Frankfurt: Wenn die Wohnung unbezahlbar wird

Eine Fahrradtour im Frankfurter Westen führt zu Menschen, die Angst vor unverhältnismäßigen Mieterhöhungen haben. Für viele Immobiliengesellschaften steht der Profit oftmals an erster Stelle.
Ein öffentliche Fahrradtour führte am Sonntag nach Ginnheim, Bockenheim und Westhausen. Ziel waren keine Sehenswürdigkeiten oder Gastronomien, sondern Wohnhäuser von renditeorientierten Vermieter:innen. Dabei ging es um Fragen, wie es sich in solchen Gebäuden lebt und warum viele Bündnisse mehr gemeinnützigen Wohnungsbestand fordern.
Organisiert wurde die Tour von „Mieter helfen Mietern“ und der Initiative „Eine Stadt für Alle!“. Zunächst ging es zur Ginnheimer Landstraße 164-180. Die Häuser dort gehören zu Noratis, einem börsennotierten Immobilienunternehmen. „Für Noratis sind Wohnungen eine Kapitalanlage“, sagte Conny Petzold von Mieter helfen Mietern. Ziel der Aktiengesellschaft sei das Erwerben und anschließende Aufwerten von Wohnraum. Am Ende soll er gewinnbringend weiterverkauft werden.
Kundgebung
Das Bündnis Mietenwahnsinn-Hessen organisiert am 4. September einen bunten Protest an der Hauptwache.
Von 14 bis 16 Uhr werden Infos und Forderungen zur Wohnungspolitik kommuniziert. Es soll unter anderem ein Freiluftwohnzimmer und ein Immopoly-Spiel geben. mic
In den Wohngebäuden in Ginnheim gibt es rund 350 Sozialwohnungen, die noch bis Ende 2023 eine Mietpreisbindung haben. Dort wurden Legionellen entdeckt. Es gab ein Duschverbot. Später seien Duschfilter installiert worden, auch um der mittlerweile festgestellten Bleibelastung entgegenzuwirken. Mieter:innen berichteten vor Ort über Baulärm und das eingeschränkte Leben mit nur einer nicht verseuchten Wasserquelle in der Wohnung. Neben den Wasserleitungen, die ausgetauscht werden müssen, werden sukzessive die Bäder modernisiert. Die Angst, dass sich das 2024 auf die Miete aufschlägt, sei stets präsent.
In der Immobilie in Bockenheim ist die Deutsche Wohnen für die Verwaltung zuständig. Vor Monaten habe es einen Brief der Stadt gegeben, in dem stand, dass bald Modernisierungsmaßnahmen beginnen sollen. Zwar gelte der Milieuschutz, aber anschließende Mieterhöhungen werde er nicht abwenden können, so Petzold.
Mit Interesse schaue man nach Berlin, wo die Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ die Wohnungsbestände auf Profit ausgerichteter Immobilienkonzerne vergesellschaften will. Dies würde Konzerne betreffen, die auch in Frankfurt viele Wohnungen besitzen. „Es würde die Möglichkeit der politischen Einflussnahme bieten“, sagt Petzold. Die Mieten von Wohnungen einer öffentlich rechtlichen Anstalt könnten dann nach Modernisierungen gar nicht steigen oder zumindest in Abhängigkeit des Einkommens.