Frankfurt: Verein will Sexismus bekämpfen
Der Verein informiert an beruflichen Schulen über Diskriminierung. Viele Schülerinnen haben schon Sexismus erlebt, aber die Schuld bei sich selbst gesucht.
Schülerinnen und Schüler beim Thema Sexismus sensibilisieren – das hat sich der Verein Infrau zur Aufgabe gemacht. Seit 2015 veranstaltet das Team deshalb Workshops in Frankfurter Schulen, um den Jugendlichen zu zeigen, was man selbst gegen Sexismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft tun kann. Der Verein hat das Projekt bei einem Förderwettbewerb der Stiftung Mit-Menschen eingereicht und hofft auf viele Stimmen und eine Fördersumme.
Die Abstimmung
76 Jugendhilfsprojekte sind Teil des Förderwettbewerbs der Stiftung Mit-Menschen von der PSD Bank Hessen-Thüringen. Das Voting ist noch bis zum 16. Juni um 10 Uhr aktiv: mitmenschen-gemeinsam-stark.de . 100 000 Euro Förderung stehen für die Projekte bereit. Außer dem Verein Infrau sind der Frankfurter CVJM, die Malteser, das FeM Mädchenhaus, der Sportkreis und weitere beim Wettbewerb dabei. mic
„Wir merken bei unseren Workshops immer wieder, dass ganz viele bereits von Rassismus oder Sexismus betroffen waren“, erzählt Amra Kasapovic, Koordinatorin der Interkulturellen Mädchenarbeit im Bornheimer Verein. Vorrangig sei man an den beruflichen Schulen aktiv, da junge Frauen im Übergang von der Schule in den Beruf mit massiven sexistischen Übergriffen und Abwertungen konfrontiert seien. Egal ob sexistische Kommentare, Belästigungen am Ausbildungsplatz oder – aufgrund des Namens – die Frage am Telefon, ob man ein Kopftuch trage.
In den gut vier Stunden, die man in der Klasse verbringe, gehe es um Sexismus in der Werbung, um stereotype Rollenbilder, aber auch um konkrete Fallbeispiele, anhand derer man zusammen Handlungsoptionen für bestimmte Situationen erarbeite. „Dabei ist es auch wichtig, die Jungs zu sensibilisieren“, sagt Kasapovic. Wenn diese bei Sprüchen von Freunden auch mal etwas sagten und nicht weghörten, sei ein erster Schritt erreicht.
Viele der betroffenen Mädchen kennen die Frankfurter Beratungseinrichtungen nicht, bei denen sie sich Hilfe suchen könnten. „Außerdem denken sie, dass es ein individuelles Problem ist.“ Die Frauen von Infrau aber möchten den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass Sexismus ein strukturelles Problem ist und nicht etwa an der falschen Kleidung liege, wie manche der Mädchen dächten.
Der Verein bietet derzeit Onlineworkshops an, damit die Berufsschulen wegen der Pandemie Termine nicht absagen müssen.