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Frankfurt: Mit Pizzakarton zur Demo

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Von: Clemens Dörrenberg

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„Spontandemo“ der Fridays for Future von der Alten Oper zum Römer.
„Spontandemo“ der Fridays for Future von der Alten Oper zum Römer. © Christoph Boeckheler

Fridays for Future gehen nach mehreren Monaten Pause mit 100 Demonstrierenden wieder auf die Straße.

Die Akkus mussten erst mal getauscht werden. Kurz nachdem sich am Freitagnachmittag der Demozug von „Fridays for Future“ am Opernplatz in Bewegung gesetzt hatte, musste ein Aktivist schon die Batterien seines Megafons wechseln. Als die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demo später zwischen den Hochhausschluchten des Bankenviertels entlangliefen, rief er durch die Flüstertüte die bekannte Parole der Klimabewegung: „What do we want?“ Die relativ überschaubare Menge erwiderte: „Climate Justice!“

Mit einer „Spontandemonstration“, die von der Alten Oper über das Eschenheimer Tor und den Willy-Brandt-Platz zum Römer führte, meldeten sich am Freitag die Frankfurter Klima-Aktivist:innen zurück. „Wir haben seit letzten Oktober in Berlin nichts gemacht“, sagte Sprecherin Rosa, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Der letzte „Großstreik“ in Frankfurt „mit 19 000 Teilnehmenden“ sei Ende September gewesen. Anlass für diese erst einige Tage zuvor angekündigte Demo sei nun die Bekanntgabe der geplanten EU-Taxonomie gewesen, Atomkraft und Gas als nachhaltige Energien zu deklarieren. „Der Klimakrise ist es egal, ob Olaf Scholz und die EU nachhaltig draufschreiben“, rief ein Sprecher vor der Oper.

„Wir wollten schnell reagieren und schnell auf die Straße“, sagte die 18-jährige Rosa, die sich mit der Resonanz zufrieden zeigte. Angemeldet gewesen seien nur 50 Personen, ergänzte sie. Auf einem großen Transparent war zu lesen: „Eure Normalität ist unsere Krise“. Student Tobias Doch hielt einen Pizzakarton in den Händen, auf dem in krakeligen Lettern „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ geschrieben stand. „Ich habe den Aufruf zur Demo erst gestern auf Instagram gelesen“, berichtete der 20-jährige Offenbacher, der seinen Kommilitonen David Wellen mitgebracht hatte. Der 23-jährige Sachsenhäuser sagte: „Atomkraft als grüne Energie zu bezeichnen, ist einfach eine dreckige Lüge.“

Viele Ältere protestieren mit

Von dem Protest hatte auch eine Gruppe von „Omas for Future“ aus Bruchköbel erst am Vortag erfahren. Sie zählten neben „Scientists“ und „Grandparents for Future“, die mit Bannern und Fahnen vertreten waren, zu den zahlreichen älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Roswitha Neufer (77), die ein Schild mit der Erde in Herzform trug und Helga Hofmann (66), die mit Rollator dabei war, vertraten die achtköpfige Gruppe. „Unvorstellbar“ nannte Hofmann die EU-Taxonomie-Pläne. Neufer betonte, dass ihr die Zukunft ihrer Kinder und Enkel am Herzen liege.

Laut Polizeiangaben blieb die Demo bis zum Ende friedlich. Lediglich an der Abzweigung Junghofstraße/Goetheplatz war es zu Diskussionen gekommen, als der Fahrer eines weißen Mercedes mit Offenbacher Kennzeichen in den Demozug zu fahren drohte, wovon er durch Aktivist:innen abgehalten wurde. Heraneilende Polizisten vermittelten und der Mann, der sich ahnungslos gab, wurde von einem freundlichen Demonstranten über die Hintergründe des Protests aufgeklärt.

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