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Koscher und vegan: Neues Lokal eröffnet im Jüdischen Museum

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Blumenkohl-Steak statt Rinderfilet: Der Gastronom Nir Rosenfeld eröffnet zusammen mit Janka Krauzpaul ein koscheres veganes „Life Deli“ im Jüdischen Museum Frankfurt.

Frankfurt - Ein kantiges Schweinskopf-Tattoo schmückt Nir Rosenfelds Arm, ein animierter Schweinekopf leuchtet als Hintergrundbild auf seiner Apple-Watch. Der 52-jährige Gastronom liebt Tiere, aber nicht auf dem Teller. Am 18. Januar hat er ein Café mit tierproduktfreien Speisen im Jüdischen Museum Frankfurt eröffnet.

Trotz der Sicherheitskontrolle am Museumseingang müssen Besucher:innen des neuen Delis keine Eintrittskarte kaufen. Dort versorgen Rosenfeld, seine Kollegin Janka Krauzpaul und das zehnköpfige Team bis zu 125 Personen täglich unter der Woche und bis zu 250 Personen am Wochenende mit koscherem veganem Essen. Der Begriff „Deli“ steht dabei für eine Mischung aus Schnell-Restaurant mit jüdischen Delikatessen und Feinkostladen. Das Angebot reicht von tierfreiem „Roastbeef“-Carpaccio über gefüllte Paprika und Blumenkohl-Steak bis hin zur Weinauswahl. Die Gäste sitzen im Gastraum mit modernem Retro-Stil, oder auf der Terrasse.

Janka Krauzpaul-Hoch und Nir Rosenfeld in ihrem neuen Deli im Jüdischen Museum.
Janka Krauzpaul-Hoch und Nir Rosenfeld in ihrem neuen Deli im Jüdischen Museum. © Peter Jülich

„Life Deli“ im Jüdischen Museum Frankfurt: Salat wird gründlich gewaschen

Rosenfeld differenziert zwischen veganer Ernährung und veganem Lebensstil. Tierfrei essen sei das eine, keine Ledergürtel oder Pelze zu tragen das andere. Genau so geht es auch in der koscheren Küche zu. Koscheres Essen gehört strikt getrennt von nicht koscheren Produkten. Auch werde etwa der Salat extrem gründlich gewaschen, sonst blieben Kleintiere über. Gerade dabei seien Anhänger:innen der koscheren Küche viel strenger als die meisten Veganer:innen.

Bisher ist das Bistro überaus erfolgreich, berichtet der neue Pächter Rosenfeld. Sein Vorgänger, der nur kurz hier war, habe das Potenzial des Lokals nicht richtig nutzen können, sagt Rosenfeld. Sein Konzept passe besser in das Jüdische Museum, findet er.

Rosenfeld ist selbst Jude und sagt, es sei eine Ehre, seine Ideen in die jüdische Gemeinschaft und das Museum einbringen zu dürfen. Dennoch will er insbesondere Menschen außerhalb der Gemeinde und nicht vegan lebende Personen mit seinem Essen überzeugen: „Veganer essen ja sowieso keine tierischen Produkte.“ Er glaubt, dass viele Vorurteile durch einmalige Erfahrungen mit schlechten Ersatzprodukten entstehen. Es müsse eben gut gemacht sein, weshalb er argumentiert: „Fleisch schmeckt auch nur, wenn es jemand gut zubereitet.“

Pächter des Cafés im Jüdischen Museum Frankfurt engagiert sich für vegane Lebensweise

In seiner Freizeit verteilt Rosenfeld Essen an Obdachlose und kämpft für Tierrechte auf Demos. Sein T-Shirt trägt die Aufschrift „Animal Liberation“, sein Körper den tätowierten Schriftzug „Vegan for Life“. Er kritisiert fehlende „moralische Grenzen“ bei Tierschlachtungen: „Schweine und Kühe dürfen qualvoll umgebracht werden, Hunde aber nicht.“ Wer einmal anfängt, bewusst auf Tiere und Umwelt zu achten, macht es nach Rosenfeld von ganz alleine immer wieder, immer lieber und immer einfacher: „Das kannst du trainieren, es ist wie ein Mitgefühls- und Gerechtigkeitsmuskel.“ (Christian Düring)

Ein neues Restaurant gibt es bald auch im Traditionslokal „Heck Meck“ in der Friesengasse in Frankfurt.

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