Frankfurt: Skandal an Städelschule wegen geplantem Vortrag

Die Städelschule lädt die Wissenschaftlerin Jasbir Puar ein, die der BDS-Kampagne nahesteht. Der Verband Jüdischer Studierender Hessen fordert, den Vortrag abzusagen.
Frankfurt - Die Frankfurter Städelschule gerät wegen der Einladung einer umstrittenen Wissenschaftlerin aus den USA in die Kritik. Im Rahmen der „Lectures“-Vortragsreihe der Hochschule in Frankfurt ist für Dienstag, 23. November, ein Online-Vortrag von Jasbir Puar angekündigt, Professorin für Frauen- und Genderforschung an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey.
Puar unterstützt die „US Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel“, die sich für einen Boykott israelischer Wissenschaftler:innen einsetzt und der BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) nahesteht. BDS zielt auf eine Isolierung Israels und wird oft als antisemitisch kritisiert. Puar hat in den USA zudem neben Lob für ihre akademische Arbeit auch immer wieder Kritik hervorgerufen, etwa weil sie in ihrem Buch „The Right to Maim“ (Das Recht zu Verstümmeln) behauptet, Israel würde Palästinenser:innen für die Ziele seines „Siedlerkolonialismus“ gezielt verletzen und verstümmeln.
Frankfurt: Vortrag an Städelschule „überschreitet Grenze zum Antisemitismus“
Das Frankfurter Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und der Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH) fordern die Städelschule nun in einem offenen Brief dazu auf, den Vortrag abzusagen. Es sei ein Skandal, „dass die Frankfurter Städelschule einer Person mit derart kruden Ansichten eine Bühne bieten möchte“, heißt es in dem Schreiben. Puars Positionen, so die Verbände, „überschreiten die Grenze zum Antisemitismus und sind mit den Ansprüchen redlicher wissenschaftlicher Arbeit nicht vereinbar“. Die Städelschule müsse zeigen, dass es dort keine „allgemeine Akzeptanz israelfeindlicher Ansichten mit fließendem Übergang zum Antisemitismus“ gebe.
Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Hessen, Uwe Becker (CDU), sagte der FR, er halte es für „sehr unglücklich“, dass die Städelschule eine Wissenschaftlerin eingeladen habe, „die sich sehr explizit gegen Israel positioniert hat in der Vergangenheit“.
Yasmil Raymond, Rektorin der Städelschule, teilte der FR mit, die Gastredner:innen würden jedes Semester gemeinsam mit Studierenden ausgewählt. Ihre Meinungen spiegelten aber „nicht die Meinung der Städelschule, insbesondere von deren Professor:innen, Mitarbeiter:innen oder Studierenden wider“. Jasbir Puars Vortrag mit dem Titel „Lives of Return: An Exhibition“ befasse sich mit einer Installation, die Puar 2019 mit dem Architekten Francesco Sebregondi erarbeitet habe. Der Vortrag sei keine öffentliche Veranstaltung, sondern „ausschließlich für Hochschulangehörige“ zugänglich. (Hanning Voigts)