Frankfurt: Stolpersteine für die „Schlappeschneider“

Frankfurt gedenkt der NS-Opfer – auch der Firma Schneider, die der Eintracht half, zum erfolgreichen Verein zu werden.
Im Gehweg eingelassen sollen sie Menschen im Alltag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern: 83 neue Stolpersteine werden von Sonntag bis Dienstag, 14. bis 16. Mai, an den ehemaligen Wohn- und Arbeitsorten von Verfolgten und Ermordeten im Frankfurter Stadtgebiet verlegt oder enthüllt – der Großteil davon im Westend. Die Namen und Lebensdaten der Opfer werden auf einer Messingplatte auf der Oberseite der Steine verewigt.
Eintracht Frankfurt beteiligt sich am Dienstag, 16. Mai, schon zum 15. Mal an der Verlegung von Stolpersteinen. Dann wird es um die Erinnerung an die Firmeninhaber Fritz und Lothar Adler gehen: am früheren Firmensitz der Hausschuhfabrik J. & C. A. Schneider in der Mainzer Landstraße 281–291, um 10.35 Uhr. Der Enkel von Lothar Adler, Eric Adler, wird mit seiner Frau Gabriele aus den Niederlanden anreisen und an der Zeremonie teilnehmen.
Jobs für „Schlappekicker“
Die Hausschuhfabrik Schneider war Anfang der 1930er Jahre der größte Mäzen der Frankfurter Eintracht. Der Betrieb, auch salopp „Schlappeschneider“ genannt, gab den Fußballern Arbeitsstellen mit flexiblen Arbeitszeiten, damit sie trainieren konnten – und trug so dazu bei, dass die Eintracht zu einer erfolgreichen Mannschaft wurde, die 1932 das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreichte. Die Zusammenarbeit trug dem Verein auch den Spitznamen „Schlappekicker“ ein.
Die jüdischen Schneider-Inhaber jedoch wurden vom nationalsozialistischen Terror ab 1933 verfolgt und zur Flucht aus Deutschland gezwungen. Die Stolpersteine sollen dazu beitragen, ein ehrendes Gedenken an sie zu bewahren.
Die Initiative Stolpersteine organisiert die Verlegungen, die jeweils von einer Zeremonie mit Musik begleitet werden sollen. Insgesamt erwartet die Initiative etwa 40 Verwandte und Freunde der Opfer an den verschiedenen Stätten. Am Sonntag und Montag, 14. und 15. Mai, werde der Künstler und Erfinder der Stolpersteine Gunter Demnig die Steine persönlich verlegen, kündigt die Initiative an. Bisher habe er mehr als 90 000 davon in Deutschland und 24 anderen europäischen Ländern verbaut. In Frankfurt befinden sich laut Initiative derzeit mehr als 1800 Stolpersteine. Am Dienstag sollen bereits verlegte Steine enthüllt werden.
So auch die für die jüdischen Musiker:innen Erich Itor und Frieda Kahn. Beiden war es gelungen, aus Deutschland zu fliehen. Zur Enthüllung wird um 12.50 Uhr der Flötist Paul Dahme an der Eschenheimer Landstraße 431 spielen. Zwei der 83 Stolpersteine sind den verfolgten Mitgliedern der Zeugen Jehovas Anna Engler und Rosa Hägele gewidmet.
Mehr Informationen zu den Namen der Opfer sowie zu Orten und Zeiten der Verlegung sind auf der Website der Initiative stolpersteine-frankfurt.de zu finden.