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Karaoke gegen Abtreibungsgegner: Singdemo vor Beratungsstelle Pro Famila

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Von: Kathrin Rosendorff

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Niklas, Bianca und Till singen Karaoke gegen die Abtreibungsgegner vor Pro Familia im Westend.
Niklas, Bianca und Till singen Karaoke gegen die Abtreibungsgegner vor Pro Familia im Westend. © Monika Müller

Vor der Beratungsstelle Pro Famila in Frankfurt gibt es gegen die Mahnwache „Pro Life“ fröhliche Popsongs. „Karaoke gegen Fundis“ heißt die Singdemo, die ein Gegenzeichen sein soll.

Frankfurt - Zwei wirklich sehr unterschiedliche Welten treffen vor der Beratungsstelle von Pro Familia im Westend aufeinander. Auf der einen Seite beten am Freitag die selbsternannten Lebensschützer:innen Rosenkränze und haben Schilder umhängen. Auf einem lächelt ein Baby, darüber steht: „Abtreibung ist keine Lösung“. Eine Frau mit Schirm und Sonnenbrille kniet beim Beten auf dem Asphalt.

Unweit der achtköpfigen Gruppe singen Männer und Frauen als Zeichen ihres Gegenprotests lauthals Karaoke und tanzen fröhlich. Die Titel reichen von „Geile Zeit“ von Juli bis zu „Don’t cha“ von den Pussycat Dolls. In manchen Momenten sieht es aus, als singe einer der „Lebensschützer“ mit. Aber nein, er betet.

Frankfurt: „Karaoke gegen Fundis“ vor Beratungsstelle Pro Famila

„Karaoke gegen Fundis“ heißt die Singdemo, veranstaltet von „Feminist Support FFM“, einer rein männlich besetzten Gruppe, die feministische Kämpfe normalerweise im Hintergrund unterstützt – beispielsweise, indem sie die Kinderbetreuung übernimmt, wenn Frauen wie am 8. März für ihre Rechte auf die Straße gehen. Das betont Till Steinberger, Sprecher der Gruppe. „Aber heute wollen wir mit Popsongs und Spaß ein Gegenzeichen setzten, denn bis Ostern demonstrieren hier täglich die sogenannten Lebensschützer.“ Gegendemonstrantin Maxi (25) machen die betenden Abtreibungsgegner:innen wütend.

„Das ist unverschämt, dass sie sich direkt vor die Beratungsstelle stellen dürfen, wo Frauen hinkommen, die emotional sowieso schon angeschlagen sind, weil sie überlegen abzutreiben. Und dann stehen da diese Menschen, die sie mit ihren Gebeten und Schildern belästigen und beleidigen. Es schockiert mich, dass so viele Frauen dabei sind. Eine ist noch dazu sehr jung.“ Nach einem Urteil des Frankfurter Verwaltungsgerichts dürfen die Teilnehmer:innen der Mahnwache in diesem Jahr ganz nahe ran an das Gebäude in der Palmengartenstraße. Die Stadt hat zwar gegen das Urteil Berufung eingelegt, über deren Zulassung ist aber noch nicht entschieden.

Bundesregierung will Kundgebungen vor Beratungsstellen für Schwangere einschränken

Seit sieben Jahren gibt es die Versammlungen des Vereins namens „Euro Pro Life“, der sich als „europäische Stimme der ungeborenen Kinder“ versteht, immer zwischen Aschermittwoch und Ostern. Die Jahre zuvor mussten die Demonstrant:innen aber weiter entfernt auf der Bockenheimer Landstraße stehen.

Seit Beginn der Mahnwachen organisieren unterschiedliche Gruppen Gegendemos. Gut möglich, dass diese im nächsten Jahr nicht mehr nötig sind; die Bundesregierung plant ein Gesetz, das Kundgebungen vor Beratungsstellen für Schwangere einschränkt.

Eine „Lebensschützerin“ hält ein Schild mit der Jungfrau Maria: „Beschützerin der Ungeborenen“. Gegendemonstrantin Marie (28) sagt: „Das ist wirklich abstoßend.“ Über den Slogan „Unborn lives matter“ ärgert sich Jonas (30): „Sie benutzen Sätze des antirassistischen Kampfes wie ,Black lives matter‘ für ihren fundamentalistischen Wahnsinn.“ Am Sonntag ab 13 Uhr gibt es Aerobic gegen Abtreibungsgegner. (Kathrin Rosendorff)

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