Mike Josef: OB mit Hilfe der Grünen

Mike Josef gewinnt bei der Stichwahl in Frankfurt die Wählerschaft anderer Kandidatinnen und Kandidaten. CDU-Konkurrent Becker hat vor allem bei Älteren Zuspruch.
Frankfurt - Mit einer Wahlempfehlung hatten sich die Grünen nach dem Ausscheiden der eigenen Kandidatin schwergetan. Grüne Jugend und Fraktion unterstützten schließlich in der Stichwahl den SPD-Kandidaten Mike Josef, der Parteivorstand empfahl ihn aber nur indirekt. Die Grünen-Wähler:innen, die im ersten Wahlgang für Manuela Rottmann gestimmt hatten, zeigten sich entschlossener. Ob sie nun die Römer-Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt stabilisieren wollten oder die Verkehrspolitik von CDU-Kandidat Uwe Becker ablehnten, oder ob sie ganz andere Gründe hatten: 87 Prozent stimmten für Mike Josef, rund 38 000 Stimmen erhielt er so von den Grünen. Das machte am Ende 41,2 Prozent seiner Wählerstimmen aus.
Die Wahl hat Josef daher für sich entschieden, weil er die Stimmen aus der Wählerschaft anderer Kandidat:innen gewinnen konnte. Vor allem der Grünen und Linken. Nur 46,6 Prozent seiner Wähler:innen bei der Stichwahl hatten ihn laut Wahlanalyse der Stadt bereits im ersten Durchgang gewählt. Dabei konnte er 87,6 Prozent seiner Wähler:innen zwar halten, aber es gingen ihm aus der SPD-Wählerschaft zwischen Haupt- und Stichwahl Stimmen verloren. Bei der Wählerschaft, die bei der Kommunalwahl 2021 SPD gewählt hatte, konnte er bei der Hauptwahl 41,3 Prozent überzeugen, bei der Stichwahl nur noch 23,1 Prozent.
OB-Wahl in Frankfurt: Josef konnte dreimal mehr Stimmen als Becker hinzugewinnen
Dennoch: Insgesamt konnte Josef dreimal mehr Stimmen als Becker hinzugewinnen, der mit einem Vorsprung von 10,5 Prozentpunkten in die Stichwahl gegangen war. Becker konnte vor allem seine Wählerschaft halten, 97,4 Prozent der Menschen, die ihm im ersten Wahlgang ihre Stimme gaben, wählten ihn wieder.
So kommt er in der Stichwahl auf knapp 80 Prozent an Wähler:innen, die ihn bereits bei der Hauptwahl gewählt hatten. Die restlichen 20 Prozent setzen sich kleinteilig zusammen, vor allem Stimmen des FDP-Bewerbers Yanki Pürsün und der unabhängigen Bewerberin Maja Wolff kamen hinzu.
OB-Wahl in Frankfurt: Anhänger:innen vom spielten eine untergeordnete Rolle
Eine Wahlempfehlung für ihn hatte es von niemandem gegeben, Beckers Bemühungen um die Grünen-Wähler:innen blieben fruchtlos. Aber Becker hatte seine Stammwählerschaft aus der Kommunalwahl 2021, die er zu 93,3 Prozent mobilisieren konnte. Doch er gewann zu wenige Stimmen anderer hinzu und kam dann auf 48,3 Prozent, Josef auf 51,7.
Die Anhänger:innen von Peter Wirth, dem Bahnbabo, spielten eine untergeordnete Rolle bei der Stichwahl. Der Bahnbabo war bei der Hauptwahl auf Platz 4 gelandet und hatte eine klare Wahlempfehlung für Josef abgegeben. Doch seine Anhänger:innen folgten ihr kaum. Fast 80 Prozent gingen gar nicht mehr wählen, der Rest spaltete sich zu gleichen Teilen in Becker- und Josef-Wähler:innen auf.
OB-Wahl in Frankfurt: Die Wahlbeteiligung lag bei 35,4 Prozent
Die Wahlbeteiligung lag bei 35,4 Prozent und damit fünf Prozentpunkte niedriger als bei der Hauptwahl. Je älter die Menschen sind, desto eher gehen sie zur Wahl. Bei den über 70-Jährigen beteiligten sich 48,1 Prozent an der Stichwahl, bei den 18- bis 24-Jährigen lediglich 25,7 Prozent. Das besorgt die Volt-Stadtverordnete Elisa Grote. Diese Generation sei aber nicht unpolitisch, viele junge Menschen würden gegen Rassismus oder für das Klima auf die Straße gehen. „Die Stadtpolitik muss das Vertrauen und das Interesse in Politik generell steigern.“
Josef konnte am stärksten von den weiblichen 18- bis 24-Jährigen profitieren, wo er auf 77,8 Prozent der Stimmen kam. Becker wiederum kam mit 68,3 Prozent bei Männern ab 70 Jahren auf die meisten Anhänger. Überhaupt lag Becker bei den über 70-Jährigen deutlich vor Josef. Aber auch nur dort. Bei den 60- bis 69-Jährigen liegen beide gleichauf, in allen jüngeren Altersgruppen liegt Josef vorne. (Sandra Busch)