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Frankfurt: Podiumsgspräch zu Jüdische Museen undjüdischer Community

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Von: Moritz Post

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Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden.
Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden. © Peter Jülich

Museumsdirektorin Mirjam Wenzel im Gespräch mit Zentralratspräsident Josef Schuster

Am Montagabend begegneten sich im Neubau des Jüdischen Museums Frankfurt (JMF) der Präsident des Zentralrats der Juden (ZdJ) in Deutschland, Josef Schuster, und die Direktorin des Jüdischen Museums, Mirjam Wenzel.

Bei dem Podiumsgespräch lag der Fokus unter anderem auf aktuellen antisemitischen Entwicklungen im öffentlichen Diskurs. Josef Schuster äußerte seine Empörung über den vom russischen Außenminister Sergei Lawrow getätigten Nazi-Vergleich im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise. Er betonte die Gefährlichkeit, die antisemitische Narrative mit sich brächten, wenn diesen in der Öffentlichkeit nicht klar widersprochen würde. „Wenn solche Sätze und Worte im Raum stehen, werden sie aufgegriffen und immer wieder genutzt“, sagte Schuster. Entsprechend deutlich fiel seine Forderung nach politischen Konsequenzen in Deutschland aus. So sei die Einbestellung des russischen Botschafters als „heftige diplomatische Reaktion“ mehr als überfällig.

Zwist mit Museum in Berlin

Mirjam Wenzel und Josef Schuster diskutierten an diesem Abend auch über das Verhältnis von jüdischen Museen zur jüdischen Bevölkerung. Die Direktorin des Jüdischen Museums zeigt sich hierbei insbesondere an der Perspektive des Zentralrats bezüglich der staatlich getragenen jüdischen Museen in Deutschland interessiert. Wie sie betonte, seien dies Orte, „die nichtjüdische Perspektiven aufzeigen, zugleich aber auch Räume sein sollen, in denen Jüdinnen und Juden ihre eigene Stimme wiederfinden“.

Hintergrund dieses Themas war ein Zerwürfnis zwischen dem Jüdischen Museum Berlin und dem Zentralrat der Juden: Das Berliner Museum hatte im Jahr 2019 starke Kritik von Josef Schuster auf sich gezogen, nachdem es in sozialen Medien die Einstufung der BDS-Bewegung als antisemitisch infrage gestellt hatte.

Schuster betonte in diesem Zusammenhang den Dialog von jüdischen Akteur:innen wie dem Zentralrat und staatlichen Institutionen wie dem JMF und stimmte dem von der Frankfurter Museumsdirektorin angeführten Bildungsauftrag zu: „Wissen soll in den Museen vermittelt werden. Jüdinnen und Juden sollen sich darin aber auch wiedererkennen können.“ Zugleich stellte er im Hinblick auf den Vorfall in Berlin klar: „Wenn sich ein Museum aber derart positioniert, dann kann das nicht die Stimme der Jüdinnen und Juden sein.“

Nicht zuletzt deshalb verbindet der Präsident des Zentralrats der Juden große Hoffnungen mit dem Projekt der Jüdischen Akademie, die zurzeit an der Senckenberganlage in Frankfurt entsteht und ihren Betrieb 2024 aufnehmen soll. Schuster sieht hierin ein „Leuchtturmprojekt“, wie er am Montagabend sagte: „Einerseits soll mit der Akademie die innerjüdische Bildungsarbeit verstetigt und intensiviert werden. Andererseits soll über die Achse von Bildung und Wissen auch die nichtjüdische Öffentlichkeit erreicht werden.“ Dem schloss sich die Ankündigung Schusters an, dass in diesem Zusammenhang bald eine Kooperation der Jüdischen Akademie mit der Goethe-Universität schriftlich fixiert werden solle.

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