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Frankfurt: Vielfältige Hilfsbereitschaft

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Von: Timur Tinç

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Bei der Initiative Frankfurt for Ukraine werden hier Medikamente sortiert. Peter jülich
Bei der Initiative Frankfurt for Ukraine werden hier Medikamente sortiert. Peter jülich © Peter Jülich

Viele Initiativen und Vereine engagieren sich für Geflüchtete, aber auch direkt in der Ukraine. Die FR stellt vier davon vor

Seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges am 24. Februar in der Ukraine ist die Hilfsbereitschaft in der deutschen Bevölkerung groß. Initiativen haben sich gebildet, Vereine gegründet oder ihr Engagement ausgeweitet beziehungsweise angepasst. Die FR stellt vier davon aus der Rhein-Main-Region vor.

Ukraine Help Now: Am zweiten Kriegswochenende ist Klaus Helmrich mit 13 anderen Personen an die polnisch-ukrainische Grenzen gefahren, um Medikamente dorthin zu bringen. Auf dem Rückweg haben sie 38 geflüchtete Frauen und Kinder aus einem Auffanglager nach Deutschland gebracht. „Auf dem Rückweg haben wir darüber gesprochen, dass wir das weitermachen müssen und wir einen Rahmen brauchen“, berichtet der Rechtsanwalt. Innerhalb weniger Tage wurde der Verein „Ukraine Help Now“ in Bad Homburg gegründet, dem zügig die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt erteilt wurde. „Danach haben wir unsere Netzwerke angesprochen, um Spenden einzusammeln“, sagt Helmrich, der Vereinsvorsitzender ist. Mittlerweile wurden 150 000 Euro gesammelt und Kontakte zu Krankenhäusern in Kiew, Winnyzja, Charkiw und Lemberg aufgebaut, die Listen schicken mit dem, was sie brauchen. „Wir haben drei Lieferungen mit medizinischen Geräten gemacht“, erzählt Helmrich. Insbesondere Beatmungsgeräte und C-Bögen-Röntgengeräte würden benötigt. In Dnipro hat der stellvertretende Bürgermeister kürzlich 2000 Krankenhausbetten angefragt. Über den stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Evgeniy Palchyk, einem Frankfurter Chirurgen, hat die Hessische Krankenhausgesellschaft einen Aufruf an ihre Einrichtungen gestartet. „Wir haben jetzt schon Zusagen für 120 Betten“, sagt Helmrich. Weitere sollen folgen.

Helfen und spenden

Der Verein Ukraine help now sammelt Geld, um medizinische Geräte und Medikamente zu kaufen. Empfänger: Verein Ukraine Help Now c/o Klaus Helmrich, IBAN: DE82 5004 0000 0717 0509 00, www.ukraine-help-now

Tierfreunde Ukraine sammelt Geld, um Straßentieren und Tierheimen in der Ukraine zu helfen. IBAN: DE26 7007 0024 0732 9196 00. Außerdem sind Spenden auch via Paypal möglich: tierfreunde-ukraine.de

Die IPA (International Police Association) Deutschland benutzt Geld aus ihrem Sozialfonds, um Menschen in der Ukraine zu helfen. Drei Frankfurter Polizisten bringen die Sachspenden an die polnisch-ukrainische Grenze. Die IPA darf allerdings keine Spendenbescheinigungen ausstellen und die Zuwendungen dürfen nicht zweckgebunden sein. IPA Sozialfonds

IBAN: DE12 3607 0024 0555 5594 00

Die Initiative Frankfurt for Ukraine sammelt am Karl-Gerold-Platz 1 täglich zwischen 16 und 18 Uhr Spenden, um sie in die Ukraine zu bringen. Benötigt werden vor allem Medikamente, Verbandsmaterial, Hygieneartikel und Isomatten. Eine Liste findet sich unter: facebook.com/frankfurtforukraine

Die Goethe-Un i hat einen Goethe-Ukraine-Fonds ins Leben gerufen, um junge Menschen mit einem Perspektiv-Studium zu unterstützen. Ab einem Betrag von 300 Euro gibt es eine Spendenquittung. www. uni-frankfurt.de

Goethe-Universität Frankfurt

IBAN: DE95 5005 0000 0001 0064 10

Verwendungszweck: Goethe-Ukraine-Fonds 3000140009

Die Caritas sammelt im Auftrag der Stadt Frankfurt Spenden für Menschen, die in Not- und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind. Eine Spendenabgabe ist zu den Öffnungszeiten möglich: montags und dienstags von 8 bis 10 Uhr, donnerstags und freitags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 11 Uhr. Es sollen nur Sachen gebracht werden, die auf www.frankfurt-hilft.de veröffentlicht werden. Derzeit sind das Taschen, Rucksäcke, Babynahrung, Feuchttücher und Shampoo.

An der Hans-Böckler-Schule werden bis zum 20. Mai von Montag bis Freitag 8 bis 13 Uhr Sachspenden gesammelt. Unter anderem Frühlings- und Sommerkleidung, Haushaltsgegenstände wie Töpfe, Schulsachen, Kindersitze und Hygieneartikel. Diese werden an die Organisation Prolisok – Spendenstelle für Flüchtlinge weitergegeben.

