Frankfurt: Wäldchestag startet mit Riesenrad, Wahrsagerin und Zeitreise-Parcours

Bereits an diesem Freitagabend beginnt das fünftägige Frankfurter Volksfest im Stadtwald. Bis Dienstagnacht gibt es viel Action, Buden und Party.
Wesley Spindler muss noch die „verrückte und extrem lustige Zeitreise“ hinein in die Welt der 70er Jahre vorbereiten. Seine schwarze Baseballkappe trägt der 17-jährige Frankfurter Schausteller verkehrt herum, als er der blonden Discoqueen – einer Schaufensterpuppe – auf dem Wäldchestaggelände am Donnerstagmittag die Blume im Haar richtet. Bis 17 Uhr an diesem Freitag muss alles fertig sein, denn zum ersten Mal wird das traditionelle Frankfurter Volksfest inmitten des Stadtwalds bereits am Freitagabend statt wie bislang erst Samstagmittag eröffnet.
Thomas Feda, Geschäftsführer der städtischen Tourismus+Congress GmbH (TCF), Veranstalter des fünftägigen Wäldchestags, sagt: „Wir sind gespannt, ob es voll wird oder die Leute erst Samstagmittag kommen, weil sie noch nicht mitbekommen haben, dass es diesmal früher losgeht.“ Bis Dienstagnacht dauert das Fest. Er selbst nennt den Wäldchestag „ein besonderes Volksfest inmitten des Waldes“. Und das lange Pfingstwochenende soll laut Wetterbericht sonnig werden. Die Zeitreise-Attraktion mit dem 100-Meter-Spaßparcours inklusive Partymusik und Spezialbrille namens „Psychodelic“, den Schausteller Spindler gleich aufbaut, sei zum ersten Mal beim Wäldchestag zu erleben. Spindler sagt: „Wenn einmal alles aufgebaut ist, dann läuft der Rest ratzifatzi.“
Er kommt aus einer Schaustellerfamilie. „Ich bin bereits die siebte Generation. Man arbeitet sich die Finger schmutzig, aber mir wurde es so vorgelebt. Ich liebe den Job. Meine Großeltern hatten schon den Fischstand, mit dem sind wir auch beim Wäldchestag vertreten, und ich mache auch die Moderation bei unserer Euro-Tombola.“ Der Hauptgewinn dort: eine Art Kuscheltier in Form eines Bubble Tea. Die Tombola-Verlosung sei der spaßigste Teil. Der Härteste sei der Aufbau.
140 Stände gibt es: Vom „Alcatraz-Glasirrgarten“ bis zu „Maria, der Hellseherin“ können Besucher:innen sich das volle Entertainment-Programm geben. In der Regenbogen-Area gibt es am Sonntag um 16 Uhr eine Drag-Show mit Tante Gladice. Der beliebte Roy Hammer & die Pralineés spielen am Dienstag ab 18 Uhr bei „Festhalle Hausmann Open Air“. Am Donnerstag ist noch wenig Party, dafür eben viel Aufbau und Autos mit Anhängern, die irgendwo hinmüssen, um etwas anzuliefern. TCF-Chef Feda zeigt auf einem riesigen Plan, dass es sogar zur Orientierung temporäre Adressen gibt wie „Die Riesenradstraße“ oder der „Toilettenpfad“. Mit 150 000 bis 200 000 Besucher:innen bei schönstem Pfingstwochenendwetter rechnet Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP), die gleich eine Runde Kettenkarussell (Wellenflug) testet.
Hinkommen
Der Dienstag nach Pfingsten wird in Frankfurt als Wäldchestag bezeichnet. Schon die Tage zuvor wird am Oberforsthaus im Stadtwald das große traditionelle Volksfest gefeiert.
Bereits am heutigen Freitag, 17 Uhr, ist die Eröffnung samt Rundgang mit OB Mike Josef. Bis 1 Uhr kann gefeiert werden. Am Samstag und Sonntag ist das Volksfest von 12 bis 1 Uhr geöffnet. Am Montag und Dienstag von 12 bis 24 Uhr. Am Freitag und Samstag gibt es keine Parkmöglichkeiten rund um den Wäldchestag.
Die VGF hat das Nahverkehrsangebot von Freitag bis Dienstag erweitert.
Die Straßenbahnlinie 21 fährt über den Hauptbahnhof ins „Wäldche“, das vom Oberforsthaus schnell erreicht ist. Die Tram wird durch die Sonderlinie 20 ergänzt, und bis weit nach Mitternacht ist für einen dichten Takt und genug Platz gesorgt. Vom Südbahnhof zum Oberforsthaus und zurück können Wäldches-Gäste die Linie 61 und die Sonderlinie 80 nutzen.
Es gibt auch eine Bike Area: Die Fahrradaufbewahrungsstationen zwischen Am Oberforsthaus und Schützenhaus kosten zwischen 1 und 2 Euro. rose
Alle Infos, auch zum Bühnenprogramm, unter: www.frankfurt-tourismus.de
Denn das ist bereits aufgebaut – mit bis zu 55 Kilometern pro Stunde und 15 Meter hoch fliegt man darin über den Stadtwald, da sollte man besser noch nicht zu viel Bratwurst (kostet im Schnitt 4,50 Euro) oder Eiskugeln verschlungen haben. Über 40 Meter hoch und eher romantisch als actionreich ist die Fahrt mit dem Riesenrad in den Kabinen. Dabei überblickt man nicht nur das Wäldchestaggelände mit all den anderen bunten Fahrgeschäften wie der Achterbahn „Feuer und Eis“ und das Grün der Bäume, sondern man sieht auch die Skyline. „Einzigartig“, sagt Feda. Eine Reporterin ergänzt „mega“ und beißt in die Eiswaffel. Die anderen Reporter:innen halten die Szenerie als Erinnerung mit der Smartphone-Kamera fest. Unten ist eine weitere Attraktion. Gusti, der Basset-Welpe, der seit Beginn der Aufbauarbeiten gern von Schaustellerkolleg:innen besucht und gestreichelt wird. „Es ist ihr erster Wäldchestag. Sie ist der Riesenrad-Welpe und wird mit mir an der Kasse sitzen“, sagt sein Besitzer.
Noch nicht ganz fertig aufgebaut ist die „Dietesheimer Schiffschaukel“. Sie wird von Ehrenamtlichen betrieben, die einen Verein gegründet haben, der 2018 die Schiffschaukel restauriert und mittels Spenden gerettet hat, damit sie auf der dortigen Dorfkerb weiter für Spaß sorgen kann. Zum ersten Mal sind sie nun in Frankfurt dabei. „Ich habe mir extra Urlaub genommen“, sagt Nick Zortea, der eigentlich als Lokführer arbeitet. Ja, mit der Schiffschaukel könne man Überschlag machen. Auf die Frage, was am wichtigsten sei, antwortet Zortea: „Dass meine Mädchen mich hier nicht verlassen.“ Mit Mädchen meint er übrigens die Schiffschaukelbremserinnen.
Am Ende erzählt noch Thomas Roie, erster Vorsitzender des Schaustellerverbands, wie sehr seine Familie ihrem Karussell und dem Wäldchestag verbunden ist. „Ich bin 1965 in Butzbach geboren, zwei Tage nach der Entbindung hat meine Mutter mich im Krankenhaus bei den Krankenschwestern gelassen, denn sie musste meinem Vater im Kassenhäuschen helfen.“ Er lacht. Ab 1966 war er dann selbst beim Wäldchestag dabei.



