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Prorussische Demonstration in Frankfurt: Viel Gegenwind für Putin-Fans

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Von: Jana Ballweber

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Gegen-Protest vom Bündnis demokratischer Parteien gegen Russendemo / Demo der Russen, Taunusanlage, Frankfurt
Demokratische Parteien und Gruppierungen protestieren gemeinsam gegen die Menschen, die den Krieg befürworten. © Michael Schick

Ein breites, zivilgesellschaftliches Bündnis setzt ein Zeichen gegen die prorussische Demo in Frankfurt. Ein Putin-Anhänger wird festgenommen.

Frankfurt - Es herrscht akustisches Durcheinander an diesem Samstagnachmittag auf dem Frankfurter Römer. Einige Dutzend prorussische Demonstrierende singen zum Abschluss ihrer Kundgebung die russische Nationalhymne. Eine ähnlich große Gruppe von Gegendemonstrant:innen kontert mit der ukrainischen Hymne.

Ihren Demonstrationszug haben die Putin-Fans mittags am Willy-Brandt-Platz gestartet. Bereits am Vorabend hatten ukrainische Kinder, die vor dem russischen Angriff geflohen waren, den Platz mit Straßenkreide blau und gelb gefärbt. Fahnen, Friedenstauben, Wohnhäuser und die Namen zerstörter ukrainischer Städte zierten den Asphalt.

Ein wichtiges Symbol, findet Michael Rubin, der den Gegenprotest und die Malaktion gemeinsam mit Dimitrij Peters organisiert hatte: „So wie russische Soldaten auf ukrainischem Boden stehen, stehen die Putin-Fans in Deutschland heute auf den Häusern und Städten, die die Geflüchteten gemalt haben.“

Pro-Russland-Demo in Frankfurt: Parolen für Geflüchtete schwer zu ertragen

Von der Stadt Frankfurt sei er etwas enttäuscht, klagt Rubin. Denn die Gegendemo, die von zahlreichen Parteien und Vereinen unterstützt wurde, musste einen Sicherheitsabstand einhalten. Sie versammelten sich am Schillerdenkmal in der Taunusanlage. „Wir wären natürlich gerne näher dran gewesen. Nicht, um eine Konfrontation zu suchen, sondern um den Parolen, die dort gerufen werden, noch deutlicher etwas entgegensetzen zu können“, sagt Rubin.

Er selbst stamme aus Belarus, Frankfurt bezeichne er gerne als seine Wahlheimat: „Wir leben in einer offenen, demokratischen, freien Stadt. Ich kam freiwillig hierher. Viele, die heute mit mir hier stehen, hatten diese Wahl nicht.“ Es sei für ihn schwer zu ertragen, dass die geflüchteten Menschen auf den Straßen ihrer neuen Heimat nun genau die Parolen erdulden müssten, derentwegen sie ursprünglich ihr Zuhause verlassen hätten.

Um das zu verhindern, hatte die Stadt Frankfurt strenge Auflagen für die prorussische Demonstration erlassen. Symbole wie die Buchstaben „V“ und „Z“ oder das „Sankt-Georg-Band“, die als Unterstützung für den russischen Krieg gewertet werden, waren verboten. Die Teilnehmenden durften die Aggression Russlands nicht gutheißen und die Ukraine und ihre Bevölkerung nicht verunglimpfen. Auch die Fahne der Sowjetunion dürfe nicht gezeigt werden, ärgert sich ein Ordner der prorussischen Demo.

Demonstration von Putin-Fans in Frankfurt: Ein Teilnehmer festgenommen

So zogen die Demonstrierenden vor allem mit russischen und deutschen Fahnen durch die Innenstadt bis zum Römer – begleitet von mehrheitlich fassungslosen Blicken und dem ein oder anderen Mittelfinger der Frankfurter Passant:innen. Ein Teilnehmer wurde festgenommen. Auf Twitter teilte die Polizei später mit, der Demonstrant habe den Hitlergruß gezeigt. Der Protest war offiziell unter dem Motto „Wir sind für Frieden ohne Faschismus“ angemeldet worden.

Unter teilweise wüsten sexistischen Beschimpfungen begleiteten einige Frauen, die vorher am Gegenprotest teilgenommen hatten, den prorussischen Demonstrationszug. Mit Sprechchören bekundeten sie ihre Solidarität für die Ukraine. Bis zum Römer folgten die Frauen den Putin-Anhänger:innen und hielten, dort angekommen, auch während der Abschlusskundgebung lautstark dagegen.

Prorussische Demonstration in Frankfurt: Gegendemonstrierende werden angefeindet

Die Redner:innen der prorussischen Versammlung spielen in ihren Beiträgen virtuos auf der Klaviatur der Verschwörungsmythen. Um das Handeln des russischen Präsidenten zu rechtfertigen, bemühen sie ihre eigene Auffassung der Geschichte und beklagen ein angeblich imperialistisches Handeln der Nato und der Vereinigten Staaten. Ukrainische Politiker:innen bezeichnen sie als „Faschisten“.

Diesen Vorwurf bekommen auch die immer zahlreicher werdenden Gegendemonstrierenden zu hören. Unbeeindruckt von den Anfeindungen beweisen diese aber einen längeren Atem. Nach dem Singen der russischen Nationalhymne packen die Putin-Fans zusammen und verstreuen sich. Der Römer ist wieder blau-gelb. (Jana Ballweber)

Einen geplanten Autokorso Prorussischer Demonstrierender im April hatte die Stadt Frankfurt verboten. Ein Frankfurter Bündnis sieht das Verbot als Erfolg: „Ein Autokorso wäre ein fatales Signal an die Menschen gewesen.“

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