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Frankfurt: Zarah Leander, die Diva im Keller

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Von: Andreas Hartmann

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Dzuna Kalnina bei den Proben zu „Zarah und die Geister“ in der Taverna Omikron. Bild: Christoph Boeckheler
Dzuna Kalnina bei den Proben zu „Zarah und die Geister“ in der Taverna Omikron. Bild: Christoph Boeckheler © Christoph Boeckheler

Bert Bresgen von der Kammeroper Frankfurt hat über die berühmt-berüchtigte Sängerin Zarah Leander ein kluges Singstück geschrieben – die Welturaufführung ist am 28. Februar

Rainer Pudenz, routinierter Regisseur der Kammeroper Frankfurt, bespielt seit vielen Jahren die Konzertmuschel im Palmengarten, sicher einer der schönsten Veranstaltungsorte in Frankfurt. Jetzt hat er eine vielleicht nicht ganz so malerische, aber durchaus auch einprägsame Spielstätte entdeckt, die „Taverna Omikron“ in einem Hinterhof in der Schlossstraße.

Die griechische Kellerkneipe ist normalerweise nur an Wochenenden geöffnet, wenn der Wirt hier Musik oder Kabarett bietet. Pudenz kann die Räume deshalb für neun Abende unter der Woche nutzen und zeigt hier die Uraufführung von „Zarah und die Geister“.

Autor Bert Bresgen ist dem Leben der Zarah Leander nachgegangen, der schwedischen Diva, die in der NS-Zeit Triumphe feierte, aber auch in den 50er- und 60er-Jahren noch Konzerte vor Zehntausenden gab und in Deutschland weiterhin sehr populär blieb. Hier im „Omikron“ wäre nur Platz für einen Bruchteil davon. 120 Plätze gibt es hier. Der Keller scheint der ideale Ort für diese Premiere, mit einem Hauch von düsterem Cabaret, einem Gout von Spießigkeit, man steigt hinab ins Dunkle, sitzt an Kneipentischen ganz dicht an der Bühne. Sängerin Dzuna Kalnina, begleitet von Piano und Saxofon, braucht für ihren Auftritt nicht einmal ein Mikrofon. Vielleicht lassen sich die Geister dieser umstrittenen Künstlerin Zarah Leander hier besser beschwören als in einem hellen Theatersaal.

Man könnte das, was Pudenz da inszeniert, wohl ein zeitgemäßes Singspiel nennen, ein kritisches Ein-Frau-Musical, einen skeptischen Revueabend oder neudeutsch ein ziemlich interessantes Biopic. Bresgen hat einen lakonischen Text voller Wortwitz geschrieben, makaber, charmant, pervers, bewundernd, kritisch, voller skurriler Kapriolen.

Zarah und die Geister

Die Uraufführung von „Zarah und die Geister. Ein musikalisch-szenischer Abend über Zara Leander“ von Bert Bresgen in der Regie von Rainer Pudenz ist am Dienstag, 28. Februar. Die Hauptrolle übernimmt die Sängerin Dzuna Kalnina. Weitere Aufführungen sind geplant für 2., 7., 8., 9., 13., 14. und 15. März jeweils um 20 Uhr.

Karten kosten 25 Euro. Man kann sie reservieren per E-Mail an pudenz@kammeroper-frankfurt.de oder im Vorverkauf erwerben bei Frankfurt-Ticket, Tel. 069/13 40 400.

Die ungewöhnliche Spielstätte, die „Taverna Omikron“, ist nicht ganz einfach zu finden, sie befindet sich in einem Keller im Hinterhof der Schlossstraße 94 (mittlere Tür) in Frankfurt-Bockenheim. Nach der Vorstellung kann man hier auch eine Kleinigkeit essen. aph

Lieder aus der Nazizeit

„Natürlich kannte ich die Lieder, aber Zarah Leanders Werdegang war mir gar nicht so präsent am Anfang“, sagt Sängerin Kalnina. „Ich dachte mir, das kannst du gar nicht schön singen, diese Lieder aus der Nazizeit“, meint sie. Fasziniert war sie dann aber doch, als sie mehr erfuhr über die Karriere der Schwedin, die schon vor der Nazizeit begann und die nach der Olympiade 1936 einen äußerst lukrativen Vertrag mit der Filmfirma UFA erhielt.

„Sie war ja nicht erst im NS-Staat ein Star, sondern schon in den 1930er-Jahren in Schweden und Österreich, wo sie bereits in großen Filmproduktionen mitspielte“, sagt der Autor Bresgen. „In Wien bekam sie einmal 62 Vorhänge für die ‚Lustige Witwe‘.“

Ein Garant für ihre enormen Erfolge in Deutschland war Bruno Balz, der für sie einen Hit nach dem anderen schrieb und damit auch seine Haut vor dem KZ rettete, wie Regisseur Pudenz berichtet. „Er war schwul und kam frei, weil er den Nazis versprach, auch einige Durchhaltelieder zu komponieren.“ Balz schrieb in den 24 Stunden nach seiner Freilassung aus Gestapohaft „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“.

Kalnina haucht, schreit, lacht, flüstert die heute noch durchaus populären Schlagertexte der Diva mit einem Zarah-Leander-mäßig rollenden R. „Ich komme aus Riga in Lettland, das ist gar nicht so weit weg von ihrer Heimat Schweden“, sagt sie. Die junge Leander wurde in den 1920er-Jahren dorthin geschickt, um Deutsch zu lernen. „Da dachte ich, ich muss diese Rolle übernehmen! Ich hatte zwei theaterbegeisterte Großtanten, die ihr in Riga eigentlich begegnet sein müssen“, sagt Kalnina.

„Zarah und die Geister“

Bert Bresgen hat „Zarah und die Geister“ geschrieben, das am 28. Februar seien Uraufführung in Frankfurt feiert. Bild: Christoph Boeckheler
Bert Bresgen hat „Zarah und die Geister“ geschrieben, das am 28. Februar seien Uraufführung in Frankfurt feiert. Bild: Christoph Boeckheler © christoph Boeckheler

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