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Schule in Frankfurt: Wie das Losen funktioniert

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Von: Sandra Busch

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An der IGS Herder knetet Mascha ein Kugelgelenk im Rahmen der Unterrichtsreihe „Der menschliche Körper“.
An der IGS Herder knetet Mascha ein Kugelgelenk im Rahmen der Unterrichtsreihe „Der menschliche Körper“. © Rold Oeser

In Frankfurt ist die Platzvergabe an weiterführenden Schulen kompliziert – künftig muss häufiger gelost werden. Die FR beantwortet Fragen der Eltern.

Frankfurt - Auch dieses Jahr wird wohl nicht jedes Kind an seiner weiterführenden Wunschschule aufgenommen werden. Denn es gibt Schulen, die sehr gefragt sind und Kinder ablehnen müssen. Soll ich die beiden Wunschschulen mit dem Bauch oder dem Kopf wählen?

Sowohl als auch. Eines darf nicht vergessen werden: Rund 80 Prozent der Schüler haben im vergangenen Jahr ihren Erstwunsch erfüllt bekommen. Daher sollte als Erstwunsch die für das Kind am besten passende Schule gewählt werden. Auch wenn von vornherein klar ist, dass sie überrannt werden wird. Als Zweitwunsch jedoch eine Schule anzugeben, die seit Jahren überlaufen ist, ist wenig sinnvoll. Schulen, die mit Erstwünschen voll sind, haben keinen Platz mehr für Zweitwunschschüler. Tendenziell ist es so, dass Schulen in der Peripherie Frankfurts und gerade erst gegründete Schulen eher noch Plätze frei haben.

Wie entscheidet eine Schule, welche Schüler sie aufnimmt?

Nach Paragraf 70 des Hessischen Schulgesetzes: Härtefälle müssen genommen werden, die erste Fremdsprache spielt eine Rolle und ein vom Kultusministerium (HKM) zertifizierter Schwerpunkt – den gibt es für Musik und für Sport. Schulen können, müssen aber Geschwisterkinder nicht bevorzugt aufnehmen. Alle Gymnasien werden die Geschwisterkindregelung in Anspruch nehmen. In anderen Schulformen wird sie nicht immer angewandt.

Schule in Frankfurt: Wie das Losen funktioniert

Was ist ein Härtefall?

Wenn ein Kind eine Krankheit hat, wegen der es etwa keine langen Wege auf sich nehmen kann und deshalb wohnortnah zur Schule gehen muss. Es gibt auch soziale Gründe für einen Härtefall. Wenn Eltern beispielsweise eine lebensbedrohliche Krankheit haben, dann kann es notwendig sein, das Kind wohnortnah zur Schule gehen zu lassen, wenn es dieses stabile Umfeld braucht. In jedem Fall muss bei Krankheiten ein amtsärztliches Gutachten einen Härtefall belegen. Alleinerziehend zu sein, ist zum Beispiel kein Härtefall. Ein anerkannter Härtefall wird in jedem Fall prioritär aufgenommen.

Welche Schulen haben einen vom Kultusministerium zertifizierten Schwerpunkt?

Musik: Bettinaschule, Carl-Schurz-Schule, Elisabethenschule, Goethe-Gymnasium, Leibnizschule, Lessing-Gymnasium, Schule am Ried, Wöhlerschule. Hinzu kommt die Musterschule als Zentrum zur Förderung musikalisch Hochbegabter. Sport: Carl-von-Weinberg-Schule, Schillerschule (Rudern). An der Freiherr-vom-Stein-Schule gelten für den bilingualen Zweig besondere Aufnahmebedingungen: ab der fünften Klasse wird teilweise in Italienisch unterrichtet.

Unsere Wunschschule hat Spanisch als erste Fremdsprache. Muss mein Kind mit diesem Sprachwunsch in die Spanisch-Klasse aufgenommen werden?

Ja, so ist es gesetzlich geregelt. Aber: Wer bei 50 Anmeldungen für die Spanisch-Klasse 30 Plätze zu vergeben hat, kann eben nicht alle aufnehmen. Dann wird gelost.

