Stadt Frankfurt will Konzert von Roger Waters absagen

Der Magistrat bereitet einen Antrag vor, um das Konzert von Roger Waters in der Frankfurter Festhalle abzusagen. Erwartet wird eine Schadensersatzforderung.
Frankfurt - Roger Waters soll am 28. Mai nicht in der Frankfurter Festhalle auftreten. Zu dieser Entscheidung kam Planungsdezernent Mike Josef (SPD) nach einem Gespräch mit der jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Die jüdische Gemeinde habe sich gegen die „antisemitischen Aussagen und Symbole“, die Waters auf Konzerten verwende, verwahrt, berichtete Josef im Kulturausschuss.
„Die Kunstfreiheit hört da auf, wo es klar antisemitisch wird. Antisemitismus hat keinen Platz in dieser Stadt“, sagte Josef. Konkret bezog er sich auf einen Schweineballon mit Judenstern, den der Pink-Floyd-Mitbegründer bei Konzerten aufsteigen ließ.
Sitzung zu Roger Waters am 10. Februar
Der Magistrat werde am 10. Februar einen Antrag beschließen und anschließend in den Messe-Aufsichtsrat einbringen, um den Vertrag mit dem Veranstalter zu lösen, kündigte Josef an. Er ist Mitglied im Aufsichtsrat der Messe, deren Gesellschafter zu 60 Prozent die Stadt Frankfurt und zu 40 Prozent das Land Hessen sind.
„Wir bleiben nicht beim Appellativ, sondern gehen in die Konsequenz“, sagte Josef. Einen solchen Schritt hätte auch die hessische Landesregierung als Minderheitsgesellschaft gehen können, führte der Dezernent aus. Er bezog sich dabei auf Aussagen von Europastaatssekretär Uwe Becker (CDU), der im OB-Wahlkampf eine Absage an Roger Waters gefordert hatte,
Josef rechnet nach der Absage mit Schadensersatzansprüchen seitens des Veranstalters FKP Scorpio. Die Höhe des Betrags könne er nicht einschätzen. Die Messe-Geschäftsführung vertritt laut Josef die Position, sie mache sich haftbar, wenn sie selbst vertragsbrüchig werde. Nur die Gesellschafter könnten intervenieren.
Roger Waters: Fraktionen begrüßen Absage von Konzert
Im Kulturausschuss begrüßten alle Fraktionen, die das Wort ergriffen, die geplante Konzertabsage. „An Antisemiten sollte man gar nicht erst vermieten. Auch nicht an den BDS, dem außenpolitischen Arm der Hamas“, sagte Jutta Ditfurth (Ökolinx). Sie bezeichnete Roger Waters als „einen der härtesten Propagandisten der Kulturszene“.
Britta Wollkopf (Volt) sagte, falls der Magistrat eine „kreative Lösung“ finde, ohne Schadensersatzforderung aus dem Vertrag herauszukommen, könnte das über Frankfurt hinaus Schule machen.
Nico Wehnemann („Die Partei“) forderte, den „Aktionsplan Antirassismus“, den die Stadt beschlossen hatte, nicht nur bei Konzerten, sondern auch bei der Frankfurter Buchmesse umzusetzen. „Nazibuchverlage sollten keine Flächen bekommen.“
Julia Eberz (Grüne) wies darauf hin, Roger Waters sei „nicht nur als Antisemit in Erscheinung getreten“, sondern habe auch problematische Positionen zum russischen Angriffskrieg vertreten.
„Antisemitismus ist nicht hinnehmbar, schon gar nicht auf städtischen oder mittelbar städtischen Flächen“, sagte Nils Kößler (CDU). Die Schadensersatzverpflichtung müsse hingenommen werden. Künftig sollte die Messe eine Klausel gegen Antisemitismus oder andere Formen der Diskriminierung in ihre Verträge einfügen. Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) betonte, die Alte Oper praktiziere dies bereits.
Für das geplante Waters-Konzert gibt es unterdessen noch Karten. Sie sind ab 122 Euro zu haben. (Florian Leclerc)