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Frankfurt zeigt Solidarität mit weltweiten Frauenbewegungen

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Von: Maren Kaps

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Das Frauenreferat lud in den Kaisersaal. Renate Hoyer
Das Frauenreferat lud in den Kaisersaal. Renate Hoyer © Renate Hoyer

Proteste von Frauen und feministische Politik prägen den Auftakt zum Internationalen Frauentag im Römer.

No one tells me what to do.“ (Englisch: Keiner sagt mir, was ich tun soll.) Eine soulige Frauenstimme haucht die Liedzeilen am Freitagabend durch den Kaisersaal im Römer. Mit ihrem Lied „Up to“ eröffnet die persische Sängerin Kay-Ree den Abend. Begleitet wird sie von sanfter Gitarrenmusik. Ihr Publikum besteht aus rund 320 Frauen, die der Einladung von Frankfurts Frauendezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) und dem Frauenreferat gefolgt sind. Der Empfang ist für Mitarbeiterinnen, Künstlerinnen und Politikerinnen der Stadt. Er ist als Auftaktveranstaltung für die Woche gedacht, in der weltweit am 8. März der Internationale Frauentag gefeiert wird.

„Wie verankert und gesichert Frauenrechte sind, ist ein Gradmesser für den freiheitlich demokratischen Zustand einer Gesellschaft“, sagt Heilig in ihrer Rede. Es gehe nicht um Frauenthemen, sondern um Menschenrechte. „Demokratie braucht Feminismus“, sagt sie und erntet dafür viel Beifall. Doch die Demokratie sei weltweit in Gefahr. Sie spricht damit den Krieg in der Ukraine, die Proteste auf den Straßen in Belarus, im Iran und in Afghanistan an. Daneben betont sie, dass auch in der westlichen Welt keine Gleichberechtigung erreicht ist.

Auch Kay-Ree widmet ihre Lieder den Frauen im Iran. „Es wird noch dauern, aber ich habe Hoffnung, dass diese Revolution ein gutes Ende nehmen wird“, sagt sie. „Jin, Jiyan, Azadi!“ (Kurdisch: Frauen, Leben, Freiheit!) So solidarisiert sie sich mit den Protestierenden.

VERANSTALTUNGEN

Zum Internationalen Frauentag am Mittwoch gibt es von 15 bis 22 Uhr im Hallenbad Höchst einen Aktionstag für Frauen und Mädchen. In Kooperation mit „infrau e. V.“, dem „Interkulturellen Beratungs- und Bildungszentrums für Frauen, Mädchen und Seniorinnen“, haben die Frankfurter Bäder ein sportliches Programm zusammengestellt. Die Besucherinnen können sich auf Aquafitness, Aquajogging, Aqua-Zumba, Aqua-Fun mit Mini-Disco freuen. Auch gibt es eine Mutter-Kind-Ecke, und entspannen können sich die Frauen in der Chill-out-Lounge und bei Sauna-Event-Aufgüssen. An diesem Tag ist ausschließlich weibliches Personal vor Ort; der Eintritt ist frei.

Einen Tag zuvor, zum „Equal Pay Day“, lädt das Frauenreferat am Dienstag zu einer Veranstaltung vor der Katharinenkirche ein unter dem Motto „Equal Pay Day – schließt die Lücke!“. Dieses Jahr steht bei dem bundesweiten Aktionstag die Situation von Künstlerinnen und Kulturschaffenden im Fokus. Hier lag der Gender Pay Gap 2021 bei 30 Prozent (laut Statistischem Bundesamt). Unter dem diesjährigen Motto „Die Kunst der gleichen Bezahlung“ präsentiert das Frauenreferat eine Videoinstallation, in der sieben Frankfurter Künstlerinnen aus unterschiedlichen Bereichen zu Wort kommen.

Begleitet wird der Aktionstag von Musik- und Performance Acts. Eröffnet wird das Bühnenprogramm von Moderatorin Be Shoo um 12.30 Uhr. Von 12.30 bis 14 Uhr legt die Frankfurter Female DJ Crew GG Vybe auf. Danach folgen von 14 bis 16 Uhr die Hip-Hop-Künstlerinnen Alyssa und Azisa und Frankfurter Female Dance Crew Deja Vu. rose

Heilig erinnert in ihrer Ansprache an Waltraud Schoppe (Grüne). Die Politikerin war Gründungsmitglied der Grünen und Frauenministerin von Niedersachsen. Sie engagierte sich im Bundestag erfolgreich dafür, dass die Vergewaltigung in der Ehe eine Straftat geworden ist. Daneben war ihr die Abschaffung des Paragrafen 218, der Schwangerschaftsabbrüche bestraft, ein Anliegen. Bis heute gilt er uneingeschränkt.

Auch Heilig forderte an diesem Abend, den Paragrafen zu streichen. Genauso solle die Gehsteigbelästigung von Frauen vor Beratungsstellen durch Abtreibungsgegner und -gegnerinnen gesetzlich unterbunden werden. Damit unterstützt Heilig das aktuelle Vorhaben von Familienministerin Lisa Paus. Jubel und klatschen aus dem Publikum ist die Reaktion auf ihre Forderung.

Einige Frauen im Publikum bemerken die Ironie der Situation, dass an diesem Abend der feministischen Gemeinschaft 52 Männer, in Form der Kaiserporträts im Kaisersaal, auf sie herunterschauen. „Wir haben sie schon mal verhüllt, und wir werden es wieder tun“, kündigt Rosemarie Heilig an. Sie spricht damit die Ausstellung „Revolutionär:innen“ an, die vom 28. April bis zum 26. Juni 2023 die Bilder im Saal mit Darstellungen von revolutionären Frauen überhängt. Immerhin zwei Monate sind die Männer dann weg, die die Wände seit 1711 zieren.

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