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Feldhamster stoppt Bau von 2000 Wohnungen in Frankfurt

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Aus Rücksicht auf Feldhamster verzichtet die Stadt Frankfurt vorerst auf ein potenzielles Baugebiet in Sindlingen.
Aus Rücksicht auf Feldhamster verzichtet die Stadt Frankfurt vorerst auf ein potenzielles Baugebiet in Sindlingen. © Uwe Anspach/dpa

Aus Rücksicht auf Feldhamster verzichtet die Stadt Frankfurt vorerst auf ein potenzielles Baugebiet in Sindlingen.

Frankfurt - Die Stadt Frankfurt hat Planungen für das Baugebiet westlich und südlich der Ferdinand-Hofmann-Siedlung in Sindlingen erst einmal auf Eis gelegt. Die vergleichsweise große Population an Feldhamstern dort macht es schwer, die Äcker in Bauland umzuwandeln. Das geht aus einer Antwort des Magistrats auf eine Anfrage des Ortsbeirats 6 auf Antrag der Grünen hervor.

Der Feldhamster ist europaweit vom Aussterben bedroht. Früher zeigte sich der possierliche Nager mit dem schwarzen Brustfell und den weißen Bäckchen in vielen Frankfurter Stadtteilen. Das ist vorbei. 

Frankfurt: Hamster bremst Bau von 2000 Wohnungen

Die Bockenheimer, Bonameser und Harheimer haben 2001 letztmals Hamsterbauten im Feld gefunden, die Höchster und Unterliederbacher 2006. Heute gibt es nur noch Exemplare in Bergen-Enkheim und in den Feldern zwischen Sindlingen und Zeilsheim, zwischen Ferdinand-Hofmann-Siedlung und der Autobahn A 66.

Dabei ist der Schutz der Hamster von der EU aus vorgeschrieben. Das sagt Tobias Erik Reiners, Biologe und Forscher der Senckenberg-Gesellschaft. Seit 2012 erforscht er die Hamsterbauten in Sindlingen. Die Bedingungen seien gut, sagt er zufrieden. „Es gibt viele Zusatzstrukturen“, also Kleingärten, Böschungen, Obstbäume.

Reiners erforscht die Feldhamster-Population im Westen.
Tobias Erik Reiners erforscht die Feldhamster-Population im Westen von Frankfurt. © Andreas Arnold

Reiners arbeitet mit dem Umweltamt und den Landwirten zusammen, um die Population zu schützen. Hilfreich sei, wenn nach der Ernte der Bauer das Feld nicht gleich wieder umpflüge. So hat der Hamster Zeit, einen neuen Unterschlupf zu finden. Noch besser: Der Landwirt lässt einen Streifen Getreide stehen. Den Hamster umzusiedeln ist langwierig, teuer und überhaupt eine „traurige Angelegenheit“, findet Reiners. Einen geeigneten Standort zu finden ist schwierig, ob der Hamster den Umzug überlebt fraglich. Selbst wenn, seien die Tiere verwirrt und leichte Beute auf dem fremden Feld.

Frankfurt: Hamster stoppt Bau von Wohnungen

Die Stadt sieht das ähnlich. „Der Erhaltungszustand der Art ist hessenweit als schlecht einzustufen“, heißt es im Bericht. Das eigentlich geplante Baugebiet würde den ohnehin kleinen Lebensraum der Art um ein Drittel verkleinern. „Dieser Lebensraum ist als Fortpflanzungs- und Ruhestätte gesetzlich geschützt.“ Vor diesem Hintergrund sei eine Überbauung des betreffenden Gebietes aus Sicht des Magistrats derzeit nicht zulässig.

2013 hatte der damalige Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) 15 Gebiete präsentiert, auf denen er so schnell wie möglich Wohnungsbau realisieren wollte. Das größte Quartier auf der Liste sollte in Sindlingen entstehen. Von 2000 Wohnungen gingen die Planer aus, sogar die gerade erst sanierte Bezirkssportanlage hätte verlegt werden können. 

Wohnungen in Frankfurt: Keine Einigung mit dem Hamster

Doch wegen der Nähe zum Industriepark Höchst war das neue Wohnviertel lange blockiert. Mit der Industrie hat sich die Stadt inzwischen auf einen Abstand von 500 Metern geeinigt. Mit dem Feldhamster noch nicht.

Die Sindlinger wird das nicht groß stören. Die Aussicht, auf einen Schlag 2000 neue Wohneinheiten in den Stadtteil zu bekommen, hat viele erschreckt. Anwohner gründeten eine Bürgerinitiative. Zu groß schien ihnen der Zuwachs an Autos und Nachbarn, die Infrastruktur des eher kleinen Stadtteils mit 9000 Einwohner gebe das nicht her.

Von George Grodensky

Der Konflikt zwischen Ökologie und der sozialen Aufgabe, den Wohnungsmangel zu beheben, wird zum bestimmenden Widerspruch. Ein Kommentar zum Feldhamster*.

Die AG Feldhamsterschutz hat den Frankfurter Umweltpreis* der Scherrer-Stiftung erhalten. Die Gruppe sucht Tausende Hektar Stoppelacker nach den Tieren ab.

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