Frankfurt: Weiter Weg bis zur Einigung zwischen Galeria und Verdi
Bei den Verhandlungen um neue Tarifverträge werden sich Verdi und Galeria Karstadt Kaufhof nicht einig. Die Vorstellungen gehen weit auseinander.
Frankfurt – Die Gewerkschaft Verdi und der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof liegen in ihren Forderungen bei den Verhandlungen in Frankfurt um einen neuen Tarifvertrag beträchtlich auseinander. Die Beschäftigten glauben nicht mehr, dass weitere Verzichte die Rettung bringen.
Die große Überraschung blieb erwartungsgemäß aus: Die erste Verhandlungsrunde um einen neuen Tarifvertrag zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof ist am Freitag ergebnislos zu Ende gegangen. Mehr noch – zwischen den Vorstellungen der beiden Parteien liegen Welten.
Verhandlungen zwischen Verdi und Galeria Karstadt Kaufhof – nur einer möchte das „Weiter so“
Vieles hatte sich bereits im Vorfeld der Verhandlungen abgezeichnet, am Freitagmittag nach den Gesprächen im Galeria-Kaufhaus (ehemals Karstadt) auf der Zeil herrschte dann Gewissheit. Galeria pocht auf ein „Weiter so“, also dass die Beschäftigten weiterhin auf rund 5500 Euro pro Jahr verzichten, und orientiert sich dabei am Krisen-Tarifvertrag, der seit 2020 galt. Im Oktober hatte der Konzern den Vertrag allerdings aufgekündigt.

Die Gewerkschaft hält nichts von dem Angebot der Gegenseite. Verdi fordert, dass die im jeweiligen Bundesland geltenden Tarifverträge des Einzelhandels wieder zur Anwendung kommen. Dies würde bedeuten, dass die 5500 Euro jährlich wieder ausgezahlt werden. Zudem brauche es perspektivisch eine Einkommensentwicklung, also ein Bekenntnis von Galeria, auch mitzuziehen, wenn es Erhöhungen bei den entsprechenden Tarifverträgen gibt.
Galeria Karstadt Kaufhof hat laut Verdi „kein Zukunfskonzept“
Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble zeigte sich nach der Verhandlungsrunde am Freitag ernüchtert. „Wer von Filialschließungen und Personalabbau spricht, hat kein Zukunftskonzept“, sagte er. Alles drehe sich um Sparen, Schließen, Streichen und Personalabbau. Dabei habe der Konzern auch Verantwortung für die bundesweit 17 400 Beschäftigten. Diese treffe die aktuelle Krise mit den Teuerungen besonders hart. Es gebe keinen Inflationsausgleich, stattdessen bekomme man sowieso weniger Geld als andere Angestellte im Einzelhandel.
Die Beschäftigten hätten massive Zukunftsängste und fühlten sich alleingelassen. Schäuble ärgert sich besonders über die Drohkulisse, die Galeria aufbaue. Immer wieder werde von Filialschließungen gesprochen, ohne konkrete Zahlen und vor allem Standorte zu nennen. In Hessen gibt es noch 15 Filialen. Ein klares Statement zu den beiden Frankfurter Filialen gab es am Freitag auf FR-Nachfrage nicht. Galeria teilte mit, dass derzeit noch nicht feststehe, welche Filialen geschlossen würden. Die Priorität des Unternehmens liege derzeit auch auf Gesprächen mit potenziellen Bieter:innen, die Interesse an Galeria-Standorten hätten.
Laut Verdi braucht Galeria Karstadt Kaufhof ein tragfähiges Konzept für alle Filialen
Schäuble kritisiert, dass dem Management nichts einfalle, außer zu sparen und zu schließen. Er warf den Verantwortlichen vor, ihren Job nicht richtig zu machen. Eigentlich müsse oben in der Führungsetage aufgeräumt werden, findet er. Verdi fordert ein tragfähiges Konzept für die Filialen. Auf Versprechungen wie in der Vergangenheit gebe man nichts mehr. So habe Galeria im Not-Tarifvertrag niedergeschrieben, dass auch leitende Angestellte einen Beitrag bei den Einsparungen leisten werden. Dies sollte auch offengelegt werden. Transparenz habe es aber nicht gegeben, so Schäuble.
Wenn Galeria jetzt behaupte, man müsse noch ein paar Jahre sparen, dann werde alles besser, sorge diese Aussage bei Verdi entsprechend für Skepsis. Die Beschäftigten hätten lange genug verzichtet. Die Gewerkschaft fordert Einsicht in die Pläne des Konzerns, um bewerten zu können, ob die Maßnahmen zielführend sind. Die Verhandlungen sollen am 22. Februar fortgesetzt werden. (Steven Micksch)