Frankfurt: Wohnungen für Obdachlose
Das Wohnungunternehmen Vonovia kooperiert mit der gemeinnützigen Gesellschaft „MainWeg“, das auf der Straße lebenden Menschen hilft.
Alexander Ivanov, der in Wirklichkeit anders heißt, kann wieder lachen. Knapp fünf Jahre war der 38-jährige Frankfurter obdachlos. In zwei Wochen wird sich das ändern. „Dann beziehe ich eine schöne, renovierte Wohnung mit Einbauküche“, sagt er. Er profitiert von einer Kooperation des Wohnungsunternehmens Vonovia mit der gemeinnützigen Gesellschaft „MainWeg“. Damit wollen beide Seiten gegen die Obdachlosigkeit in der Stadt vorgehen.
Obwohl die Kooperationsvereinbarung am Donnerstagnachmittag unterschrieben wurde, arbeiten Vonovia und „MainWeg“ bereits seit Herbst vergangenen Jahres intensiv zusammen. Vier obdachlose Menschen haben dadurch bereits eine Wohnung gefunden, zwei weitere sollen noch in diesem Monat folgen. Henning Schulze, Regionalbereichsleiter für Frankfurt bei Vonovia, freut sich, dass bereits nach so kurzer Zeit Erfolge sichtbar werden. Das Unternehmen bietet der gemeinnützigen Gesellschaft Sozialwohnungen aus ihrem rund 16 100 Wohnungen umfassenden Bestand an, die diese wiederum an geeignete Obdachlose vermittelt. Wichtig dabei ist immer der Wille zur eigenen Wohnung, denn nicht jeder obdachlose Mensch kann und will von heute auf morgen eigene vier Wände haben.
Selbstständigkeit fördern
Mittlerweile gibt es aber bereits eine Warteliste mit obdachlosen Menschen, die auf Wohnungen von der Vonovia hoffen. Angelegt ist das Projekt auf fünf Jahre. In diesem Zeitraum sollen mindestens 25 Menschen in eine eigene Wohnung ziehen. „Wir sind aber guter Hoffnung, dass es noch mehr werden“, sagt Lars Volkmann, Geschäftsführer von „MainWeg“. Nach den fünf Jahren, die wissenschaftlich begleitet werden, soll das Projekt nicht einfach enden. Wenn alles klappt, sollen dann pro Jahr zehn Wohnungen dazukommen.
Finanziert werden die fünf Jahre durch die Franziskustreff-Stiftung. Auch Aktion Mensch, Polytechnische Stiftung, Metzler-Stiftung und einige private Großspender haben Geld gegeben, um das Housing-first-Projekt auf sichere finanzielle Füße zu stellen. Von dem Geld werden auch Stellen für die sozialarbeiterische Begleitung bezahlt. Die Sozialarbeiter:innen stellen den Kontakt zu den Obdachlosen her, besichtigen mit ihnen die Wohnung und helfen bei den Formalitäten mit den Ämtern, um etwa Wohngeld zu beantragen. Auch nach dem Einzug sind sie noch Ansprechpartner:innen, wobei die ehemaligen Obdachlosen letztlich ein selbstständiges Leben führen sollen.
Bruder Paulus vom Vorstand der Franziskustreff-Stiftung sagt, man wolle mithelfen, „dass Frankfurt eine obdachlosenfreundliche Stadt wird“. Die Angebote für die Zielgruppe müssten divers sein, weil auch die obdachlosen Menschen vielfältig seien. Am Ende gehe es immer darum, auf Augenhöhe den eigenen Willen zu fördern. Damit die Menschen von sich aus sagten, „das wäre jetzt etwas für mich“.
Der Ordenspriester würde sich als großes Ziel wünschen, dass einige Wohnungen in Neubaugebieten von vornherein für Obdachlose vorgesehen würden. Und Bruder Paulus hofft, dass private Eigentümer mit vielen Wohnungen in Frankfurt einen Teil davon obdachlosen Menschen zur Verfügung stellen. Die Warteliste gebe es ja schon.