Frankfurt: Schauriger Fund unter einer Schule in Rödelheim

Bei Bauarbeiten in Rödelheim wurden Dutzende von Skeletten entdeckt . Gemeinsamer Einsatz von Mordkommission und Denkmalamt.
Es war ein schauriger Fund, den Bauarbeiter Ende Februar in Rödelheim machten: Sie stießen bei Erdarbeiten auf dem Gelände der Michael-Ende-Grundschule auf menschliche Knochen. Die Aufregung an der Schule sei groß gewesen, teilte das Denkmalamt nun mit. Gemeinsam mit der Frankfurter Mordkommission rückte ein Ausgrabungsteam aus. Die Skelette lagen in sorgsam angelegten Gräbern 95 bis 155 Zentimeter unter dem heutigen Schulhofniveau. Die Toten waren regulär bestattet worden – ein Blick in alte Karten zeigt laut Denkmalamt, dass dort einst der alte Rödelheimer Friedhof lag. Für die Mordkommission war der Einsatz damit beendet.
Funde wie diese gibt es mehrmals im Jahr. Polizeisprecher Marc Draschl spricht von einer einstelligen Zahl an Fällen, bei denen Bauarbeiter auf Knochen stoßen. Gemeinsam ermitteln Kriminalistik und Archäologie, wie alt die Knochen sind. Verbrechen könnten meist schnell ausgeschlossen werden. „Aber wir müssen das natürlich trotzdem prüfen“, sagt Draschl.
Während der Einsatz für die Polizei in der Assenheimer Straße schnell beendet war, ging es für die städtische Bodendenkmalpflege erst richtig los. Unter der Leitung von Grabungstechniker Michael Obst entdeckten die Mitarbeiter:innen auf einem Areal von 180 Quadratmetern 59 Gräber. Die Verstorbenen waren in Särgen auf dem Rücken liegend bestattet worden. Einigen wurden persönliche Dinge mit ins Grab gegeben, etwa eine beinerne Haarspange. Die ersten gesichteten Gräber stammen ais den 19. Jahrhundert, also aus der Endphase des Friedhofs. Grundsätzlich ist der Friedhof laut Denkmalamt noch auf einer Karte von 1850 dargestellt, seit 1878/1879 liegt der neue Rödelheimer Friedhof in der Westerbachstraße.
Auf den modernen Frankfurrer Friedhöfen gilt eine Ruhefrist von 20 bis 35 Jahren nach dem Tag der Bestattung, danach darf das Grab wiederbelegt werden. Auch im 19. Jahrhundert währte die Grabruhe nicht ewig. Nach dem Auflassen eines vollständigen Friedhofs – etwa, wenn ein neuer Friedhof angelegt wurde – stand das großzügig bemessene Gelände wieder für eine neue Nutzung zur Verfügung. Dass darauf dann ein Schulneubau und der zugehörige Schulhof entstanden, ist auch in anderen Stadtteilen nachweisbar.
Die Lage des Friedhofs konnte bei der aktuellen Ausgrabung eindrucksvoll dokumentiert werden. Die Gebeine sollen voraussichtlich auf dem nahegelegenen Friedhof Westhausen bestattet werden.
Die Arbeiten an der Michael-Ende-Schule dienen dem Bau einer temporären Containeranlage, bei der die vorhandenen Klassenraumcontainer ausgetauscht und erweitert werden. Während der Ausgrabung organisierte das Denkmalamt eine Führung für die interessierten Lehrkräfte der Schule, damit sie die mögliche Fragen der Kinder zu den Ausgrabungen fachkundig beantworten können.
