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Frankfurt: Stöbern in neuen Schätzen

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Von: Sebastian Theuner

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Joachim Schäfer vom Nomen-Verlag gibt bei der Verlagsschau in der Frankfurter Zentralbibliothek gerne Auskunft.
Joachim Schäfer vom Nomen-Verlag gibt bei der Verlagsschau in der Frankfurter Zentralbibliothek gerne Auskunft. © Monika Müller

Die Verlagsschau „069“ hat am Wochenende ein breites Spektrum an Frankfurter und überregionaler Literatur präsentiert.

Es sei immer viel komplizierter, als man zunächst denke, sagt Helge Nyncke. Der Autor sitzt in der Frankfurter Stadtbücherei vor einer Handvoll Zuhörer:innen; in der Hand hält er ein Buch. Auf dessen Titelfoto ist der in Flammen stehende Goetheturm zu sehen. Nyncke hat sich auf literarische Spurensuche begeben, um die Umstände des Brands im Jahr 2017 aufzuklären. Auf der Frankfurter Verlagsschau „069“, die am Samstag und Sonntag stattfand, gab er eine Kostprobe seiner Nachforschungen.

Wer das Buch lese, lerne einiges über die Stadtmentalität, sagt Axel Dielmann, in dessen Verlag das Buch veröffentlicht wurde. Dielmann ist Vorstandsmitglied im Verein „pro Libris“, der die Frankfurter Verlagsschau „069“ zum zweiten Mal veranstaltet. Die erste Ausgabe gab es 2019. Nach dreijähriger Corona-Zwangspause soll die Minimesse künftig jährlich stattfinden.

„Es sind vor allem unabhängige, kleinere Verlage vertreten“, sagt Dielmann; der Fischer-Verlag bildet eine der wenigen Ausnahmen. 33 Verlage sind es insgesamt, die ihr Sortiment auf den Tischen ausgelegt haben, die sich im Eingangsbereich der Stadtbücherei in der Hasengasse aneinanderreihen. Zudem gibt es an beiden Tagen eine Reihe von Lesungen.

Er habe es merkwürdig gefunden, dass es in einer Buchstadt wie Frankfurt keine kleine Buchmesse gegeben habe, erklärt Dielmann den Ursprung der Idee zur Verlagsschau. „Auf großen Messen ist oft viel zu viel los, hier aber können die Verlage persönlich für die Kundschaft da sein.“

Die meisten der eingeladenen Verlage kommen aus Frankfurt und verbreiten heimatliches Flair in der Stadtbücherei. Gleich auf dem ersten Tisch stehen und liegen Bücher mit Titeln wie „Verschollen in Mainhattan“ und „Ebbelwoijunkie“, mittendrin ein Bembel mit Eintracht-Adler. Auch Verlage aus Göttingen, Berlin oder Salzburg präsentieren Romane, Krimis und Sachliteratur.

Ebenfalls dabei ist „Elster & Salis“ aus Zürich. Helga Schuster, die dort für den Vertrieb zuständig ist, greift nach „Der Ursprung der Gewalt“, ein Roman, in dem es auch um das KZ Buchenwald geht. Mehrere Leute hätten ihr an diesem Tag schon ihre persönliche Geschichte dazu erzählt, berichtet Schuster. Es sei spannend, mit der Kundschaft in den direkten Kontakt treten zu können, sagt sie. Auf größeren Veranstaltungen sei das so nicht möglich.

Die „intime“ Atmosphäre der Verlagsschau schätzt auch Besucher Roland Leonhardt. Er habe Bücher entdeckt, die er vorher noch nicht gekannt habe, sagt er. Wünschen würde er sich noch eine Leseecke, in die man sich mit seinen Funden zurückziehen könne. Wobei dies auch im benachbarten Café Libretto möglich ist. Eine lange Wunschliste und viele Geschenkideen nimmt auch Heide Schneider mit nach Hause. Auch sie habe noch nicht Gekanntes entdeckt, „es ist schön, dass solche Veranstaltungen stattfinden“. Wenngleich sie der Verlagsschau noch etwas mehr Besucher:innen gewünscht hätte. Um die 1700 waren es an beiden Tagen, wie Axel Dielmann am Sonntagabend mitteilt.

Christina Henrich-Kalveram, wie Axel Dielmann Vorstandmitglied von „pro Libris“, hätte sich vor allem gefreut, wenn die Leute „mehr kaufen und weniger schauen würden“, wie sie am zweiten Veranstaltungstag berichtet. Die auf der Verlagsschau ausgestellte Vielfalt an Büchern könne man in keiner Buchhandlung entdecken, sagt sie.

Zufrieden mit den zwei Tagen ist sie dennoch – wie auch Silvio Mohr-Schaaff, ebenfalls Teil des Vereinsvorstands. „Wir wollen auch zukünftig mit der Stadtbücherei kooperieren“, kündigt er an. Geplant sind unter anderem Lesungen unter der Marke „069“. Und auch die Frankfurter Verlagsschau möchte der Verein in der Stadt etablieren. Dafür sei man jedoch weiter auf Sponsor:innen angewiesen, sagt Christina Henrich-Kalveram.

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