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Frankfurt: Wie das Volk der Samaritaner lebt

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Von: Anja Laud

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Blick in die Ausstellung: Hinter Glas ist ein Ehevertrag zu sehen, den samaritanisxche Paare auch heute noch abschließen.
Blick in die Ausstellung: Hinter Glas ist ein Ehevertrag zu sehen, den samaritanisxche Paare auch heute noch abschließen. © Christoph Boeckheler

Eine Ausstellung im Bibelhaus in Frankfurt beleuchtet eine Religionsgemeinschaft, die viele aus einem Gleichnis kennen.

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter aus dem Lukas-Evangelium, der einem von Räubern schwer verletzten Mann hilft, ist vielen bekannt. Und auch wer es nicht kennt, verbindet mit Samaritern Wohltätigkeit. Doch wer sind sie? Wie lebt dieses Volk? Antworten auf diese Fragen gibt unter dem Titel „Respekt! – Die Samaritaner:innen in der Bibel und heute“ eine neue Ausstellung im Bibelhaus.

Die Samaritaner – die Bezeichnung Samariter ist eine biblische – bezeichneten sich selbst als Israeliten, sagt Museumsdirektor Veit Dinkelaker. Sie glauben an den einen Gott Israels, seien aber keine Juden und auch keine Muslime. Etwa 850 Menschen gehören heute noch dieser Religionsgemeinschaft an, sie sind Israeli und Palästinenser. Der über 900 Meter hohe Garizim, der im Westjordanland hoch über Nablus thront, ist ihr heiliger Berg, seit 2500 Jahren.

Bei Ausgrabungen zwischen 1982 und 2006 wurden Reste des samaritanischen Tempels auf dem Garizim gefunden, der um 114 vor Christus zerstört wurde. Bis zu 10 000 Menschen kamen in Hochzeiten dort an Pessach zusammen, erzählt Benedikt Hensel, Professor für Altes Testament an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, und weist auf ein großes Bild, das einen Überblick über die noch vorhandenen Gebäudereste gibt.

Die Schau

Die Ausstellung „Respekt! – Die Samaritaner:innen in der Bibel und heute“ ist vom heutigen Mittwoch an bis Pfingstsonntag, 28. Mai, im Bibelhaus Erlebnis-Museum, Metzlerstraße 19, in Frankfurt zu sehen.

Der Dokumentarfilm „The Samaritans – a Biblical People“ des Regisseurs Moshe Alafi ist am Mittwoch, 1. März, 19 Uhr, im Jüdischen Museum, Bertha-Pappenheim-Platz 1, auf Hebräisch/Arabisch mit englischen Untertiteln zu sehen. Anmeldung per E-Mail an besuch.jmf@stadt-frankfurt.de

In einem Vortrag spricht Benedikt Hensel am Donnerstag, 27. April, 19 Uhr, in der Evamgelischen Akademie Frankfurt auf dem Römerberg über „Toleranz und Vielfalt. Relegionsgeschichte(n) als Model.

Eine Übersicht über das umfangreiche Begleitprogramm findet sich auf der Webseite des Bibelhauses. lad

www.bibelhaus-frankfurt.de

Die interaktive und multimediale Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Yeshiva University Center for Israel Studies in New York und dem Museum of the Bible entwickelt worden ist, wird in Frankfurt in Kooperation mit Benedikt Hensel, einem Samaritaner-Experten, präsentiert. Sie zeigt wertvolle Handschriften, Drucke und Artefakte der letzten 2000 Jahre. Besonders stolz sind Dinkelaker und Hensel, dass unter den Exponaten auch das erste Exemplar einer Samaritanischen Tora, das nach Europa gelangte, ist.

„Wichtig war uns aber bei der Ausstellung, die Samaritaner selbst in den Vordergrund zu stellen“, sagt David Selis vom Yeshiva University Center. An sechs Videostationen zeigen Filme, wie heutige Samaritaner:innen leben. Diese sowie einen Dokumentarfilm, der heute um 19 Uhr im Jüdischen Museum zu sehen ist, hat Moshe Alafi gedreht. Sechs Jahre hat er an dem Filmprojekt gearbeitet. Was ihn an den Samaritaner:innen fasziniert? „Ich bin ein religiöser Mensch. Wenn ich ihnen begegne, habe ich das Gefühl, meinen Großeltern zu begegnen“, sagt er.

Benedikt Hensel zeigt den Stand der Ausgrabungen auf dem Berg Garizim.
Benedikt Hensel zeigt den Stand der Ausgrabungen auf dem Berg Garizim. © Christoph Boeckheler
Der Dokumentarfilmer Moshe Alafi hat über sehcs Jahre das Leben von Samaritaner:innen verfolgt.
Der Dokumentarfilmer Moshe Alafi hat über sehcs Jahre das Leben von Samaritaner:innen verfolgt. © Christoph Boeckheler

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