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Für die Spanisch-Klasse musste gelost werden, mein Kind hat keinen Platz erhalten: Hat es noch die Chance, in die Englisch-Klasse an der Schule aufgenommen zu werden?

Wenn auf dem Anmeldeformular bei der Fremdsprache nur bei Spanisch ein Kreuz gesetzt wurde, dann nicht. Der Anmeldebogen wird direkt an die Zweitwunschschule weitergegeben. Gibt es dort kein Spanisch, sondern Englisch als erste Fremdsprache, dann wird die Zustimmung zu Englisch vorausgesetzt. Wird das Kind auch an der Zweitwunschschule nicht aufgenommen, spielt die Wahl der ersten Fremdsprache bei der Zuweisung eine Rolle: Es würde an eine Schule mit Spanisch als erster Fremdsprache verwiesen – sofern es Kapazitäten in der Stadt gibt.

Uns ist die Schule wichtiger als die Fremdsprache. Wir würden sowohl etwa Französisch als auch Englisch als erste Fremdsprache an unserer Wunschschule akzeptieren. Wie kann ich das deutlich machen?

Dann müssen auf dem Anmeldeformular beide Fremdsprachen angekreuzt werden. Allerdings sollten dabei Prioritäten gesetzt werden: Etwa nebendran kennzeichnen, welche Fremdsprache die Erstwahl wäre. Wird Französisch favorisiert, kommt das Kind zunächst in den Französisch-Topf. Muss dort gelost werden und das Kind erhält keinen Platz in der Französischklasse, dann kann es nachrangig in der Englischklasse aufgenommen werden – allerdings nur, wenn es dort noch Kapazitäten gibt. Das heißt: Das Kind wird nur aufgenommen, wenn für die Englischklasse weniger Anmeldungen als Plätze vorhanden sind. Sind es nun wieder zu viele Kinder, die aus dem Spanisch-Topf fielen und diese Restplätze haben wollen, dann passiert was? Genau, es wird gelost. Das Gleiche gilt umgekehrt für die Erstwahl Englisch und Zweitwahl Spanisch, denn alle Sprachen werden gleichwertig behandelt. Kann das Kind auch nachrangig nicht aufgenommen werden, geht der Anmeldebogen dann an die Zweitwunschschule.

Muss mein Kind ein Instrument spielen, um in einen musikalischen Schwerpunkt aufgenommen zu werden?

Der Stadtelternbeirat hat eine neue Vorsitzende: Am Freitagabend wählte das Gremium Julia Frank an die Spitze der Frankfurter Elternschaft. Sie übernimmt das Amt von Eckhard Gathof, der dem Gremium zwei Jahre vorgestanden hatte. Er war Mitte Januar nicht wieder in den Beirat gewählt worden. Zu Franks Stellvertreterin wurde Andrea Herschbach ernannt. Frank und Herrschbach gehörten auch dem Vorstand des vorherigen Stadtelternbeirats an. Die weiteren Vorstandsämter gingen an Ali Riza Duru, Mirko Mucko und Rafaela Hartenstein. sabu

Nein. Die Anforderungen für die Aufnahme in den musikalischen Schwerpunkt können auf den Homepages der Schulen eingesehen oder an den Schulen erfragt werden. Wenn Ihr Kind noch kein Instrument spielt, muss es sich aber möglicherweise verpflichten, für eine gewisse Zeit eins zu lernen. Zudem muss es am erweiterten Musikunterricht teilnehmen. Schulen dürfen bei der Auswahl auch auf die instrumentale Zusammensetzung von Orchestern achten. Gibt es zu viele Kinder mit Musikwunsch, werden die Plätze verlost. Wer es nicht per Los in die Musikklasse schafft, kommt in den Topf für die Klassen ohne Schwerpunkt an der gewünschten Schule.

Frankfurt: Alle Zu- und Absagen für den Schulwechsel gehen am 28. Mai in die Post

Wird in Schulen mit HKM-zertifiziertem Sport-Schwerpunkt die Eignung getestet?

