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Frankfurt: Protest gegen Bolsonaro

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Namir Martins nutzt ein Megafon um lautstärker gegen Bolsonaro anzugehen.
Namir Martins nutzt ein Megafon um lautstärker gegen Bolsonaro anzugehen. © Kiki Bruder

Brasilianische Frauen versammeln sich am Kaiserplatz. Sie demonstrieren, weil häusliche Gewalt im südamerikanischen Staat seit Amtsantritt des aktuellen Präsidenten zugenommen hat.

Fora Bolsonaro, Bolsonaro raus!“ – diese Rufe hallen am Samstagnachmittag immer wieder über den verregneten Kaiserplatz. Vier Frauen und ein junger Mann von der Gruppe „Bolsonaro Raus Frankfurt“ haben sich dort versammelt, um gegen den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu protestierten. Es ist das siebte Mal in diesem Jahr, dass sie diesen Protest organisieren. „Solange Bolsonaro an der Macht ist, werden wir auf die Straße gehen“, sagt Alcilene Willeke, eine der Organisatorinnen. „Wir sind heute trotz schlechtem Wetter hier, um die deutsche Bevölkerung für die Lage in Brasilien zu sensibilisieren.“

Seit Bolsonaro an der Macht sei, sei die häusliche Gewalt gegen Frauen stark gestiegen. Laut Amnesty International wurden im Jahr 2020 täglich durchschnittlich 126 Frauen vergewaltigt. „Wir sind heute hier, damit Frauen und Mädchen in Brasilien und auf der ganzen Welt würdige Bedingungen vorfinden, um ihre Lebensprojekte frei zu entwickeln!“, ruft Willeke in ihr Megafon, damit die vorbeilaufenden Passanten und Passantinnen es mitbekommen. Am Ende ihrer Rede ist sie zu Tränen gerührt. Eine Gruppe von Zuhörenden, die sich dazugesellt haben, beginnt zu rufen: „Man tötet nicht aus Liebe! Stoppt Femizide!“. Die Brasilianerinnen stimmen ein.

Doch sexualisierte Gewalt ist nicht das einzige Thema, das sie umtreibt. Besonders während der Pandemie habe sich die Lage in Brasilien verschlimmert. „Bolsonaro ist bis heute gegen die Impfung. Er ist ein Querdenker“, sagt Namir Martins von der Gruppe „Bolsonaro Raus“. Bis dato sind zirka 616 000 Brasilianer und Brasilianerinnen an Corona gestorben. Trotz der Äußerungen des Präsidenten, sind inzwischen 64 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. „Die Impferfolge sind alle durch das Engagement der Zivilbevölkerung erkämpft worden“, sagt Martins.

Ein weiteres Anliegen der Protestierenden ist die Abholzung des brasilianischen Regenwalds. Bolsonaro steht deshalb aktuell vor Gericht. Die österreichische Klimaschutzinitiative Allrise klagt ihn vor dem Internationalen Gerichtshof an, denn er soll für die Abholzung von 4000 Quadratkilometern Amazonasregenwald pro Jahr verantwortlich sein. Die Gruppe geht davon aus, dass die Abholzungsrate seit seinem Amtsantritt 2018 um 88 Prozent gestiegen ist. „Dabei geht es nicht nur um Brasilien“, sagt Namir Martins. „Wenn der Regenwald zerstört wird, hat das Konsequenzen auf der ganzen Welt.“ Auch die deutsche Industrie sei in Brasilien aktiv und richte dort Unheil an. Der Chemiekonzern Bayer etwa exportiert Pestizide, die in der EU längst verboten seien. Deshalb sei es so wichtig, auch die deutsche Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen.

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