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Frankfurt: Protest gegen Räumung am Ostbahnhof

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Von: Stefan Simon

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Aus dem Klapperfeld brannten Vermummte ein kleines Feuerwerk ab. peter jülich
Aus dem Klapperfeld brannten Vermummte ein kleines Feuerwerk ab. peter jülich © Peter Jülich

Mehrere linke Bündnisse fordern ein Ende von Gentrifizierung und Verdrängung. Die Linke solidarisiert sich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern vom Wagenplatz.

Rund 350 Personen haben sich am Freitagabend an der Konstablerwache zur Demonstration „Keine Stadt ohne uns – Wohnraum für Alle statt Gentrifizierung“ versammelt. Dazu aufgerufen hatte das Bündnis „Keine Stadt für uns“, die Bewohner:innen vom Wagenplatz am Ostbahnhof „We Need Home To Stay At Home FFM“ sowie mehrere linke Bündnisse.

Konkreter Anlass der Demo ist die Räumung des Wagenplatzes am Ostbahnhof am 6. Dezember. Auf der Fläche soll ein Hotel entstehen. Die Brachfläche besetzte im letzten Jahr die Gruppe „We Need Homes To Stay FFM“ mit Bauwagen und kleinen Bussen. Die Wagenplatz-Crew verwandelte die Brachfläche zu einem kunterbunten Dorf, engagierte sich in diversen Bündnissen, bot Workshops und Kinoabende und ist gut vernetzt sowie beliebt in der Nachbarschaft im Ostend.

Die Gruppe will mit der Besetzung ein Zeichen setzen gegen die Wohnungsnot in Frankfurt. Das Hotel leistet aus ihrer Sicht einen Beitrag zur rasant fortschreitenden Gentrifizierung des Ostends.

Nach dem Start der Demo an der Konstablerwache bog der Demozug lautstark in die Klapperfeldstraße ein. Direkt am alten Polizeigefängnis, dem Klapperfeld, wurde aus dem vorderen Teil der Demo eine Rakete gen Himmel geschossen. Scheinbar das Signal für vier vermummte Personen im Klapperfeld, die aus den Fenstern heraus Pyrotechnik abbrannten. Zur Freude der Demoteilnehmenden, die lautstark jubelten. Die Polizei griff nicht ein. Die Demonstrierenden liefen weiter Richtung Allerheiligentor.

Dann kam es zu einer Szene, die man auf linken Demos wohl eher selten mitbekommt. Nachdem ein Krankenwagen mit Blaulicht sich der Demo näherte, machten die Teilnehmenden Platz. Daraufhin bedankte sich die Polizei bei ihnen.

„Die Räumung ist nicht nur ein Angriff auf die Menschen der Initiative, sondern auch auf die 20 wohnungslosen und meist migrantisierten Menschen, die im alten Bahnhofsgebäude leben“, sagt Phuong Thanh Tran, Sprecherin von „Keine Stadt ohne uns“. Diese Menschen, die konsequent von der Stadtpolitik seit Jahren ignoriert würden, werde nun der letzte Rest genommen. „Das Problem ist der private Wohnungsmarkt, der Wohnraum als Ware behandelt. Als Folge bereichern sich einige private Investorinnen und Investoren auf Kosten der Allgemeinheit. Ein gutes Leben für alle ist möglich – es mangelt nur an politischem Willen“, so Thanh Tran.

Auch die Linke unterstützt die Demonstration und zeigt sich solidarisch mit der Wagenplatz-Crew. Der wohnungspolitische Sprecher Eyup Yimaz fragte in einer Anfrage an den Magistrat nach Alternativen. Dieser betonte seine begrenzten Handlungsmöglichkeiten, da es sich bei der Brachfläche um privates Eigentum handele. „Die Antwort ist mehr als enttäuschend, angesichts der Tatsache, dass in weniger als zwei Wochen junge Menschen ihr Zuhause verlieren und vor dem Nichts stehen.“

Nun brechen die kalten Tage an. Doch die Bewohnerinnen und Bewohner vom Wagenplatz wissen nicht, wo sie den bevorstehenden Winter verbringen werden, obwohl Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) ihnen zusicherte einen neuen Standort über den Winter hinaus zu finden.

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