Ja. Es müssen Nachweise erbracht werden, es gibt Sichtungstermine.

Wann kommt die Geschwisterkindregelung zum Tragen?

Wenn eine Schule nur eine erste Fremdsprache anbietet und keinen HKM-zertifizierten Schwerpunkt hat, kann sie Geschwisterkinder einfach zuerst aufnehmen. Nimmt eine Schule allerdings ein Geschwisterkind, muss sie im Rahmen ihrer Kapazitäten alle anderen ebenfalls nehmen. Auch für Sprachenklassen gilt: Unter allen, die etwa Französisch wollen, werden Geschwisterkinder mit Französischwunsch bevorzugt aufgenommen. Genauso ist es bei Musik: Wünscht ein Geschwisterkind Musik, hat es Vorrang vor den anderen Kindern mit Musikwunsch.

Unserer Wunschschule hat zwei erste Fremdsprachen und einen HKM-zertifizierten Schwerpunkt Musik. Wie sieht da die Aufnahme aus?

Beispiel Elisabethenschule: Spanisch und Englisch als erste Fremdsprache, eine Musikklasse. In der Musikklasse sind sowohl Kinder mit Spanisch als auch mit Englisch. Zunächst werden alle Geschwisterkinder aufgenommen, die in die Musikklasse wollen. Die restlichen Plätze werden vergeben an die anderen Schüler mit Musikwunsch. Falls es zu viele sind, wird gelost. Wer keinen Platz erhält, kommt nun – je nach Wahl der ersten Fremdsprache – in den Englisch- oder Spanischtopf zu den Kindern, die sich Musik nicht gewünscht hatten. Dort werden wieder Geschwisterkinder zuerst aufgenommen. Die verbliebenen Plätze in der Spanischklasse gehen an die Kinder mit Spanischwunsch. Sind es zu viele, entscheidet das Los. Gleiches gilt für die Englischklasse. Wer beim Losen rausfällt – siehe vier Fragen vorher.

Schule in Frankfurt: Wie das Losen funktioniert

Was darf ich ins Feld Anmerkungen schreiben?

Dort sollte die Anmeldung zu einem zertifizierten Schwerpunkt angegeben werden und warum das Kind die Aufnahmekriterien dafür erfüllt. Etwa das Spielen eines Instruments oder die Bereitschaft ein Instrument zu lernen. Sinnlos ist, eine Neigung zu Naturwissenschaften darzulegen. Sie sind kein HKM-zertifizierter Schwerpunkt. Härtefälle müssen dort begründet werden. Ist das Kind ein Geschwisterkind, sollte das auch angegeben werden.

Wer lost an den Schulen?

An der Verlosung nimmt in der Regel der Schulleiter oder die Schulleiterin teil. Hinzu kommen zwei weitere Personen aus der Schule. Es wird ein Protokoll geführt.

Wann erfahre ich, ob es mit der Wunschschule geklappt hat?

Alle Zu- und Absagen gehen am 28. Mai in die Post. In die Schulpost. Bis die Briefe also bei einem Postdienstleister sind und dann bei den Eltern ankommen, können mehrere Tage vergehen.

Im Falle einer Zuweisung: Kann ich mein Kind bei unseren Wunschschulen auf eine Warteliste setzen lassen?

Alle Kinder, die sich an der Schule angemeldet haben, werden durchgelost. Gibt es 120 Plätze und 150 Anmeldungen, wird bis Platz 150 gelost. Das gilt auch für die Sprachenklassen und den Schwerpunkt. So entsteht schon beim Aufnahmeverfahren eine Nachrückerliste, aus der bei frei werdenden Plätzen nachbesetzt wird. Wer nach einer Zuweisung wissen möchte, welche Schulen noch freie Plätze haben, kann das ab dem 8. Juni im Staatlichen Schulamt unter der Nummer 389 891 38 erfragen.

Zusammengestellt von Sandra Busch

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