Frankfurt: Tiere gegen die Langeweile
Zoohandlungen und Zuchtvereine profitieren aktuell von der Pandemie. Auch der Preis scheint da keine Rolle mehr zu spielen.
Hamster, die in Laufrädern rennen, Kanarienvögel, die in ihren Käfigen an Ästen knabbern, und kleine Kinder, die sich ihre Nasen am Kaninchenterrarium platt drücken: Der Zoohandel Kölle Zoo an der Mainzer Landstraße in Frankfurt ist auch am Dienstagabend noch gut besucht. Selbst die Autorin dieses Artikels kann dem Anblick der possierlichen Tierchen nicht widerstehen. Vielleicht doch ein Chinchilla gegen das triste Pandemieleben? Nein, die Vernunft überwiegt.
Permanentes Homeoffice und mehr Freizeit scheinen in vielen Menschen den Wunsch nach einem Haustier zu beflügeln. Wer schon immer überlegt hat, sich einen Hund oder eine Katze zuzulegen, die Idee jedoch wegen Zeitmangels verwarf, mag diese Haltung seit Beginn der Covid-19-Pandemie vielleicht geändert haben. Sowohl Züchter:innen als auch Zoohandlungen sind gefragter denn je.
Die weltgrößte Zoohandlung Zajac in Duisburg verkauft seit Beginn der Pandemie durchschnittlich 28 Hamster pro Tag – vor Corona waren es rund 20 in der Woche. Auch die Nachfrage nach Kaninchen und Meerschweinchen sei um das Fünffache gestiegen, erzählt Gründer und Inhaber Norbert Zajac. Den größten Umsatz mache er jedoch in der Aquaristik.
Höhere Preise sind egal
Die enorm gestiegenen Preise der Tiere scheinen die potenziellen Käufer:innen nicht abzuschrecken. Ein Welpe, der vor einem Jahr noch 1000 Euro gekostet hätte, ist heutzutage dreimal so teuer. „Wenn es möglich wäre, könnte ich zehnmal so viele Hunde verkaufen“, erzählt Zajac. „Der Bedarf ist vorhanden.“ Dass viele der Hunde irgendwann im Tierheim landen könnten, befürchtet der 66-Jährige nicht. Nach Aussage des Zoohändlers gehe jedem Kauf ein Beratungsgespräch voraus, das auch mal fünf Stunden dauern könne. Erst danach entscheide man, ob der oder die Interessent:in geeignet sei für eine Hundehaltung.
300 Anfragen pro Wurf
Auch Jörg Batscherer, Geschäftsführer des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) berichtet von einem verstärkten Kaufinteresse. Zwar gebe es noch keine validen Zahlen für das Jahr 2020, aber er könne aus eigener Erfahrung bestätigen, dass die Nachfrage nach Hunden im zurückliegenden Jahr explodiert sei. Viele der Züchter und Züchterinnen bekämen nicht mehr 30 Anfragen pro Wurf, sondern 300. „Unsere Züchter können den Markt nicht mehr bedienen, wollen es aber auch nicht“, sagt Batscherer. „Ein seriöser Züchter gibt einen Hund nicht weg wie eine Flasche Milch. Man führt Gespräche und schaut sich an, ob der Hund in das Umfeld eines Menschen passt.“
Trotzdem habe er große Sorge, dass etliche Hunde im Tierheim landen werden. Viele Leute tätigten unbedacht Spontankäufe, weshalb der illegale Welpenhandel mehr denn je expandiere.
Eine Dalmatinerzüchterin aus Langen, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen will, bestätigt Batscherers Aussagen. Ob die vermehrten Anfragen nur coronabedingt seien, könne sie nicht beurteilen. Trotzdem merke sie, dass viele Leute darauf aus seien, schnell einen Hund zu bekommen. Damit sei man bei ihr aber an der falschen Adresse.