Frankfurt: Weltweit erstes energiesparsames Krankenhaus

Der Neubau des Klinikums Höchst ist ein zertifiziertes Passivhaus mit Vorbildcharakter.
Der Neubau des Klinikums Frankfurt-Höchst ist am Mittwoch als weltweit erstes Krankenhaus im Passivhausstandard zertifiziert worden. Das Passivhaus-Institut mit Sitz in Darmstadt überreichte im Beisein von Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Frankfurts Umweltministerin Rosemarie Heilig (beide Grüne) die Urkunde an Martin Menger, den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Varisano-Klinikgruppe.
Der Neubau soll im Spätherbst bezogen werden. Der Umzug musste jüngst verschoben werden, weil die baurechtlichen Abnahmen des hochkomplexen Gebäudes sich verzögert hatten. Mehr als hundert Abnahmen, die teils ineinandergreifen, müssen noch durchgeführt werden. Martin Menger sagte, dass dabei keinerlei Kompromisse gemacht würden und die Sicherheit an erster Stelle stehe. Deshalb sei der spätere Termin unvermeidbar.
Tatsächlich wirkt im sechsgeschossigen Neubau so gut wie alles bereit für den Neubeginn. Bei einem Rundgang präsentierten die Verantwortlichen die neuen Räume und Möglichkeiten. So gibt es im Erdgeschoss die Notaufnahme mit entsprechenden Schockräumen samt Anschluss an eine Computertomographieanlage.
Im ersten Stock liegen die Operationssäle. Neben zehn Standard-OPs gibt es auch einen modernen Hybrid-OP, der sich durch inkludiertes Bildgebungsverfahren auszeichnet. Der Operationssaal wird besonders häufig bei der Nano- und Gefäßchirurgie genutzt.
Ebenfalls auf der ersten Etage liegt die Intensivstation mit 30 Plätzen. Alles in allem sollen nach dem Umzug etwa 675 Betten zur Verfügung stehen. Menger sagte, dass die Kapazitäten nicht erhöht worden seien.
Das Projekt
Der Spatenstich für den Neubau des Klinikums Höchst war im Sommer 2016. Ursprünglich sollte das Haus 2019 fertiggestellt werden. Nach einigen Verzögerungen soll der Umzug nun im Spätherbst 2022 erfolgen.
Die Stadt Frankfurt und das Land Hessen finanzieren den Bau, der gut 262 Millionen kostet.
Auf 78 000 Quadratmetern gibt es 675 Betten und 40 tagesklinische Plätze. mic
Im dritten Stock befindet sich die Geburtsstation sowie die Kinderklinik. An den Wänden hängen Bilder von Blumen und Tieren, und es gibt einen Spielbereich. Außerhalb des Klinikums wurde ein Spielplatz für die kleinen Patient:innen gebaut.
Auf dem Dach befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz. Beim bisherigen Altbau gibt es nur einen Behelfslandeplatz vor der Psychiatrie.
Beim Umzug im Spätherbst werden etwa 70 Prozent der Kliniken und Abteilungen umziehen. An den alten Standorten verbleiben zunächst die Augenklinik und die Psychiatrie. Diese bekommen in einem zweiten und dritten Bauabschnitt später jeweils ein neues Gebäude.
Dass der Neubau im Passivhausstandard errichtet worden sei, habe lediglich zu Mehrkosten in Höhe von sechs Prozent geführt, berichtete Jürgen Schnieders vom Passivhaus-Institut. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei 262 Millionen Euro. 208 Millionen gibt die Stadt Frankfurt, der Rest kommt vom Land. Schlussendlich sollen sich die Mehrkosten für diese Bauweise aber amortisieren, und der Nettogewinn soll dadurch überwiegen.
Auf jeden Fall soll die Umwelt Gewinnerin sein. Dank der Passivhausbauweise werde Energie eingespart. „Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird“, sagte Tarek Al-Wazir. Schätzungsweise 75 Prozent spare man insgesamt im Vergleich zum Altbau. Im Vergleich zu einem konventionellen Neubau seien es immerhin auch noch 50 Prozent, so Schnieders.
Im Klinikum gebe es eine erdgasbetriebene Brennstoffzelle, die zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden könne. Die Wände und Fensterrahmen sind besser gedämmt. In allen Räumen gibt es eine Lüftungsanlage, die für eine Wärmerückgewinnung sorgt und vor allem für eine angenehmere Luftqualität. Gerüche werden vermieden, und die Raumtemperatur wird den Bedürfnissen entsprechend reguliert.
Schnieders stellte klar, dass man die Fenster in Passivhäusern durchaus öffnen könne und auch solle. Auch mit Durchzug könne man so für Kühlung sorgen.