Frankfurt: Kampf um jeden Tropfen Wasser

Die Stadt versucht, mit einem Zukunftskonzept ihren wachsenden Bedarf zu decken. Klimawandel und Bevölkerungswachstum führen zu Engpässen.
Mehr aufbereitetes Mainwasser, weniger Trinkwasserverschwendung: Im Ringen um eine sichere Versorgung für die Zukunft hat die Stadt Frankfurt gemeinsam mit der Hessenwasser GmbH, der Mainova AG und weiteren Partnern ein Wasserkonzept für die nächsten Jahre erarbeitet. Ziel: Bedarf abbilden, Lösungswege aufzeigen.
„Die Wasserversorgung in Frankfurt ist gesichert, aber nur unter bestimmten Bedingungen“, verkündeten die beteiligten Dezernentinnen für Umwelt, Rosemarie Heilig (Grüne), und Wirtschaft, Stephanie Wüst (FDP), am Montag mit Blick aufs Konzept, das am Donnerstag allgemein veröffentlicht werden soll. Eine dieser Bedingungen: Der Großteil des Wassers muss aus dem Umland kommen – Frankfurt kann bisher nur 25 Prozent beitragen, um seinen eigenen Durst zu stillen.
Die Hoffnung, dass sich dieser Eigenanteil massiv steigern ließe, ist gering. Schließlich sieht das Konzept einen wachsenden Wasserbedarf Frankfurts voraus: von 54,3 Millionen Kubikmeter im Jahr 2018 auf 62,4 Millionen im Jahr 2030. Bevölkerungswachstum und heiße Sommer in Zeiten des Klimawandels lassen den Wasserverbrauch seit Jahren steigen.
Um weiterhin genug Wasser zu haben, sind laut Konzept „deutlich größere Anstrengungen als bisher“ erforderlich: etwa die Infiltration von aufbereitetem Flusswasser im Stadtwald und im Hessischen Ried – aber dafür muss die Infrastruktur wachsen. Das heißt: Wasserwerke sanieren, Anlagen, Hochbehälter und Transportleitungen ausbauen. Die sogenannte Neue Riedleitung aus dem Hessischen Ried nach Frankfurt, ein 100-Millionen-Projekt von Hessenwasser, ist im Bau und soll 2030 fertig sein.
Betriebs- und Brauchwasser muss als Ersatz für Trinkwasser bei „nachrangigen Anforderungen an die Wasserqualität“ (etwa Baumbewässerung) viel mehr zum Einsatz kommen. Das gibt es im Main, im eigenen Brunnen oder in der Zisterne. Der Magistrat plant den Ausbau der Betriebswassernutzung, prüft die Förderung von Zisternen und eine Verpflichtung zur Regenwassernutzung bei Neubauten. Eine Infokampagne zum Wassersparen soll im Frühjahr beginnen, ebenso eine Arbeitsgruppe „Nachhaltige Wasserversorgung“.
„Mit dem Wasserkonzept haben wir ein wichtiges Instrument, um langfristig eine nachhaltige Wasserversorgung in Frankfurt zu sichern“, sagt Klima- und Umweltdezernentin Heilig. Magistratskollegin Wüst: „Frankfurt ist sich seiner Verantwortung als Kommune mit dem höchsten Trinkwasserbedarf im Rhein-Main-Gebiet und großen überregionalen Zulieferungen – vor allem aus dem Hessischen Ried und Vogelsberg – sehr bewusst.“ Das Wasserkonzept werde helfen, die richtigen Entscheidungen für Frankfurt zu treffen hinsichtlich einer verbesserten Infrastruktur und anderer Maßnahmen der Wasserversorgung.
Das Konzept geht von einer Steigerung der heißen Tage um 30 bis 40 Prozent in den nächsten Jahrzehnten gegenüber der Referenzperiode 1981 bis 2010 aus – und von einem Zuwachs der Frankfurter Stadtbevölkerung auf 807 000 bis 841 000 Personen im Jahr 2030. Die Berechnungen stammen noch aus dem Zeitraum vor Juni 2021; das Wasserkonzept war seit etwa zwei Jahren in der Entstehung begriffen, auch in Abstimmung mit dem schon vor fünf Jahren vom Land Hessen angestoßenen Leitbildprozess für ein „Integriertes Wasserressourcen-Management Rhein-Main“. „Wir müssen jetzt an einigen Stellen vorangehen“, sagt Alexander Kehl, im Umweltamt maßgeblich mit dem Wasserkonzept befasst. „Es ist mitunter ein steiniger Weg.“
Trotz aller Bemühungen werde Frankfurt weiter „dauerhaft auf die historisch gewachsene überregionale Versorgung mit Trinkwasser angewiesen sein“, räumen die Dezernentinnen ein. Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, größte Kritikerin der Frankfurter Wasserversorgungspolitik, war nicht in die Beratungen zum Konzept eingebunden.
Das Wasserkonzept, das nun den Stadtverordneten vorgelegt wird, steht von Donnerstag an im Frankfurter Online-Parlamentsinformationssystem Parlis: https://stvv.frankfurt.de/parlis
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