Frankfurt: Platz für Tauben gesucht

Die Vögel verlieren ihre Bleibe in der Innenstadt – doch zuvor sollen neue Unterkünfte her.
Gegen das schnelle Aus für die Taubenhäuser in der Frankfurter Innenstadt regt sich Widerstand: Annähernd 5300 Menschen hatten bis Montagabend eine Petition auf der Plattform Change.org unterschrieben, die sich zumindest für eine Fristverlängerung einsetzt.
Ein Nahziel ist bereits erreicht: Auf den 15. März hat die zuständige Frankfurter Aufbau-AG (FAAG) inzwischen das Ende der beiden Unterkünfte in den Parkhäusern an der Hauptwache und am Gericht weiterdatiert; ursprünglich sollten die Taubenhäuser Ende Januar verschwinden. Dort werden etwa 600 Tauben versorgt, indem der Verein Stadttaubenprojekt ihnen artgerechtes Futter bereitstellt und ihre Eier gegen Gipsattrappen austauscht, um die Zahl der Tiere zu begrenzen. Die FAAG beklagt untragbare hygienische Zustände. Der Verein widerspricht.
Unterstützer des Stadttaubenprojekts stellten einen Eilantrag gegen die Kündigung durch die FAAG und erstatteten Anzeige: Es handele sich um einen tierschutzrechtlichen Verstoß, die Tauben auf die Straße zu setzen. Das Ordnungsamt erklärte sich jedoch für nicht zuständig und empfahl den Räumungsgegnern, sich auf zivilrechtlichem Weg ans Gericht zu wenden.
„Wir streben 10 000 Unterschriften an“, sagt Gudrun Stürmer, die Vorsitzende des Stadttaubenprojekts, im Gespräch mit der FR. Und sie betont noch einmal: „Wir können nicht über Nacht das Füttern der Tiere einstellen, die das zum Teil seit zehn Jahren gewohnt sind.“ Der Wegfall der Taubenhäuser werde dafür sorgen, dass die Vögel Unterschlupf in der Nähe suchen, was zu Ärger bei Nachbarschaft und Gewerbe führen werde.
Zuspruch erhält Stürmer vom Stadttaubenprojekt Rhein-Neckar. Vorstandsmitglied Tabea Neisen kritisierte: „Während viele Städte mittlerweile den Schritt vorwärts gehen und mit der Errichtung von Taubenschlägen beginnen, um von den Vorteilen zu profitieren, da diese Vorteile überwiegen, gehen Sie einen Schritt rückwärts.“ Stadttauben verschwänden nicht, nur weil der Schlag abgebaut werde.
Unterstützung erfährt der Verein auch von Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne). Sie hatte sich schon im Dezember für eine Fristverlängerung eingesetzt und plädiert jetzt dafür, mit der Räumung zu warten, bis neue Unterkünfte für die Tauben gefunden sind: „Das ist das Ziel.“ Darüber wolle sie auch mit ihrer Amtskollegin Sylvia Weber (SPD) sprechen, zuständig für Bau und Immobilien.
Es habe durchaus Probleme in den Parkhäusern gegeben, sagt Heilig. So seien etwa Lüftungsschächte verkotet und Futter unsachgemäß verteilt worden. „Aber klar ist: Ohne Taubenhäuser gibt es kein Regulativ.“ Die Arbeit des Stadttaubenprojekts sei gar nicht hoch genug zu bewerten. Aber die Stadt müsse Gebäude zur Verfügung stellen. Eine Idee sei auch, Dachstühle von Kirchen dafür zu öffnen, wie es etwa in Tübingen der Fall sei: „Das finde ich super.“ Für Fledermäuse gibt es solche Wohngelegenheiten bereits in Frankfurt, beispielsweise in St. Bartholomäus in Zeilsheim. „Das Thema ist im Magistrat angekommen“, stellt Rosemarie Heilig fest. „Und wir müssen auch der Bevölkerung klarmachen: Wir brauchen Taubenhäuser.“