Prolisok selbst bittet große Spenden wie Kinderfahrräder direkt in die Sammelstelle an der Heerstraße zu bringen. Öffnungszeiten sind dienstags, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr, freitags von 14 bis 17 Uhr. Angebote für Sperrgut und Möbel per E-Mail an prolisok.frankfurt@gmail.com

Die Stadt Frankfur t hat ein Spendenkonto für Geflüchtete in Frankfurt eingerichtet: Stadt Frankfurt – Kriegsgeflüchtete Ukraine

IBAN: DE77 5005 0201 0200 7705 19

Verwendungszweck: Ukraine. tim

Oboz – Humanitäre Hilfe für die Ukraine: Zwei weitere Krankenwagen im Wert von rund 20 000 Euro für ukrainische Krankenhäuser wird der Verein Oboz demnächst kaufen können. Dank einer Spende in Höhe von 40 000 Euro des Schauspiel Frankfurt. „Neun Autos haben wir seit Ausbruch des Krieges schon kaufen können“, sagt Ina Olynik, die Vorsitzende des Vereins, der in Mühlheim registriert ist. Auf Facebook nennt sich die Gruppe aber Frankfurt.Oboz, demnächst soll eine Internetseite eingerichtet werden. Den Verein gibt es bereits seit 2014. Erst wurden Demonstrationen gegen die Annexion der Krim organisiert, später humanitäre Hilfen. „Wir sind klein, regional und transparent“, sagt Olynik. Im Verein engagieren sich Menschen aus der Ukraine, Russland, Kasachstan, Moldawien, Georgien, Lettland, Litauen, Deutschland und weiteren Ländern. Nach dem Transport der Fahrzeuge in die Ukraine werden vor Ort Fotos gemacht, um zu belegen, dass die Fahrzeuge auch angekommen sind. „Wir arbeiten nur mit Leuten, die wir kennen“, betont Olynik.

Frankfurt for Ukraine: Ganz viele neue Leute haben sich bei der privaten Initiative Frankfurt for Ukraine kennengelernt. Angefangen hat alles mit einer Spendensammelaktion vor dem Café Hauptwache. Später wurde ein Lager am Danziger Platz eingerichtet, wo täglich Spenden für die Ukraine gesammelt wurden. „Wir sind mittlerweile in das Depot in Sachsenhausen umgezogen“, berichtet Jumas Medoff, Stadtverordneter der Liste „Ich bin Frankfurter“ und Vorsitzender der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung. Die eine Hälfte dort ist weiter Spendenlager, die andere Hälfte wird für Kurse und andere Aktivitäten für Geflüchtete genutzt. Deutschkurse, Yoga, es gibt ein Ballettzimmer und eine Spielecke für Kinder. Jede Woche sind verschiedene Seminare geplant zum Thema Auto, Gesundheit oder Wohnen. „Wir waren kürzlich mit 180 Kindern auf der Dippemess“, erzählt Medoff. Die Schausteller:innen hätten alles kostenlos angeboten. Zum orthodoxen Osterfest gab es ein Oster-essen, das von einem türkischen Caterer gekocht wurde. Zum Nachtisch gab es indische Halva. Die Spendenaktionen in die Ukraine konzentrieren sich auf Medikamente und Material für Krankenhäuser. Eine aktuelle Liste gibt es in der Facebook-Gruppe der Initiative, die überlegt, einen Verein zu gründen.

Tierfreunde Ukraine: Seit 2012 unterstützt der Verein Tierfreunde Ukraine Tierheime in dem osteuropäischen Land. Die Postanschrift ist in Frankfurt, ein Büro gibt es nicht, der Kern der Mitglieder, rund sieben Leute, sind in ganz Deutschland verteilt. „Wir haben Spenden für Futter oder die medizinische Versorgung für Tierheime gesammelt“, berichtet Anastasia Safronova. Seit Ausbruch des Krieges im Februar und März hat der Verein fast 50 000 Euro an Spendengeldern bekommen. An mehreren Orten werden Sachspenden gesammelt und in die Westukraine nach Riwne geschickt, wo die ukrainische Tierschutzorganisation Azoo ihren Sitz hat. „Dank uns konnten in 45 Städten Sachspenden verteilt werden“, sagt Safronova. Da es viele Straßentiere gibt, verteilten die Organisationen vor Ort Futter an die Bevölkerung, um die Tiere direkt zu versorgen. „Wir haben auch einige Tiere in Kooperation mit Peta evakuiert.“ In Kropotnitsky wird derzeit eine mobile Tierklinik benötigt. Durch die große Zerstörung hat sich die Zahl der Straßentiere vermehrt und diese würden, wenn sie nicht kastriert werden, irgendwann getötet, befürchtet Safronova. Derzeit sei die Spendenbereitschaft abgeflacht und der Verein fragt gezielt große Organisationen und Firmen für Unterstützung an.

Transparenzhinweis: In einer vorherigen Version hieß es, dass das Gallus-Theater dem Verein Oboz das Geld spendet.

Ina Olynik (l.) von Oboz mit ihrem Team und einem Krankenwagen, der in die Ukraine geht. privat
Ina Olynik (l.) von Oboz mit ihrem Team und einem Krankenwagen, der in die Ukraine geht. privat © Privat
Die freiwillige Helferin Isabella (rechts) bringt Mariana im Dorf Pylypovchi in der Nähe von Butscha Tierfutter für Katzen. privat
Die freiwillige Helferin Isabella (rechts) bringt Mariana im Dorf Pylypovchi in der Nähe von Butscha Tierfutter für Katzen. privat © Privat

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