seniorin soll aus ihrer Wohnung zwangsgeräumt werden. Doch eine Sitzblockade behindert die Wohnungsübergabe und löst einen mittleren Polizeieinsatz aus.
Es war das vorerst letzte Kapitel im Fall der Zwangsräumung einer Seniorin in der Böttgerstraße. Und es war ein kurioses Finale. Aktivistin Emma M. Ceren musste am Dienstagvormittag ihre Wohnung räumen. Das Gericht hatte einer Klage der unselbstständigen Franz-Anton-Gering-Stiftung, welche von der Stadt verwaltet wird, stattgegeben und die Räumung für rechtens befunden.
Die Initiative „Eine Stadt für Alle!“ hielt im Vorfeld der Räumung eine Kundgebung vorm Haus ab. Mehr als 20 Teilnehmende kamen. Eine Vertreterin der Initiative kritisierte, dass eine Seniorin mitten im Winter von der Stadt vor die Tür gesetzt werde. Sie forderte von der Stadtregierung, alle Zwangsräumungen in Frankfurt zu verbieten.
Unterdessen war Ceren noch dabei, ihre Sachen in der Wohnung zu packen. „Es ist wie verreisen, aber schlimmer“, sagte sie. Immer wieder fand sie persönliche Andenken, die unbedingt noch gerettet werden müssten, wie etwa ein Foto von ihr aus den 70er Jahren.
Während die Wohnung leerer wurde, wurde das Treppenhaus voller. Zehn junge Aktivistinnen und Aktivisten setzten sich auf die Treppenstufen und blockierten den Durchgang. Sie spannten sogar eine Metallkette zwischen beide Geländerseiten. Dadurch konnte die Gerichtsvollzieherin nicht mehr zur Wohnung.
Polizei rief Verstärkung
Die Polizei rief Verstärkung und mehrere Streifen trafen ein. Die Kette wurde mit einem Bolzenschneider durchtrennt und es deutete sich an, dass die jungen Leute herausgetragen werden sollten. Nach langer Wartezeit konnte die Situation jedoch unspektakulär gelöst werden: Statt selbst getragen zu werden, schnappten sich jede und jeder eine Umzugskiste und halfen.
Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) ließ mitteilen: „Ich bedauere es sehr, dass der Konflikt so eskaliert ist, dass es zu dieser sehr belastenden Situation für alle Beteiligten kommen musste“. Ein Mitarbeiter der Stadt war vor Ort gewesen und hatte Ceren eine Anschlussunterkunft angeboten. Diese Wohnung in Bornheim habe sie angenommen, teilte Ceren der FR mit. Jede Zwangsräumung in Frankfurt sei für die Sozialdezernentin eine zu viel, so Voitl. Es sei das allerletzte Mittel, wenn alle Versuche, eine Lösung zu finden, gescheitert seien.