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Frankfurt: Klimakiller Auto

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Von: George Grodensky

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Stau am Mainufer.
Stau am Mainufer. © Renate Hoyer

Die städtischen Mobilitäts-Dezernenten diskutieren mit Aktionsgruppen Wege zur Verkehrswende in Frankfurt. Vor allem Pendlerinnen und Pendler nutzen zu sehr den eigenen Wagen.

Es ist eine harmonische Veranstaltung am Dienstagabend im vierten Stock des Hauses am Dom. Der Saal ist voll, die Stimmung entspannt. Das Bündnis Verkehrswende, ein Zusammenschluss von etlichen eher linksökologischen Gruppen, diskutiert mit dem aktuellen und dem designierten Verkehrsdezernenten der Stadt, Stefan Majer und Wolfgang Siefert (beide Grüne). Kritische Stimmen zum Frankfurter Weg zur Verkehrswende sind kaum zu vernehmen. Außer vielleicht, dass es nicht schnell genug gehe und der Bau des Riederwaldtunnels eine Sünde sei.

Besagtes Autobahnprojekt wischt Majer elegant vom Tisch. Wichtiger sei es, sich auf die vielen Aufgaben zu konzentrieren, die vor der Stadt lägen. Beim Riederwaldtunnel sei die Entscheidung lange gefallen, CDU, FDP und SPD hätten ihn gewollt, jetzt gelte es, den demokratisch erwirkten Beschluss zu respektieren. Für andere Autobahnprojekte werde es in der aktuellen Koalition keine Mehrheiten geben. Außer für den Ausbau der A5 auf acht Spuren, da das den Menschen im Norden neue Lärmschutzwände bringe.

Eine zehnspurige A5 möchte die Stadt derzeit ebenso wenig wie einen Ausbau der A66 nach Wiesbaden. Sobald es spruchreife Planungen für diese Projekte gebe und damit die Möglichkeit, Einwände zu erheben, werde die Stadt das auch tun. Nicht einmal die ominöse Machbarkeitsstudie zur A5 sei bislang auf dem Tisch des Verkehrsdezernats gelandet, schimpft Siefert. Auf dem Podium ist man sich weitgehend einig: In Frankfurt gibt es zu viel motorisierten Individualverkehr, sprich Autos, besonders die vielen Menschen, die einpendeln, sind eine Bedrohung für das ehrgeizige Ziel, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen.

Rad- und Fußverkehr gehören gestärkt, der öffentliche Nahverkehr ausgebaut. Allerdings, versucht Willi Loose vom Aktionsbündnis unmenschliche Autobahn wenigstens ein bisschen zu provozieren, erreiche man mit einem attraktiveren Nahverkehrsangebot nicht, dass alle ihr Auto stehenlassen. Er fordert mehr Zwänge.

Ideen dafür gibt es, Publikum und Dezernenten tragen sie zusammen: weitere Radwege, die den Autos Platz streitig machen. Eine Citymaut, ein stadtweites Tempolimit. Dafür hätte die Stadt gerne mehr eigene Entscheidungsbefugnisse. Der öffentlich Raum soll weniger Parkplätze bieten, wenn, dann müssen die kosten. In der Innenstadt sollen die Menschen die Parkhäuser nutzen. Mehr Grün schaffe einen lebenswerteren Stadtraum und nehme Autos den Platz, etwa mittels einer dauerhaften Mainkaisperrung.

Die frechen Vorschläge kommen aus dem Publikum. Ein Mann wünscht sich einen Fahrservice für Seniorinnen und Senioren, die nicht gut zu Fuß sind und darum nicht gerne den Nahverkehr nutzen, sich aber auch nicht ständig ein Taxi leisten können. Das hält Wolfgang Siefert für „eine Krücke“. Lieber möchte er den Nahverkehr so verbessern und barrierefrei machen, das ihn alle nutzen können.

Ein anderer Besucher weist darauf hin, dass die Stadt niemals die riesigen Pendlerströme von der Straße in den Nahverkehr bekommen wird, weil es einfach zu viele seien; rund 385 000 Menschen gondeln jeden Tag mit dem Auto nach Frankfurt. Für ihn liegt ein Lösungsweg darin, mehr Arbeitsplätze im Umland zu schaffen, um so die Pendelei zu reduzieren.

Einig sind sich die Gruppen und die Stadt auch darin: Es braucht eine starke Zivilgesellschaft und gute Bündnisse, um von der kommunalen auch andere politische Ebenen zu erreichen und zu überzeugen.

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