Frankfurt stellt Klärschlamm-Entsorgung neu auf

Dank einer neuen Anlage verarbeitet die Stadtentwässerung Abwasserrückstände bald effizienter. Darin soll der Klärschlamm faulen, das so entstehende Gas ein Blockkraftwerk betreiben.
Frankfurt modernisiert die Verarbeitung von Klärschlamm. Das ist das Gemisch, das übrig bleibt, wenn Abwasser aus der Stadt (zwei Drittel) und dem Umland die Kläranlagen passiert hat und wieder frisch ist. Den Schlamm verbrennt die Stadt in Sindlingen, in der Schlammentwässerungs- und Verbrennungsanlage. Die ist, obschon oft erneuert, nun in die Jahre gekommen. 40 um genau zu sein. Die Technik ist nicht mehr zeitgemäß. Darum investiert die Stadt nun 330 Millionen Euro in eine neue Klärschlammfaulungsanlage im Stadtteil Sindlingen.
Am Dienstag haben Stadtentwässerung und Stadtrat Stefan Majer (Grüne) Eckpunkte vorgestellt. Was neu ist: Bislang hat man Rohschlamm verbrannt, ein recht nasses Material. Damit das überhaupt richtig brennt, bedarf es einer sogenannten Stützfeuerung, dafür wiederum braucht es Heizöl. Künftig soll der Schlamm ausfaulen, in vier Türmen, 28 Meter hoch, mit einem Durchmesser von 23 Metern.
Das so entstehende Gas lagert die Stadtentwässerung in den zwei neuen Gasspeichern, dann geht es in ein Blockheizkraftwerk zur Verbrennung. Die dabei entstehende Wärme und der Strom reichen nicht nur aus, um die Anlage autark zu betreiben, es bleibt was übrig. Damit deckt die Stadt den Energiebedarf für das Klärwerk in Sindlingen. „Das sind energieintensive Bereiche“, sagt Stadtrat Majer, um den Wert der Neuerung zu verdeutlichen.
Der übrige, dann getrocknete Schlamm, wird auch verbrannt. Ohne Heizöl. Auch da tue sich womöglich demnächst ein neues Geschäftsfeld auf, berichtet Karsten Jost, kaufmännischer Betriebsleiter der Stadtentwässerung. Stichwort Phosphor. Den muss die Stadtentwässerung aus dem Wasser filtern, er bleibt also im Schlamm. Dabei wäre er als Düngemittel auf den Feldern durchaus erwünscht. So tüftelt die Stadtentwässerung seit Jahren mit der Infraserv Höchst, die auch eine Klärschlammanlage in Sindlingen betreibt, und der Uni in Mainz daran, den Phosphor wieder aus dem Schlamm herauszuholen.
Auf einen Weg hat man sich geeinigt, die Forschungspartner wollen den jetzt im Großversuch testen. Wenn die Stadt daraus Einnahmen erzielen könnte, wäre das auch eine Entlastung für die Gebührenzahler, sagt Jost.
Zurück zur Faulgasanlage. Die Baugenehmigung liegt vor, die Stadt musste zunächst Zauneidechsen umsiedeln. Bis März bereitet sie nun das Baufeld vor. Das Areal ist als Erweiterungsfläche fürs Klärwerk vorgesehen, das Gros war früher schon Kläranlage, ein paar Bäume müssen aber doch gefällt werden.
Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant. Eine verbesserte Abluftableitung und Abluftbehandlung sind auch vorgesehen. Heißt: Es stinkt dann weniger in der Nachbarschaft. Oder, wie es Stadtrat Majer eleganter ausdrückt. „Das wird der Freundschaft zu Kelsterbach förderlich sein.“