Ramadan in Frankfurt: To-Go-Pakete statt gemeinsames Fastenbrechen wegen Corona

Für die Muslime in Frankfurt beginnt am Dienstag der Fastenmonat Ramadan.Wegen Corona wird die Zelebrierung eingeschränkt sein. Mehrere Gemeinden kochen für Bedürftige.
Frankfurt - Mohammed Seddadi hat bei vielen Mitgliedern der Abu-Bakr-Moschee gemerkt: „Das Zusammensein und die Gemeinschaft fehlt ihnen“, sagt der Vorstand der Gemeinde aus Hausen. Ganz besonders wird das im Fastenmonat Ramadan spürbar, der am heutigen Dienstag beginnt und am 12. Mai endet.
Im Fastenmonat dürfen Muslime zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang nicht essen, trinken und keinen Geschlechtsverkehr haben. „Ein Tag im Ramadan ist spirituell wie ein ganzes Jahr“, erklärt Seddadi.
Ramadan in Frankfurt: Viel weniger Menschen wegen Corona beim Freitagsgebet in Hausener Moschee
Umso trauriger stimmt es ihn, dass die Zelebrierung des Ramadans aufgrund der Coronavirus-Pandemie eingeschränkt bleibt. Statt in der Kantine der Moschee gemeinsam das Fasten zu brechen, sich zu unterhalten und anschließend mit Hunderten Menschen das Gebet zu verrichten, wird es wie schon im vergangenen Jahr nur das gemeinsame Gebet unter Auflagen geben.
Statt 1500 Menschen, die früher zum Freitagsgebet kamen, können maximal 150 Gläubige sich auf die drei Etagen des Gebäudes verteilen. „Das ist das Mindeste, was wir unseren Mitgliedern anbieten können“, sagt Seddadi.
Strenge Hygienekonzepte zu Ramadan in Frankfurt: Keine Gebetswaschung und eigener Teppich
Im Ramadan wird zusätzlich zu den fünf täglichen Gebeten das sogenannte Tarawih-Gebet nach dem Nachtgebet verrichtet. Die Sanitäranlagen sind allerdings geschlossen, sodass die Gebetswaschung zu Hause vollzogen werden muss. Der Gebetsteppich muss mitgebracht werden, eine Maske die ganze Zeit getragen und ein Abstand von mindestens 1,50 Meter eingehalten werden. Zudem werden Anwesenheitslisten geführt.
„Der Ramadan lehrt uns Umstellung und weckt bei uns Lebensgeister und Dynamiken, die uns aus unseren Routinen rausbringen“, sagt Mohammed Johari. Vorstandsmitglied und Imam der IIS Moschee im Gallus. „All das ist eine Prüfung von Gott.“ Sei es der Schlaf- oder Aktivitätsrhythmus oder sich auf etwas Neues einzustellen.
Auch während Ramadan: Immer mehr Online-Angebote in Frankfurter Moscheen
So werden in der IIS, das für Islamische Informations- und Serviceleistungen steht, seit längerem zwei Freitagsgebete angeboten, weil nur 130 Menschen gleichzeitig in der Moschee sein dürfen. „Wir haben auch mittlerweile sehr viele Onlineangebote“, sagt Johari. Während des Ramadan wird es via Youtube zahlreiche Vorträge geben, die wie die Freitagspredigt auf Deutsch gehalten werden.
Der fehlende Kontakt wird auch in der Merkez-Moschee in der Münchener Straße im Bahnhofsviertel vermisst. „Der Ramadan ist eine Zeit des Innehaltens, der Besinnung und des Zuwendens zu unseren Mitmenschen“, sagt Onur Akdeniz, Landesgeschäftsführer der hessischen Ditib-Moscheen.
Ramadan in Frankfurt: „Iftar-to-go-Parkete“ statt großem Fest zum Fastenbrechen in Merkez-Moschee
In der Merkez-Moschee wird es wie im vergangenen Jahr auch schon kein Iftar, also kein gemeinsames Fastenbrechen geben. „Um unseren bedürftigen, alleinlebenden sowie finanziell schwächeren Mitmenschen jedoch weiterhin solidarisch beistehen zu können, rufen einige Moscheegemeinden zu Spenden und Hilfskampagnen auf“, berichtet Akdeniz. Andere wiederum würden kostenlose „Iftar-to-go-Pakete“ anbieten.
In der Küche der Abu-Bakr-Moschee wird wie im vergangenen Jahr auch gekocht. Dieses Mal werden täglich 150 Essenspakete in die Flüchtlingsunterkunft in der Ludwig-Landmann-Straße gebracht. „Unsere Mitglieder möchten im Ramadan spenden“, sagt Mohammed Seddadi.
Auf diese Spendenbereitschaft hoffen auch die Moscheegemeinden, die sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzieren. Seit einem Jahr sind die Einnahmen durch die ausbleibenden Betenden stark gesunken. (Timur Tinc)