Frankfurt: „Sevilljaaa“ aber kein „Ja“-Wort im Römer

Standesbeamtin Natascha Keck über die schweren Anrufe bei Brautpaaren. Wegen der geplanten Feierlichkeiten der Eintracht mussten neun Trauungen verlegt werden.
Natascha Keck ist, wie sie selbst sagt, „Standesbeamtin mit Leib und Seele“. Seit nunmehr 20 Jahren kümmert sie sich um die Trauungen von Hochzeitspaaren in Frankfurt. Am vergangenen Montag hat ihr der Herzensjob mal etwas weniger Spaß gemacht. Da hat sie die Paare anrufen müssen, die wegen der möglichen Eintracht-Feierlichkeiten am kommenden Donnerstag nicht getraut werden können. „Es war nicht so, dass alle gleich mit Verständnis reagiert haben“, verrät Keck. Doch „nach dem ersten Schock“ hätten sie dann doch Verständnis gezeigt.
„Es war eine schwere Entscheidung für uns“, räumt Keck ein. Aber die stellvertretende Leiterin des Frankfurter Standesamts hatte das Risiko für die Paare nicht eingehen wollen. Abzuwarten, ob die Fußballer der Eintracht wirklich den Euro-League-Pokal holen, um dann zu reagieren, sei keine Alternative gewesen. „Die Paare brauchen ja Planungssicherheit.“ Keck kann sich noch erinnern, wie das nach dem Pokalsieg 2018 aussah. „Da war kein Durchkommen in die Bethmannstraße.“ Die Brautpaare hätten es nicht zu ihrer eigenen Trauung geschafft.
Die Trauungen an diesem 19. Mai an einem anderen Ort in Frankfurt vorzunehmen, sei nicht möglich gewesen. Die Ausweichörtlichkeiten hätten so kurzfristig nicht zur Verfügung gestanden. „Außerdem haben sich die Paare ja bewusst den Römer ausgesucht wegen der feierlichen Stimmung“, gibt sie zu bedenken.
Neun Trauungen mussten verlegt werden, alles ab 13 Uhr am Donnerstag. „Es war nicht leicht, die Paare anzurufen“, gesteht Keck. Ein Anruf blieb ihr erspart, denn ein Brautpaar hatte mitgedacht und schon von sich aus angerufen und gefragt, ob das denn so alles hinhauen würde mit einer Trauung zu diesem bestimmten Termin.
Am meisten Verständnis habe ein Paar gezeigt, das es selbst mit der Eintracht hält. Alle neun Paare bekamen kurzfristige Ausweichtermine, in einem Fall sogar einen Tag früher, am Tag des Finals. Andere Paare werden jetzt am Freitagnachmittag nach der sonst üblichen Trauzeit getraut. „Das war einem Paar sogar lieber, weil sie da ursprünglich heiraten wollten, aber keinen Termin mehr bekommen haben. Manches Paar habe auch erstmal Bedenkzeit gebraucht, wie denn andere Termine umzulegen sind. „Friseur, Kosmetik, das hängt ja alles hinten dran“, so Keck.
Es ist nicht das erste Mal, dass Brautpaare aus dem Römer ausgeladen werden mussten. Zuletzt war das 2017 beim Staatsbesuch von Emmanuel Macron. Nach dem französischen Staatspräsidenten wird nun also ein Fußballverein zum Hochzeitscrasher. „Dass die Eintracht so weit kommt, damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt Natascha Keck.
Auch bis zu den Eintracht-Spielern haben sich die abgeblasenen Hochzeiten rumgesprochen. Shooting-Star Ansgar Knauff versprach am Donnerstag, als er dazu befragt wurde: „Wenn wir gewinnen, lassen wir uns für die Paare auf jeden Fall etwas einfallen – ein Geschenk, Trikots, irgendwas“, sagte Knauff und schob nach: „Oder sie feiern einfach mit uns.“ Heiratsanträge in Stadien hat es schon oft gegeben, Hochzeitsfeiern bei Europapokalsiegen hingegen eher weniger.
