1. Startseite
  2. Frankfurt

Frankfurt: Sympathiewelle für die Brotfabrik

Erstellt:

Von: Thomas Stillbauer

Kommentare

Urgestein im Hausener Ortsbild: die Brotfabrik.
Urgestein im Hausener Ortsbild: die Brotfabrik. © Michael Schick

Hunderte bekunden ihre Solidarität mit dem vom Abriss bedrohten Kulturzentrum in Hausen. An diesem Donnerstag Thema im Kulturausschuss.

Eines steht fest: So schnell gibt Frankfurt, gibt Rhein-Main seine Brotfabrik nicht auf. Seit bekanntgeworden ist, dass ein Investor das Gelände der Kulturstätte übernehmen und dort Wohnraum errichten will, werde die Brotfabrik überhäuft mit Zuspruch und Solidaritätsbekundungen, berichtet Antje te Brake vom Verein Kulturprojekt 21. An die 300 E-Mails seien inzwischen eingegangen, sagt sie: „Wir sind ein bisschen sprachlos.“

Die meisten Unterstützer:innen pochen auf den immensen Wert der Hausener Bühne für die Frankfurter Kulturszene als einer der wenigen Liveorte mit überregionaler Bedeutung. Gelobt werden die vielen verschiedenen Musik- und Theaterströmungen, die seit mehr als drei Jahrzehnten dort ihren Platz finden, die Neuentdeckungen jenseits des Mainstreams.

Lob kommt auch von den Künstlerinnen und Künstlern. „Es gibt in ganz Deutschland wenige Bühnen, mit denen ich so schöne Erfahrungen verbinde wie mit der Brotfabrik“, schreibt der Autor, Veranstalter und Poetry Slammer Jan Cönig: „Das Team, die Location, das Publikum bilden die perfekte Mischung aus Professionalität und Herzlichkeit, und all unsere Shows waren geprägt von einer einzigartigen Atmosphäre.“ Solche Kulturstätten seien stets zeitgemäß. Es brauche sie in allen Zeiten, „um KünstlerInnen und ZuschauerInnen Ausstiege aus dem Alltag und erinnerungswürdige Abende zu bieten“.

Andere heben prägende Erlebnisse in dem kulturellen und sozialen Treffpunkt hervor. Aus Mallorca schrieb jemand, er erinnere sich an viele Konzerte, aber auch an den regelmäßigen Apfelwein vor Ort mit dem inzwischen verstorbenen Vater. Jeden Tag sei dieser zum Mittagessen zur Brotfabrik gegangen, als er noch laufen konnte. Von Brotfabrik-Erfahrungen schon als Dreijährige wird berichtet. Vom 18. Geburtstag, der vor Ort gefeiert wurde – „und jetzt kommen die Enkel“, zitiert Antje te Brake eine Zuschrift.

Auch die Politik reagiert

„Die Unterstützung tut gut“, sagt die Geschäftsführerin. „Der Ort lebt ja auch besonders von den Begegnungen mit dem Publikum und den Künstlerinnen und Künstlern, und die fallen wegen Corona schon so lange weg.“ Auch Wut, Trauer, Entsetzen kämen in den Reaktionen zum Ausdruck, aber vor allem Zuspruch und Solidarität.

Wer der Investor ist, wissen die 17 Mietparteien auf dem etwa 1500 Quadratmeter großen Gelände immer noch nicht, darunter auch Geschäftsleute, Jurist:innen, ein Restaurant und eine Studierenden-WG, aber eben vor allem der traditionelle Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen, Performance und Theater.

Resonanz gibt es längst auch aus der Politik. Volksvertreter:innen informierten sich vor Ort, und für diesen Donnerstag hat Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) angekündigt, in der Sitzung des Kulturausschusses der Stadtverordnetenversammlung etwas zur Brotfabrik zu sagen. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Plenarsaal des Römer-Rathauses.

Auch interessant

Kommentare