Frankfurt: Proben für den Jewrovision

Der größte Tanz- und Gesangswettbewerb für jüdische Teenies in Europa wird am Freitag in der Festhalle gefeiert. Vor 4000 Menschen und einer Promi-Jury – unter ihnen Popstar Mike Singer- treten die Kindern und Teenies des Frankfurter Jugendzentrums Amichai der jüdischen Gemeinde gegen andere Gruppen aus ganz Deutschland an. Sie hoffen wie im Vorjahr den Sieg zu holen.
Concentration“, ruft die bekannte Frankfurter Choreografin Baby Shoo. Dann geht die Probe schon los: Wie bei Britney Spears erstem Hit „One More Time“ beginnt alles im Klassenzimmer: Es wird gerappt, gesungen und synchron getanzt. Viel mehr darf noch nicht verraten werden. Die Stimmung bei den 26 Kindern und Teenies des Frankfurter Jugendzentrums Amichai der jüdischen Gemeinde ist irgendwo zwischen Vorfreude-Euphorie und Aufregung. „Die heiße Phase hat begonnen“, sagt Romy (16).
Denn an diesem Montagnachmittag fehlen nur noch vier Tage bis die Gruppe am Freitagnachmittag in der Frankfurter Festhalle vor 4000 Menschen und einer Promi-Jury – unter ihnen Popstar Mike Singer– beim 20. Jewrovision antreten werden.
Geprobt wird nicht oben im großen Festsaal der jüdischen Gemeinde mit vielen Spiegeln an der Decke und Parkettboden. Seit fünf Monaten üben sie einmal die Woche, seit Sonntag jeden Tag vier Stunden. Der Jewrovision ist der größte Tanz- und Gesangswettbewerb für jüdische Kinder und Jugendliche in ganz Europa. Aus ganz Deutschland sind über 1000 dabei, sie treten in 13 Gruppen gegeneinander an. Der knapp vierstündige Wettbewerb hat den European Song Contest (ESC) zum Vorbild. Und weil das Frankfurter Jugendzentrum vergangenes Jahr den Wettbewerb gewann, ist Frankfurt diesmal der Austragungsort.
Das Motto in diesem Jahr „Don’t Stop Believing“. Das soll ausdrücken, dass der Glaube an sich selbst, aber auch der Glaube an etwas Größeres so wichtig wie nie und gleichzeitig unheimlich schwierig erscheine. Auch der am 14. Mai gefeierte 75. Jahrestag der Staatsgründung Israels steht diesmal im Vordergrund. Bekannte Popsongs texten die Jugendlichen um, damit sollen sie das ausdrücken können, was in ihrem Alltag als Juden und Jüdinnen in Deutschland manchmal so schwer in Worte zu fassen sei, so der Zentralrat der Juden.
Eine der drei Sängerinnen der Frankfurter Gruppe ist die 16-jährige Esther Ismailov. Sie erzählt, dass sie, als sie in der Schule eine Kette mit einem Davidstern-Kette trug, antisemitische Sätze von Mitschülern anhören musste wie: „Judenschlampe, sei froh, dass du nicht vergast worden bist“. Vom Lehrer habe sie wenig Unterstützung erhalten. „Mich nervt auch, dass im Geschichtsunterricht es meist darum geht, warum Menschen Juden nicht mögen.“ Überhaupt sei Jüdisch-Sein in der Gesellschaft immer noch „als nicht so toll“ angesehen. Sie und ihre beiden Mitsängerinnen, die 13-jährige Natali Manasherov und die 17-jährige Tamar Ben-Nun sehen den Jewrovision, abgesehen vom Spaß und dem gemeinsamen Erleben, auch als Chance, um zu zeigen, das Jüdisch-Sein cool sei: „Wir sind stolz, jüdisch zu sein“, sagt Tamar Ben-Nur. Natali Manasherov drückt es so aus: „Jüdisch zu sein ist wow.“ Sie freuen sich, dass auch nicht-jüdische Freundinnen sich Tickets für die Show gekauft haben.
Welchen Popsong sie umgetextet haben, soll eine Überraschung bleiben. Aber der Song habe auf jeden Fall mehr Boom als viele der Songs beim ESC. Tary (12) hofft, dass Juror Mike Singer ihnen „viele Punkte gibt“.
Noch trainieren die Teenies in Jogginghosen. In Tüten mit ihren Namen drauf sind ihre Bühnenoutfits, „Es sind stylishe Schul-outfits“, sagt eins der Mädchen. Bei den Proben läuft nervös und aufgeregt Zvi Bebera, Leiter des Jugendzentrums „Amichai“ umher. Er verrät soviel zum Inhalt des Liedes: „Du darfst träumen, aber nicht deinen Traum verschlafen.“
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) eröffnet am Freitag um 14.30 Uhr den 20. Jewrosvision. Als Special Guest tritt in der Festhalle der israelische Superstar Eden Ben Zaken auf. Tickets unter: www.jewrovision.de